Viehtötung der Xhosa
Die Viehtötung der Xhosa ist ein Krisenkult der Xhosa in Südafrika. Es handelt sich dabei um einen aus der Verzweiflung entspringender Kult mit verheerenden Folgen.Im April 1856 lief Nongqawuse, ein 15-jähriges Mädchen zusammen mit einer Freundin entlang des Flusses Gxarha. Plötzlich wurde sie von zwei Fremden, die ihren Namen riefen, angesprochen. Sie trugen ihr auf, ihrem Dorf zu erzählen, dass die Toten auferstehen würden, wenn die Xhosa ihr gesamtes Vieh, das verhext sei, töten würden. Des Weiteren solle die ganze verhexte Materie vernichtet werden. Diese Botschaft käme vom verstorbenen Häuptling Napakade.
Nongqawuse ging heim und erzählte die Botschaft, doch niemand glaubte ihr. Am nächsten Tag ging sie wieder zusammen mit ihrer Freundin dem Fluss entlang, als die Fremden sie erneut ansprachen. Diesmal trugen sie ihr auf, ihrem Onkel auszurichten, er möge zu ihnen kommen.
Nongqawuse kehrte nach Hause zurück und erzählte ihrem Onkel die Botschaft. Sie beschrieb ihm den Sprecher der beiden Fremden. Ihr Onkel erkannte in der beschriebenen Person seinen verstorbenen Bruder, Nongqawuses Vater. Nombanda, das Mädchen, das Nongqawuse jeweils begleitet hatte, sagte aus, dass diese zwar offensichtlich mit Fremden gesprochen habe, sie selbst habe diese Fremden aber nicht sehen können. So ging der Onkel an den bezeichneten Ort. Die Fremden zeigten sich zwar nicht, sprachen jedoch zu ihm. Sie sagten, sie seien die starken Männer, welche die Weißen aus dem Land treiben würden. Sie wiederholten, dass die Xhosa zuerst alle verhexte Materie vernichten müssten, dann alles Vieh töten und dieses durch gesunde Tiere ersetzen sollten.
Der Onkel erzählte diese Botschaft den Häuptlingen und allen Xhosa. Die gleichzeitige Ausbreitung der Lungenkrankheit unter dem Vieh führte dazu, dass die Xhosa der Botschaft Glauben schenkten und ihr folgten. Die Xhosa schlachteten etwa 400.000 Tiere ihres Viehbestandes. Gemäß den Erläuterungen von Nongqawuses Onkel sollten die auferstandenen Toten viel gesundes Vieh mitbringen, so dass der Verlust der meist kranken Tiere zu verschmerzen sein sollte.
Doch die Toten erschienen nicht und damit auch keine gesunden Tiere. Zehntausende Xhosa verhungerten. Weitere Tausende verließen ihre Heimat und suchten Nahrung in der Kapkolonie. Alleine im Jahre 1857 sank die Bevölkerung der Xhosa von 105.000 auf 37.500. Den Tiefpunkt erreichte sie ein Jahr später mit 25.916 Seelen. Die Xhosa verloren dabei nicht nur einen großen Teil ihres Viehs und ihrer Menschen, sondern auch rund 600.000 Acres Land, denn die Briten machten sich die miserable Situation der Xhosa zunutze und zwangen sie endgültig in die Knie.
Noch heute streiten sich die verschiedenen Parteien über die Schuld an diesem Unglück. Die Engländer machen die Xhosa selbst verantwortlich. Diese jedoch beschuldigen die Engländer und insbesondere den damaligen Gouverneur der Kaprepublik, George Grey. Dieser soll das Mädchen, Nongqawuse, manipuliert haben. Der Historiker J.B. Peires, der unter anderem die persönliche Korrespondenz von Grey untersucht hat, verneint dies, spricht ihn jedoch nicht völlig frei von jeglicher Schuld. Denn es gilt als gesicherte Tatsache, dass Grey die Hungersnot der Xhosa politisch zu seinen Gunsten nutzte, indem er ihnen jegliche Hilfsgüter verweigert hatte.
Literatur