Arnold J. Toynbee
Arnold Joseph Toynbee (* 14. April 1889 in London, † 22. Oktober 1975 in New York) war britischer Kulturtheoretiker und einer der bedeutendsten Geschichtsphilosophen des 20. Jahrhunderts. Er gilt als letzter großer Universalhistoriker.
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2 Zitate 3 Werke 4 Literatur |
Leben und Werk
Toynbee studierte Geschichte in Winchester, in Heidelberg und am Balliol College in Oxford und arbeitete sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg für das Foreign Office, das britische Außenministerium. Im Jahr 1919 nahm er an der Friedenskonferenz von Versailles teil. Gleich anschließend übernahm er eine Professur für byzantinische Geschichte an der University of London und 1924 den Lehrstuhl für Internationale Geschichte an der London School of Economics. Von 1925 bis 1956 war er zudem Direktor des Royal Institute for International Affairs.
Zwischen 1934 und 1961 arbeitete Tyonbee an seinem epochemachenden 12-bändigen Hauptwerk A Study of History (dt.: Der Gang der Weltgeschichte), in dem er die Bedingungen von Entstehung, Aufstieg und Verfall von Kulturen (civilizations) umfassend analysierte. Dabei widmet er in Abkehr von einer eurozentristischen Geschichtsschreibung, den außereuropäischen Kulturen ebenso viel Aufmerksamkeit wie der europäischen. Das monumentale Werk begründete Toynbees Ruf als einer der letzten großen Universalhistoriker in der Tradition Jacob Burckhardts und Oswald Spenglers.
Der Gang der Weltgeschichte knüpft an Spengler (Der Untergang des Abendlandes) an, vertritt aber nicht dessen kulturpessimistisch-deterministische Sicht, nach der alle Kulturen eine quasi naturgesetzliche Entwicklung von Aufstieg, Blüte und Verfall durchlaufen. Vielmehr propagiert Toynbee eine evolutionäre, prinzipiell ergebnisoffene und damit differenzierte Sichtweise. Danach entwickeln sich nicht alle Kulturen in einem steten Kreislauf von Aufstieg und Verfall, sondern jeweils unterschiedlich - je nach ihrer Fähigkeit, "Antworten" (responses) auf "Herausforderungen" (challenges) zu finden.
Er vertritt die Auffassung: Je höher der Anreiz zur Entwicklung einer Kultur, desto höher deren spätere Entwicklungsstufe. Die Herausforderung kann aber auch zu stark sein und zu einer Überdehnung der Kräfte führen. Demnach entwickeln sich Kulturen, die vor zu einfache oder zu schwere Herausforderungen gestellt werden, überhaupt nicht oder fallen in Stagnation wie die der Polynesier oder der Inuit. Andere finden eine Lösung für eine zu bewältigende Aufgabe - wie etwa die altägytische Kultur auf die jährlich wiederkehrenden Überschwemmungen des Nillandes - und gelangen zu großer Blüte. Einige davon gehen auch wieder unter, andere dagegen erleben eine Transformation in eine oder mehrere Tochterkulturen. So sind etwa die abendländische und die byzantinische Kultur aus der römisch-hellenistischen hervorgegangen. Wieder andere erweisen sich als sehr langlebig - weil anpassungs- und wandlungsfähig - wie etwa die chinesische Kultur. Als entscheidende Triebkraft der Geschichte sieht Toynbee keine abstrakten Ideen oder Gesetzmäßigkeiten, sondern das Wirken des Menschen selbst.
Toynbee sah eine allgemeine Weltkultur im Entstehen, deren große Herausforderung seiner Ansicht nach darin besteht, einen den Frieden garantierenden Weltstaat zu schaffen. Viele sehen in Toynbee daher einen frühen Propheten der Globalisierung. In seinem letzten, unversalgeschichtlichen Werk Menschheit und Mutter Erde von 1974 schreibt er:
Der Gang der Weltgeschichte
Toynbees Kulturtheorie
Weltkultur und Weltstaat
Zitate
Werke
(Auswahl)
Literatur