AIDS in Südafrika
AIDS ist in Südafrika ein zentrales ProblemEtwa fünf Millionen Menschen – rund 20 Prozent der Bevölkerung Südafrikas – sind mit dem HI-Virus infiziert. Täglich sterben 600 Menschen an den Folgen von Aids. In keiner anderen Provinz gibt es so viele infizierte Menschen wie in KwaZulu-Natal. Offiziell spricht man von 33 Prozent der Bevölkerung. Doch es wird vermutet, dass es deutlich mehr sind. Laut Focus tötet Aids 40 Prozent der 15- bis 49-Jährigen in Südafrika (Focus 16/2004, S. 199).
Bereits jetzt (2003) gibt es 660 000 Waisenkinder, deren Eltern an Aids gestorben sind. Besonders hoch ist die Infektionsgefahr bei Frauen. Sie sind fast doppelt so stark betroffen wie Männer. Ein Drittel aller Schwangerenen ist infiziert. Wegen der schlechten medizinischen Versorgung überträgt jede dritte HIV-infizierte Schwangere die tödliche Immunschwächekrankheit auf ihr Kind.
Die Zahlen sind schockierend, sie sagen aber wenig aus über das tausendfache Leid in den Familien. Denn betroffen ist vor allem die erwerbsfähige Generation, die für den Unterhalt der Familie sorgen muss. Wenn die Eltern sterben, übernehmen meist Großeltern, Verwandte oder Nachbarn die Verantwortung für die Kinder. Doch sie sind damit oft überfordert. So zerstören die Krankheit und der Tod der Eltern auch die Lebensperspektive der Kinder.
Wie auch in einigen anderen Ländern Afrikas und Asiens verdrängte und verharmloste die Regierung das Aids-Problem zunächst. Noch Präsident Thabo Mbeki tat Aids als westliche Lüge ab, unternahm inzwischen aber einen Kurswechsel. Doch noch in jüngster Zeit (2003) rät das Gesundheitsministerium zu Hausmitteln wie Knoblauch und Zitronen, afrikanischen Kartoffeln und Zwiebeln.
In der Wirtschaft, wo der Ausfall von Arbeitskräften immer spürbarer wird, entsteht seit etwa 1995 ein Bewusstsein, dass Präventions- und Hilfsmaßnahmen eine dringliche Aufgabe sind. So engagiert sich Christoph Köpke, Chef von DaimlerChrysler South Africa (DCSA), für die AFSA und eine betriebsinterne Aids-Aufklärung. Die 11,8 Prozent HIV-positiven Mitarbeiter erhalten kostenlose Medikamente. Seit 2000 sind mehr als 130 DCSA-Mitarbeiter als Ausbilder und Vertrauensleute geschult worden.
In Südafrika engagieren sich zahlreiche kleine Organisationen und Gruppen in der besonders betroffenen Provinz KwaZulu/Natal in der Aids-Arbeit. Oft handelt es sich dabei um dörfliche Initiativen, die dem Leid ihrer Nachbarn nicht länger untätig zusehen wollen. Was ihnen fehlt, sind fachliches Wissen und finanzielle Mittel. Die Aids Foundation South Africa (AFSA) hilft den Basisgruppen durch fachliche Beratung und mit Geld aus einem eigens dafür eingerichteten Fonds. In den nächsten drei Jahren will AFSA 16 Initiativen, die sich für Aids-Aufklärung engagieren und betroffenen Familien helfen, finanziell unterstützen und fachlich beraten. So kann sichergestellt werden, dass sich die kleinen Initiativen und Gruppen ganz auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren können und Hilfe bekommen, wenn sie nicht mehr weiter wissen
Der südafrikanische Politikwissenschaftler Deon Geldenhuys urteilt: Aids, Arbeitslosigkeit und Armut bedrohen Entwicklung und Stabilität. Nur wenn die Regierung hier in den nächsten zehn Jahren so erfolgreich ist wie bei der Demokratisierung, hat Südafrika eine Chance. (zitert nach Focus 16/2004)