De civitate Dei
De civitate Dei (lat. Über den Gottesstaat) ist ein um 420 entstandenes Spätwerk des Aurelius Augustinus.Anlass für die Entstehung war der Einfall der Westgoten in Rom (410). Dieses Ereignis erschütterte die weit verbreitete naive Gleichsetzung des christianisierten Römerreichs mit jener Gottesherrschaft, von der Jesus gesprochen hatte, und stellte das konstantinische Programm in Frage: In hoc signo vinces - "Im Zeichen des Kreuzes wirst du siegen".
In 22 Büchern entwickelt Augustinus die Idee vom Gottesstaat (civitas Dei), der zum irdischen Staat (civitas terrena) in einem bleibenden Spannungsverhältnis stehe. Der irdische Staat erscheint in der augustinischen Darstellung teils als gottgewollte zeitliche Ordnungsmacht, teils als ein von widergöttlichen Kräften beherrschtes Reich des Bösen. Der Gottesstaat andererseits wird in der Kirche sichtbar, ist jedoch mit deren äußerer Gestalt nicht einfach identisch. Von dieser dialektischen Grundidee her entwirft Augustinus ein umfassendes welt- und heilsgeschichtliches Panorama, das im ganzen Mittelalter und noch auf Martin Luther von ungeheurer Wirkung war.