Charles Ives
Charles Edward Ives (* 20. Oktober 1874; † 19. Mai 1954) war ein US-amerikanischer Komponist klassischer Musik. Er wird als der vielleicht erste klassische Komponist der USA mit internationalem Rang angesehen.
Biografie
Ives wurde am 20. Oktober 1874 in Danbury, Connecticut als Sohn eines US-Army-Kapellmeisters geboren. Bereits in frühem Alter bekam er Musikunterricht von seinem Vater. Später studierte er bei Horatio Parker an der Yale-Universität. Nach seinem Abschluss entschloss er sich jedoch für eine nichtmusikalische Laufbahn, weil er glaubte, musikalische Kompromisse schließen zu müssen, wenn er von der Musik leben wollte. Stattdessen begann er seine Laufbahn bei einer Lebensversicherung, wobei er bis zu seinem 30sten Lebensjahr als Organist tätig war und Musik in seiner Freizeit komponierte.
Nach seiner Heirat mit Harmony Twitchell im Jahr 1908 zog Ives nach New York und blieb dort bis zum Ende seines Lebens. Sein Auskommen hatte er nun in seiner eigenen Versicherung Ives & Myrick. Er blieb weiterhin ein überaus produktiver Komponist bis zu seinem ersten Herzinfarkt 1918, nach welchem er das Komponieren ziemlich einschränkte. Sein letztes Stück, A Farewell to Land, mit einem Text von Lord Byron komponierte er 1925.
Zeit seines Lebens wurde seine Musik weitgehend ignoriert und so blieben viele seiner Werke viele Jahre unaufgeführt. Seine Tendenz zu experimentieren und sein kompromissloser Einsatz von Dissonanzen liebten nur wenige. Eins der schlimmsten Wörter nach Ives Sicht, um Musik zu beschreiben, war "nett", so dass seine Unpopularität ihn wohl nicht überraschte. 1940 traf er Lou Harrison, einen Anhänger seiner Musik, der ihn förderte und so seine Popularität etwas steigern konnte. Am bemerkenswertesten war sein Dirigieren der Premiere der Symphonie Nr. 3 im Jahre 1946. Im darauffolgenden Jahr gewann er damit den Pulitzer-Preis. Das Preisgeld gab er weg (zur Hälfte an Harrison) mit der Aussage: "Preise sind für Jungs und ich bin bereits erwachsen".
Charles Ives starb 1954 in New York. Seitdem wuchs sein Ansehen und heute wird er als wichtige Persönlichkeit angesehen.
Seine Musik
Obwohl Ives viele Lieder mit oft auffallend origineller Klavierbegleitung schrieb, ist er heute bekannt für seine Instrumentalmusik. Beeinflusst durch seine Arbeit als Organist schrieb er 1891 Variations on "America", das er selbst zu Feierlichkeiten zum 4. Juli vortrug. Das Stück macht in der Melodie (die der britischen Nationalhymne entspricht) eine Reihe eher standardmäßige aber witzige Variationen. Eine ist im Stil eines Flamencos, eine andere, die er einige Jahre nach der Erstaufführung komponiert hatte, ist wahrscheinlich Ives erster Ansatz von Bitonalität. Eine Version von William Schuman für Orchester wurde 1964 uraufgeführt und zeigt wie anerkannt Ives nach seinem Tod war.
Eines der ersten und eines der auffallendsten Beispiele von Ives Experimentierfreude ist The Unanswered Question von 1908, das er für die höchst ungewöhnliche Besetzung von einer Trompete, vier Flöten und Streichquartett geschrieben hatte. Später folgte auch eine orchestrale Fassung. Die Streicher spielen dabei sehr langsam, choralähnlich das ganze Stück. An mehreren Stellen spielt die Trompete ein kurzes Motiv, das Ives als "die ewige Frage der Existenz" beschrieb. Jedesmal, abgesehen vom Schluss, antwortet darauf ein schriller Ausbruch der Flöten. Es ist ein typische Stück für Ives - es stellt verschiedene ungleiche Elemente nebeneinander, es erscheint angetrieben durch eine Erzählung, der wir uns nie voll bewusst werden und sie bleibt furchtbar mysteriös.
Stücke wie The Unanswered Question waren bereits beeinflusst durch die transzendentalistischen Schriftsteller Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau.