Verney Cameron
Verney Lovett Cameron war ein berühmter Afrikareisender, geb. 1. Juli 1844 zu Radipole in Dorsetshire, Sohn eines Vikars, trat mit 13 Jahren in die englische Marine, verschaffte sich durch Reisen im Mittelmeer, nach Westindien und nach dem Roten Meer nicht nur nautische, sondern auch sprachliche Kenntnisse und wurde 1872 von Sir Bartle Frere zum Führer der Livingstone-Eastcoast- Expedition ausersehen, deren Aufgabe es sein sollte, dem von Stanley wieder aufgefundenen Reisenden David Livingstone neue Hilfsmittel zuzuführen.Am 18. März 1873 verließ C. mit Dillon und Murphy Sansibar und erreichte 4. August Unianjembe, wo er mit der Leiche Livingstones, welche von dessen Dienern zurücktransportiert wurde, zusammentraf. Während nun Murphy mit der Rückführung der Leiche betraut wurde, drang C. weiter vor und zwar mit Dillon, der sich jedoch schon 17. November in einem Anfall von Delirium erschoß.
C. selbst erreichte Udschidschi am Tanganjikasee 21. Febr. 1874. Dieser Ort wurde astronomisch bestimmt, die Höhe des Sees rektifiziert und dieser selbst fast ganz umschifft. Darauf sprach C. die Vermutung aus, daß der Lukuga ein zum Lualaba führender Zufluß des Congo, mithin der Tanganjika der Quellsee des Congo sei. Nach Udschidschi zurückgekehrt, brach er 20. Mai auf, um durch Äfrika hindurch zum Atlantischen Ozean zu gelangen, und erreichte im August Nyangwe am Lualaba. Da C. Artikel, die unter E vermißt werden, den Lualaba nicht stromabwärts befahren konnte, ging er südwärts zum Lomane und gelangte im Oktober nach Kilemba, der Hauptstadt von Urua. Hier blieb er bis Februar 1875. Von Kilemba machte C. einen Abstecher nach SO. und entdeckte den Kassali- oder Kikondschasee und nördlich von Kilemba den kleinen See Mohrja mit zahlreichen Pfahlbauten. Darauf setzte er seinen Marsch durch Ussambi, Lunda, Lovale und Bihé fort und erreichte bei Katombela, nördlich von Benguela, 7. November 1875 den Atlantischen Ozean.
Wenn auch nicht so glänzend in seinen Resultaten wie nach ihm Stanley (s. d.), hat C. doch bei dieser kühnen Durchquerung des afrikanischen Kontinents sich große Verdienste namentlich dadurch erworben , daß er zahlreiche Punkte astronomisch bestimmte und fast 4000 Höhenbestimmungen machte. Von den Londoner und Pariser Geographischen Gesellschaften mit der großen goldenen Medaille ausgezeichnet, hat sich C. seitdem wieder dem englischen Marinedienst zugewandt. 1876 wohnte er dem von König Leopold in Brüssel zusammenberufenen Kongreß der Afrikareisenden bei.
Seine große Reise beschrieb er in "Across Africa" (Lond. 1876; deutsch: "Quer durch Afrika", Leipz. 1877, 2 Tle.). 1878-79 bereiste er Zypern und das Euphrat -Tigris -Gebiet, um die Möglichkeit einer Eisenbahnverbindung zwischen Indien und dem Mittelmeer zu untersuchen, und veröffentlichte darüber: "Our future highway" (1880, 2 Bde.).
Dieser Artikel basiert auf dem entsprechenden Eintrag in Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage von 1888-90