Ernst von Weizsäcker
Ernst Freiherr von Weizsäcker (* 25. Mai 1882 in Stuttgart, † 4. August 1951 in Lindau) war ein hochrangiger deutscher Diplomat und Politiker.Ernst von Weizsäcker wurde als Sohn des späteren württembergischen Ministerpräsidenten Karl Hugo Freiherr von Weizsäcker und dessen Ehefrau Paula (geb. von Meibom) in Stuttgart geboren. Er diente 1900 als Seekadett bei der Kaiserlichen Marine in Kiel, danach besuchte er die dortige Marineoffiziersschule. 1912 wurde er zum kaiserlichen Marinekabinett in Berlin versetzt. 1917 erhielt er das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse und Erster Klasse und stieg auf bis zum Rang eines Korvettenkapitäns. Bis zum Frühjahr 1920 war er Marine-Attaché in Den Haag.
Im Frühjahr 1920 trat er in den Dienst des Auswärtigen Amtes der Weimarer Republik und bekleidete als Karrierebeamter in schneller Folge Posten im konsularischen und diplomatischen Dienst. Ab Anfang 1928 war er Leiter des Sonderreferats Völkerbund.
Von 1931 bis 1933 war er Gesandter I. Klasse in Oslo, von 1933 bis 1936 Gesandter I. Klasse in Bern. Am 30. April 1937 wurde er als Ministerialdirektor zum Leiter der Politischen Abteilung ernannt und nahm damit die beamtete Schlüsselstellung im Auswärtigen Amt ein. Am 19. März 1938 erreichte er den Gipfel seiner Laufbahn und wurde Staatssekretär des Auswärtigen Amts. Trotz zahlreicher Differenzen mit seinem Vorgesetzten, Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop, verblieb er in dieser Funktion bis 1943. Turnusgemäß wurde v. Weizsäcker 1942 durch Heinrich Himmler zum SS-Brigadeführer ernannt. Sein Nachfolger als Staatssekretär wurde am 31. März 1943 der bisherige Ministerialdirigent Gustav Adolf Steengracht von Moyland. Weizsäcker wurde am 24. Juni 1943 auf eigenen Wunsch als deutscher Botschafter beim Heiligen Stuhl nach Rom versetzt. Dort diente er bis zum Kriegsende, wobei er zeitweise im Vatikan Unterschlupf fand.
Weizsäcker wurde im Juli 1947 verhaftet, in Nürnberg im so genannten Wilhelmstraßen-Prozess als Kriegverbrecher angeklagt und am 14. April 1949 zu 7 Jahren Haft verurteilt. Achtzehn Monate später wurde er im Zuge einer allgemeinen Amnestie entlassen. 1950 eröffentlichte er seine im Gefängnis verfassten Erinnerungen, in denen er seine Rolle während der NS-Zeit zu rechtfertigen suchte und, nicht ganz zu Unrecht, seine Verdienste als Mann des Widerstands hervorhob.
Am 4. August 1951 erlag Weizsäcker in einem Krankenhaus in Lindau am Bodensee den Folgen eines Schlaganfalls.
Ernst von Weizsäcker hatte vier Kinder:
- den Nuklearphysiker Carl Friedrich von Weizsäcker (*1912)
- Adelheid von Weizsäcker (* 1916)
- Heinrich von Weizsäcker (1917-1939)
- den Politiker Richard von Weizsäcker (*1920)
Literatur
- Ernst von Weizsäcker: Erinnerungen. Hrsg. von Richard von Weizsäcker. List Verlag, München/Leipzig/Freiburg 1950.
- Leonidas E. Hill (Hrsg.): Die Weizsäcker-Papiere 1933-1950. Propyläen–Verlag, Berlin/Frankfurt am Main/Wien 1974 (Tagebücher)
- Christopher R. Browning: The Final Solution and the German Foreign Office. A Study of Referat D III of Abteilung Deutschland 1940-43. Holmes & Meier Publishers, New York/London 1978, ISBN 0841904030.
- Hans-Jürgen Döscher: SS und Auswärtiges Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der "Endlösung". Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1991, ISBN 3548331491.