Grupos Antiterroristas de Liberación
Die Grupos Antiterroristas de Liberación, kurz GAL, (deutsch 'Antiterroristische Befreiungsgruppen') bezeichnen verdeckt agierende Kommandos, die in der Zeit von 1983 bis 1986 aktiv waren und die Bekämpfung der baskischen Terrororganisation ETA zum Ziel hatten. Die Kommandos trugen zwar die Bezeichnung einer Anti-Terroreinheit, agierten jedoch selbst mit terroristischen Mitteln. Die GAL-Gruppen sind nach verbreiteter Ansicht illegalerweise von der spanischen Regierung während der Amtszeit des sozialistischen Ministerpräsidenten Felipe González im Kampf gegen die ETA ins Leben gerufen und geführt worden. Die Kommandos sind mit hoher Wahrscheindlichkeit vom spanischen Innenministerium (Ministerio del Interior de España) finanziert und von diesem geschützt worden.Die GAL-Kommandos verübten sowohl Anschläge auf ETA-Mitglieder als auch ETA-Sympatisanten. Den Auftakt der Aktivitäten der GAL-Kommandos bildete die Entführung und die anschließende Ermordung der vermeintlichen ETA-Aktivisten José Antonio Lasa und José Ignacio Zabala im Oktober 1983 sowie die Entführung von Segundo Marey in 1984. Die Anschläge der GAL wurden schwerpunktmäßig auf französischem Gebiet verübt. In ihrer aktiven Zeit von 1983 bis 1986 begingen die GAL-Kommandos insgesamt 23 Morde. Im Nachhinein stellte sich heraus, daß wohl etwa ein Drittel der GAL-Opfer keinerlei Beziehung zum Terrorismus hatte. Diese Periode des Anti-Terror-Kampfes des spanischen Staates wird in Spanien als "'la guerra sucia'" (deutsch 'Der schmutzige Krieg') bezeichnet.
Das Bekanntwerden der Hintergründe der GAL-Aktivitäten in den 1980er Jahren und insbesondere die vermutete Verwicklung hochrangiger Mitglieder der spanischen Regierung bis hin zum damaligen Ministerpräsidenten Gonzalez, hat wesentlich zu der Niederlage der spanischen Sozialisten (PSOE) bei den Parlamentswahlen im Jahr 1996 beigetragen. Die PSOE hat sich jedoch auch nach dieser Niederlage nicht zur Verantwortung in Bezug auf die Aktivitäten der GAL bekannt.
Während der Gerichtsprozesse zu den Geschehnissen rund um die GAL ist festgestellt worden, daß die Attentate und Entführungen der GAL in der Hauptsache durch französische Söldner durchgeführt worden sind, die von spanischen Polizisten angeheuert worden waren. Die Finanzierung der Gruppen, so die Erkenntnisse der Ermittler, erfolgte aus speziell bereitgestellten Fonds und wurde vom spanischen Innenministerium über Mittelsmänner durchgeführt.
Einige Persönlichkeiten, die im Zusammenhang mit den Prozessen zu den GAL-Kommandos verurteilt wurden, sind:
- José Barrionuevo, Innenminister.
- Rafael Vera, zuständiger Direktor für die Staatssicherheit.
- Ricardo García Damborenea, Generalsekretär der PSOE in Vizcaya.
- Francisco Álvarez, Leiter des Antiterrorkampfes des spanischen Staates.
- Miguel Planchuelo, Leiter der "Informationsbrigade" (Brigada de Información) in Bilbao.
- José Amedo, Polizist.
Politische Beobachter gehen davon aus, daß die die Aktionen der GAL dazu beigetragen, das Überleben der ETA bis in die 1990er Jahre und darüber hinaus zu sichern. Ausgangsüberlegung dieser Ansicht ist, daß die Verwicklung des spanischen Staates in die Aktivitäten der GAL dazu beitrug, die unter baskischen Nationalisten verbreitete These zu festigen, nach der es einen Krieg zwischen dem spanischen Staat und dem Baskenland (Euskal Herria im Duktus der Nationalisten) gibt. Diese Position wird von der ETA stets zur Rechtfertigung eigener terroristischer Anschläge vertreten und führte teilweise zu Sympathien ('Befreiungskampf') auch im Ausland.