Eberraute
Die Eberraute (Artemisia abrotanum) ist eine Halbstrauch der Gattung Artemisia aus der Familie der Korbblütler. Der deutsche Name soll keine Verwandtschaft mit der Raute nahelegen, auch mit einem Eber hat die Pflanze nichts zu tun; "Eberraute" ist lediglich eine Verballhornung des antiken abrotanum, das wiederum auf das griechische Wort abrotos für "unsterblich" zurückgeht.
Table of contents |
2 Eberraute in der Pflanzenheilkunde 3 Eberraute im Aberglauben |
Eberraute ist heute keine gebräuchliche Gewürzpflanze mehr. Im Mittelalter würzte man damit jedoch fette Speisen - so ähnlich wie wir das mit der Eberraute-Verwandte, dem Beifuß tun.
Eberraute enthält ätherisches Öl, Bitter- und Gerbstoffe und soll magenstärkend und verdauungsfördernd sowie wurmtreibend und antiseptisch wirken. In klarem Schnaps eingelegt soll Eberraute auch gegen Kopfschmerzen helfen.
Der Pflanze hat man schon sehr früh viele Kräfte zugestanden. Der Abt Walahfrid Strabo meinte im 9. Jahrhundert, daß die Eberrauteso viele Vorzüge besäße wie Blätter.
Gemäß Tabernaemontanus, 1588 hilft Eberraute – von ihm Stabwurtz genannt - nicht nur gegen "das Keichen und Hertzgesperr", sondern
gepülvert und mit Milch oder Honig eingenommen/ tödtet und treibet auss die Würm/ von alten Menschen und jungen Kindern.
Allerdings wird Eberraute
von den alten Weibern auch zu den Würtzwischen gesamlet/ darmit sie dann mancherley Aberglaubische Fantaseyen treiben/ welches wir als ein unnütz Fabelwerck fahren lassen.
Nach Culpeper (The English Physitian Enlarged) war Eberraute auch ein wunderbares Mittel gegen männliche Glatzen: Die Asche der Eberraute wird mit altem Salatöl vermischt und hilft denjenigen, denen das Haar ausgefallen ist und die kahl sind, daß das Haar wieder wächst, entweder auf dem Kopf oder am Bart
Die volkstümliche englische Bezeichnung für Eberraute ist "maiden’s ruin", also Jungfernverderb, was auf die ihm nachgesagte Wirkung als Aphrodisiakum anspielt.
Wer die Liebe eines Mädchens gewinnen wollte, musste ihr unbemerkt einige Eberrautezweige unter das Schürzenband stecken. Weil die Liebe aber nur angezaubert war, hält sie nur einige Jahre um dann ins Gegenteil umzuschlagen. Vielleicht heißt die Pflanze deswegen auch im Englischen "Kiss-me-quick-and-go".
Wer sonntags befürchtete während der Kirchenpredigt einzuschlafen, sollte einige Zweige der Eberraute mit sich tragen, denn ihr Duft hält während der längsten Predigt munter.
Siehe auch: Liste der Küchenkräuter und GewürzeEberraute in der Küche
Eberraute in der Pflanzenheilkunde
Eberraute im Aberglauben