Erinyen
Die Erinyen oder Erinnyen - auch als Eumeniden oder Maniai, "die Rasenden" bezeichnet - sind in der griechischen Mythologie neben den Graien und den Moiren die dritte Gruppe greiser Göttinnen. Nach Hesiod wurden sie von Gaia geboren, nachdem diese die Blutstropfen des von Kronos entmannten Uranos aufgenommen hatte. Damit sind sie Geschwister der Giganten und melischen Eschennymphen.Nach anderen Erzählungen waren sie Töchter der Nacht (Nyx) oder aber auch Töchter der Gaia und des Skotos, der "Dunkelheit". Den Orphikern galten Hades und Persephone als Eltern der Erinyen.
Ihre Namen lauten: Alekto, "die Unaufhörliche", Tisiphone, "die Vergeltung" oder "die den Mord Rächende", und Megaira, "der neidische Zorn". Sie stellen Rachegöttinenen bzw. Schutzgöttinnen der sittlichen Ordnung dar. So verfolgten sie Orestes nach seinem Muttermord und trieben ihn in die Raserei. Die Ansprüche der Mütter wurden unter allen Umständen und zuerst von ihnen verteidigt, aber auch die der Väter und der älteren Brüder, sodass es Orestes nicht half, Klytaimnestra auf Befehl des Gottes Apollon umgebracht zu haben. Erst Pallas Athene gelang es schließlich, Orestes zu retten, ohne dass das der allgemeinen Verehrung der Erinyen Abruch getan hätte.
Sie hausten in der Unterwelt und waren alle Jungfrauen. Ihre Hautfarbe war schwarz, sie kleideten sich in graue Gewänder, die Haare waren Schlangen, ihr Geruch war unerträglich und aus ihren Augen floss giftiger Geifer. Bei Aischylos saugen die Erinyen in Die Eumeniden das Blut der Leichen.
Die Erinyen konnten auch als eine einzige - Erinys, "Rache" - angerufen werden. Diese war damit zusammen mit Dike, "Gerechtigkeit", und Poena, "Strafe", eine der drei Helferinnen der Nemesis.
Quelle: Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen - Die Götter- und Menschheitsgeschichten, dtv, ISBN 3-423-30030-2
Siehe auch: Manie - Moral - Portal Mythologie