Haarhausen
Haarhausen ist ein Dorf der Wachsenburggemeinde im Ilmkreis, an der Bahnstrecke Erfurt - Arnstadt und ca. 5 km von der Autobahn A4 entfernt gelegen. Es hat ca. 600 Einwohner.
PLZ: 99310
Telefon-Vorwahl: 03628 (Arnstadt)
Im Dorf gibt es eine Gaststätte und eine Pension, sowie den Kindergarten des Wachsenburggemeinde. Das Vereinsleben wird durch die Freiwillige Feuerwehr, der Haarhäuser Kanevals-Verein und die Fußballmanschaft der SG Haarhausen-Sülzenbrücken geprägt.
Der Name des Ortes leitet sich vom althochdeutschen hora (= Sumpf) ab, was auf die feuchten Niederungen nördlich des heutigen Dorfes hinweist. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es im Jahr 786. In der Umgebung lassen sich aber noch frühere Siedlungen aus dem 4. oder 5. Jahrhundert nachweisen. Dies ist das Resultat von in den 1980er Jahren durchgeführten Ausgrabungen. Im Ergebnis dieser Ausgrabungen errichtete das Weimarer Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens am westlichen Dorfrand ein Gelände für experimentelle Archäologie, dessen wichtigstes Exponat ein rekonstruierter germanischer Backofen ist (siehe dazu auch: Geschichte Thüringens).
Im Jahr 1451 wurde von Haarhausen aus durch die Bürger Erfurts die nahe gelegene Wachsenburg, eine der Drei Gleichen erobert, deren damaliger Besitzer, der Raubritter Apel von Vitzthum die vorbeiziehenden Handelsleute ausrauben ließ.
Wie viele Dörfer in Deutschland war auch Haarhausen stark vom Dreißigjährigen Krieg betroffen. Nach dessen Ende 1648 setzte eine rege Bautätigkeit ein. Viele Häuser des alten Ortskerns stammen aus dieser Zeit. Das Dorf selbst war dann über viele Jahrhunderte von der Landwirtschaft geprägt, wobei es aber keinen Großgrundbesitz gab. Es setzte sich der Protestantismus als vorherrschende Religion im Dorf durch. Von 1697 bis 1918 gehörte das Dorf zum Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, danach zum Kreis Arnstadt des neu geschaffenen Landes Thüringen. Die Einwohnerzahl erreichte zu dieser Zeit mit ca. 700 ihren höchsten Stand.
Ein wesentlicher Umbruch für das Dorf war die Bildung der LPG in den 1950er Jahren, die das Ende der bis dahin betrieblichen einzelbäuerlichen Wirtschaften bedeutete und auch deutliche Spuren im Aussehen der Flure hinterließ. Außerdem wurden am nordwestlichen Ortsrand große Stallungen gebaut, zunächst unter dem Einfluss der sowjetischen Landwirtschaftspolitik als Offenställe. Die LPG wurde dann in den 1970er und 1980er Jahren zusammen mit denen der Nachbardörfer als LPG Pflanzenproduktion und LPG Tierproduktion umstrukturiert. Heutiger Rechtsnachfolger ist die Agrargenossenschaft Thörey.
Ein bemerkenswertes Jahr in der Dorfhistorie war das Jahr 1973 als im Sommer durch Brandstiftung die Kirche, eine Lagerhalle der LPG und eine Scheune schwer beschädigt wurden. In der gleichen Zeit ereignete sich auch noch ein Zugunglück mit drei Todesopfern auf Grund des Zusammenstoßes zweier Personenzüge in der Nähe des Bahnhofs.
Im Rahmen der Vorbereitung zur 1300-Jahr-Feier im Jahr 1986 wurde auch die 1601 erbaute Kirche "Sankt Nikolai" wieder rekonstruiert. Dabei wurden auch alte Baustoffe wie Eier und Quark zur zur Verfugung des Kirchturmes verwendet.
Nach der "Wende" setzte am Nordrand des Dorfes eine rege Bautätigkeit ein, es entstand das Wohngebiet Zur Aue, wo hauptsächlich Bewohner der nahe gelegenen Städte ihre Eigenheime auf der "grünen Wiese" bauten.
Im Zuge der Gemeindereform in Thüringen verlor das Dorf 1998 den Status einer eigenständigen Gemeinde und ist heute einer von fünf Ortsteilen der Wachsenburggemeinde.
Geschichte