Xenophilie
Der Begriff Xenophilie bezeichnet eine persönliche oder sogar kollektive Vorliebe für fremde, unbekannte Dinge oder Menschen. Das Wort steht im Gegensatz zur Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit). Etymologisch setzt sich das Wort aus dem griechischen "xenos" (fremd) und "philos" (Liebe) zusammen.
Ein besonders illustratives Vorkommen von Xenophilie war zu beobachten in Ostdeutschland unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung. Für einige Monate war es vollkommen "aus der Mode", wohlbekannte, einheimische Produkte einzukaufen. Stattdessen standen zuvor ungekannte "Westwaren" vorübergehend ganz hoch im Kurs. Das änderte sich zur hellen Verzweiflung ostdeutscher Hersteller auch nur langsam zurück zu einer neuen Normalität oder im Pendelschlag zu einer Form von "Ostalgie".
Aus rein pragmatischen Gründen ist Xenophilie grundlegend für die gesamte Tourismusbranche und ihre Mitarbeiter; schließlich hängt der eigene Lebensunterhalt, Karrierechancen sowie nicht zuletzt "Trinkgeld"er von der eigenen "Fremdenfreundlichkeit" ab. Ob das immer die "echten" Gefühle den Fremden gegenüber sind, das steht auf einem anderen Blatt. Für gewöhnlich ist die Chance auf gegenseitige "herzliche" Kontakte zwischen Einheimischen und Touristen dort am besten, wo kein touristischer Massenbetrieb vorherrscht. Individualurlauber werden nicht selten als hochwillkommenes "Fenster zur Welt" betrachtet, wenn es an einem Ort wenige von ihnen gibt und sie sich landesangemessen verhalten.
Im sozialen Kontext des (städtischen) Zusammenlebens mit Nachbarn und Arbeitskollegen mit anderem kulturellem Hintergrund, also so genannten "Ausländern", selbst solchen mit deutscher Staatsangehörigkeit oder in der dritten Generation, bedeutet Xenophilie "Ausländerfreundlichkeit", also eine betont positive Grundhaltung gegenüber Angehörigen anderer Nationen.
In ländlichen Gegenden war es offenbar immer schon schwierig, als "Zugezogener" in den dörflichen Gemeinschaften, gewachsenen Beziehungsstrukturen und Hackordnungen "Fuß zu fassen". Viele Familien, die aufgrund der günstigeren Grundstückspreise außerhalb der Städte Neubürger wurden, berichten davon, dass sie eigentlich erst in der zweiten und dritten Generation (aufgrund gemeinsamen Aufwachsens und Schulbesuchs) von den "Alteingessessenen" voll integriert und anerkannt wurden.
Im spezielleren sexuellen Kontext schließlich bezeichnet Xenophilie die starke Neigung, geschlechtliche Kontakte bewusst in fremden (unbekannten) Situationen zu suchen und/oder mit wildfremden Menschen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Romangestalt "Gloria" in dem 2002 für das deutsche Kino verfilmten Buch "Liegen lernen" von Frank Goosen.
Phänomene und Beispiele
Weblinks