Basler Fasnacht
Einleitung/Begriff
Die Basler Fasnacht beginnt am Montag nach Aschermittwoch um 4.00 Uhr mit dem Morgestraich. Sie dauert exakt 72 Stunden und endet am Donnerstag Morgen um 4.00 Uhr. In dieser Zeit wird die Basler Innenstadt von den Fasnächtlern beherrscht, die in ihren Cliquen durch die Straßen, Kneipen und Geschäfte ziehen. Von Aktiven wird die Basler Fasnacht auch als "die drey scheenschte Dääg" (die drei schönsten Tage) bezeichnet.
Die Basler Fasnacht, im folgenden kurz einfach nur Fasnacht genannt, unterscheidet sich stark vom rheinischen "jecken" Karneval, der vor allem in Deutschland das Bild von Karneval, Fastnacht und Fasching prägt. Dafür sorgt schon die strikte Trennung zwischen Aktiven und Zuschauern.
Jeder der ca. 12.000 aktiven Fasnachtler trägt ein Kostüm mit einer Maske (Larve), unter der der gesamte Körper verdeckt wird. Der Träger des Kostüms ist darunter nicht zu erkennen. Es gehört zum guten Ton, dass ein Fasnachtler sich nicht in der Öffentlichkeit erkennen lässt. In den Cliquen trägt man, außer beim Morgestraich, einheitliche Kostüme, die meist dem "Sujet" (siehe unten) der Clique angepasst sind. Bei den Kostümen kennt die Fantasie keine Grenzen. Oft sind die Masken Personen des öffentlichen Lebens (Politiker und andere Prominente) nachempfunden, manchmal auch Comic-Figuren oder Tieren. Es gibt aber auch ganz traditionelle Masken, die an die Französische Armee der Napoleonischen Kriege erinnern, Harlekine oder die vor allem bei Einzelpersonen und Wagencliquen beliebten Waggis-Masken.
Am auffälligsten sind die Pfeifer- und Tambouren-Cliquen. Diese spielen bei ihrem Gang durch die Innenstadt Märsche auf ihren Piccoloflöten begleitet vom Rhythmus ihrer Trommeln. Die Basler Innenstadt wird somit in diesen drei Tagen zum größten Pfeifkonzert der Welt. Jede dieser Cliquen wird dabei von einem Tambourmajor angeführt, der den Weg bestimmt. Die Cliquen folgen dabei keinen bestimmten Routen. Es kommt dabei immer mal vor, dass mehrere Cliquen den Weg kreuzen. In dem Fall bleibt dann eine Clique einfach stehen und wartet, bis die andere passiert ist. Steht man als Zuschauer einer Clique im Weg, wird man freundlich beiseite geschoben.
Neben den pfeifenden Cliquen gibt es auch Guggenmusik-Gruppen mit Blechblasinstrumenten. Diese sind allerdings nicht beim Morgestraich anzutreffen sondern eher bei den Fasnachts-Umzügen (Cortèges) am Montag und Mittwoch sowie am Dienstag Abend bei den Gugge-Konzerten. Weiterhin gibt es zahlreiche Einzelpersonen, die zum Beispiel als Waggis kostümiert durch die Straßen ziehen und "ahnungslose" Zuschauer mit Konfetti (im Baseldeutsch Räppli genannt) bewerfen beziehungsweise es ihnen auch mal in die Jacke stopfen.
Die meisten Cliquen haben sich für die Fasnacht ein so genanntes Sujet (französisch für "Thema") vorgenommen, das während der Fasnacht präsentiert wird. Es handelt sich dabei um Themen der Zeitgeschichte, an denen in meist satirischer Form Kritik geübt wird. Die Sujets werden beim Morgestraich und zum Teil bei den Umzügen auf Laternen dargestellt, einige Cliquen verteilen auch Handzettel mit ironischen Versen.
Der Morgestraich am Montag Morgen um 4.00 Uhr ist der Auftakt der Fasnacht. Zu diesem Zeitpunkt wird die Innenstadt vollständig verdunkelt, die Basler Stadtwerke löschen dort die Straßenbeleuchtung. Das einzige Licht kommt noch von den Laternen der Cliquen, die darauf ihre Sujets präsentieren. Vor den Cliquen wird eine große Zuglaterne getragen bzw. auf einem Wagen gerollt. Zudem trägt jeder Aktive eine Kopflaterne, die der Zuglaterne nachempfunden ist. Diese dient zugleich als Erkennungsmerkmal für Zugehörigkeit zur Clique, da die Fasnächtler am Morgestraich traditionell keine einheitlichen Kostüme tragen. Diese offene Kleiderordnung wird Charivari genannt.
Auf das Kommando "Morgestraich, vorwärts marsch" ihres Tambourmajors setzen sich die Cliquen in Bewegung und beginnen ihr Pfeifkonzert. Der erste Marsch, der von allen Cliquen gespielt wird, trägt dabei den bezeichnenden Namen "Morgestraich".
Zum Morgestraich haben auch viele Kneipen und Wirtschaften geöffnet und werden voraussichtlich für die nächsten 72 Stunden nicht mehr schließen. Dort genießen die Zuschauer die traditionellen Fasnachtsspeisen, Mehlsuppe und Käsewähe (ein pikanter Käsekuchen, der meist warm gegessen wird).
Als Cortèges werden die Fasnachts-Umzüge bezeichnet, die am Montag und Mittwoch Nachmittag durch die Innenstadt stattfinden. Die Umzügen laufen auf zwei festgelegten Routen, einer Inneren und einer Äußeren, die gegeneinander verlaufen. Dies deutet schon darauf hin, dass die Umzüge nicht, wie zum Beispiel bei den Rosenmontagszügen in Köln und Mainz, von A nach B laufen, sondern im Kreis gehen. Jede Clique hat auf dieser Route einen genau festgelegten Abmarschpunkt und eine Abmarschzeit.
Während der Umzüge zeigen die Wagencliquen auch ihre aufwändig dekorierten Fasnachtswagen, bei denen sie ihre Sujets umgesetzt haben. Von den Wagen werden Süßigkeiten und Obst an die Kinder verteilt und Blumen an Mädchen verschenkt. Wer allerdings keine "Blagedde" (Plakette, siehe unten) hat, braucht gar nicht auf die Wagen loszulaufen, er wird höchstens eine Ladung Räppli erhalten.
Die Wagen werden von Montag Abend bis Mittwoch morgen auf dem Kasernenareal ausgestellt.
Am Dienstag Abend gehört die Gegend um Marktplatz, Barfüsserplatz und Claraplatz den Guggenmusik-Gruppen, die mit ihren Blechblasinstrumenten für Stimmung sorgen. Die Pfeifer-Gruppen ziehen sich in der Zeit eher in die Seitengassen zurück.
Die Gruppen bleiben auf ihrem Marsch durch die Innenstadt immer wieder mal stehen, spielen für die anwesenden Zuschauer vier bis fünf Lieder und gehen dann weiter. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Gruppen auch mal in Cafés und Wirtschaften gehen und den dort versammelten Gästen ein Ständchen bringen.
Kinder- und Familienfasnacht findet am Dienstag statt. Auch hier gibt es wieder Umzüge durch die Stadt, allerdings laufen nicht die Cliquen in Gruppen, sondern vor allem Familien mit ihren Kindern, manchmal haben auch befreundete Familien gemeinsam einen Wagen hergerichtet. Wenn die Aktiven aus verschiedenen Cliquen kommen, sieht man die unterschiedlichsten Masken auf einem Haufen.
Von den Kindern, insbesondere von den Kleinen, wird allerdings noch nicht erwartet, dass sie sich vollständig in schweren Kostümen vermummen. Die häufigsten Verkleidungen sind hier die auch in Deutschland beliebten Cowboys.
Von Montag Abend bis Mittwoch Morgen sind auf dem Platz vor dem Basler Münster sämtliche Laternen der Fasnachts-Cliquen ausgestellt. Besonders am Abend, wenn die Laternen beleuchtet sind, bietet der Münsterplatz ein beeindruckendes Bild. Die Ausstellung bietet den Besuchern und Zuschauern die Möglichkeit, sich in Ruhe die kunstvoll erstellten Zuglaternen anzusehen und die zum Teil sehr sarkastischen Sprüche zu studieren.
Die Schnitzelbank (auf Baseldeutsch: "dr Bangg") knüpft auf ironisch- bis sarkastisch-witzige Weise von der Tradition her an die Bänkelsänger an. Die Schnitzelbanksänger machen sich, in Baseldeutsch gesungen, über aktuelle Ereignisse lustig. Unterstützt wird ihr Beitrag meist durch Illustrationen, die als Schautafeln auf einem so genannten Helgen präsentiert werden.
Man kann den Schitzelbank nur im weitesten Sinne als Basler Entsprechung zur Büttenrede auffassen; jener entsprechen eher die "Zeedel", die Zettel mit den in Versform bearbeiteten Sujets, welche die Fasnachtscliquen am Cortège (Umzug) verteilen.
Die Schnitzelbanksänger treten regulär am Montag und Mittwoch Abend in den Cafés und Wirtschaften auf.
Viele hört man heute jedoch auch oft am Dienstag, allerdings dann nur in den Cliquen-Kellern, den paragastronomischen Lokalen der Fasnachtsgesellschaften.
Nach den Darstellungen lokaler "Historiker" ist das Werfen von Konfetti ein typisch Basler Brauch, der sich von dort aus weiter verbreitet hat. Dies ist zwar nicht eindeutig belegbar, jedoch wird in Basel während der drei schönsten Tage deutlich mehr Konfetti verpulvert, als beispielsweise in Mainz oder Köln.
Als Konfetti (kleines Konfekt) wurden ursprünglich Zuckerkügelchen bezeichnet, die auf den Umzügen verteilt bzw. in die Menge geschmissen wurden. Dies wurde jedoch im 19. Jahrhundert verboten. Als Ersatz dafür griff man auf Papierschnippsel zurück. Im Baseldeutsch spricht man übrigens von Räppli. Als Zuschauer muss man stets auf der Hut sein, dass man nicht von einem Fasnächtler von Hinten mit Konfetti überhäuft wird.
Auf den Routen der Cortèges bedeckt das Konfetti am Abend zentimeterdick die Straßendecke. Es ist durchaus beeindruckend, dass jeweils am nächsten Morgen die Basler Müllabfuhr das Papier soweit eingekehrt und weggefahren hat, dass man es kaum noch sieht.
In der Schweiz wird Konfetti aus hygienischen Gründen nur einfarbig verkauft, damit das bereits geschmissene Konfetti nicht aufgesammelt und erneut in Verkehr gebracht werden kann.
Seit 1911 wird die Fasnacht vom Fasnachts-Comité organisiert, das in allen Fragen der Fasnacht als offizieller Ansprechpartner fungiert. Das Comité gibt auch die Fasnachts-Plaketten heraus. Diese gibt es in vier Ausführungen zwischen 7 und 100 SFR. Der Reinerlös wird an die Fasnachtsgruppen weiter gegeben. Es wird zwar von Besuchern nicht verlangt, aber zumindest erwartet, dass sie eine Plakette kaufen, um somit die Finanzierung der Gruppen weiterhin sicher zu stellen. Im Volksmund heißt es: "Wer keine Plakette hat, schadet der Fasnacht."
Es ist nicht ganz geklärt, weshalb die Basler ihre Fasnacht eine Woche zeitversetzt feiern. Häufig wird dies damit erklärt, dass die Basler nach der Reformation um 1520 an der Fasnacht festhielten, während in den meisten anderen reformierten Gebieten Fasnacht, Karneval etc. nicht mehr offiziell gefeiert wurden. Heute rühmt sich Basler Fasnacht als "einzige protestantische Fasnacht der Welt". Um sich von den katholischen Bräuchen abzugrenzen, soll die Fasnacht 1529 um eine Woche nach hinten verschoben worden sein. Es gibt aus dieser Zeit jedoch keine Dokumente, die dies belegen, erst in ca. 200 Jahre späteren Schriften werden Beschlüsse von 1529 zitiert.
Historiker weisen zudem darauf hin, dass der katholische Fastnachtstermin bereits 1091 auf dem Konzil von Benenvent um sechs Tage nach vorne geschoben wurde, weil die Sonntage von der 40tägigen Fastenzeit vor Ostern ausgenommen wurden und der Beginn der Fastenzeit somit um sechs Tage nach vorne auf den heutigen Aschermittwoch rückte. Bis weit ins 16. Jahrhundert existierten beide Fasnachtstermine nebeneinander: zum einen die Herren- oder Pfaffenfasnacht, die am Aschermittwoch endete. Der Name deutet schon an, dass diese vor allem von den wohlhabenderen Kreisen begangen wurde. Zum anderen wurde vom gemeinen Volk hingegen meist die Bauernfasnacht (alemannisch Burefasnacht) gefeiert. Die Basler Fasnacht findet demnach also zum "alten" Fasnachtstermin statt. Übrigens haben sich gerade im alemannischen Raum bis heute viele Bräuche der Burefasnacht erhalten. Nach dieser Theorie müsste die Basler Fasnacht allerdings schon am Dienstag enden und der Morgestraich würde bereits am Samstag statt finden.
2004 waren beim Fasnachts-Comité über 480 Einheiten gemeldet, darunter
141 Cliquen, Stammvereine, Gruppen, 141 Wagencliquen und Chaisen (Kutschen), 61 Guggenmusik-Gruppen, 86 Pfeifer- und Tambouren-Gruppen sowie 55 Einzelmasken und kleine Grüppchen. Insgesamt nahmen somit mehr als 12.000 organisierte Fasnachtler teil, hinzu kamen noch etwa 6.000 "wilde" Fasnachtler, die nicht in einer Clique oder Gruppe organisiert sind (so genannte Schyssdräggzygli). Insgesamt 185 Zuglaternen wurden mitgetragen oder mitgeschoben.
Einige Bräuche und Höhepunkte der Fasnacht
Morgestraich
Cortèges
Gugge-Konzerte
Kinder- und Familienfasnacht
Laternenausstellung
Schnitzelbänke
Konfetti werfen
Organisation und Finanzierung
Der Fasnachtstermin
Fasnacht in Zahlen
Weblinks
mit aktueller Berichterstattung und Live-Streams während der Fasnacht.