Sportökologie
Ökologie ist die Wissenschaft, die sich mit Lebensäußerungen, Lebenserscheinungen und Lebensprozessen beschäftigt. Sie beschreibt Funktionen, räumliche und zeitliche Zusammenhänge und Probleme. Diese Probleme lösen zu können ist eine Frage der Einstellung und des Umdenkens, des verzichten Könnens. Also ethisch-moralische Probleme, die sowohl mit Hilfe ökologischer als auch philosophischer Überlegungen gelöst werden müssen.In Sportarten, die in der Natur ausgeübt werden, und in der Ausübung von exzessivem Leistungssport ist der Zusammenhang vom Wissen über die negativen Auswirkungen auf die Natur oder über schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit und Gewissen, das einen auf die Suche nach alternativen Möglichkeiten bzw. zur Einschränkung oder zum Verzicht bringen sollte, über dem Streben nach anderen Werten abhanden gekommen.
Die Anlage von Golfplätzen bringt einen enormen Flächenverbrauch mit sich. Golfplätze zeichnen sich durch einen enorm hohen Anteil kutzgeschnittener Rasenfläche aus, was sie zu grossen Landschaftsvernichtern macht, da auf den Rasenflächen keine Pflanzenvielfalt als Grundlage für Insekten und Vögel entstehen kann.
Großeingriffe in die Natur sind auch der Bau von Großanlagen wie Golfplätzen , die eine große Anzahl an Erdbewegungen zum Geländeausgleich benötigen. Oft erfolgen durch die Baurabeiten Virreversible Verdichtungen des Erdreichs, was genau wie das Anlegen von Drainagesystemen oft den Grundwasserhaushalt der Umgebung negativ beeinflusst.
Eine große Bedrohung für die Natur stellen auch Sportler dar, die sich nicht an die vorgeschriebenen Sportanlagen halten und z.B. abseits der Piste fahren. Dort zerstören sie mit den Kanten ihrer Skier junge Bäume, die die nächste Waldgeneration darstellen würden. Außerdem scheuchen sie viel Wild auf, das sich ohnehin schon im nahrungsarmen Winter schwer tut.
Ein weiteres Problem ist auch die zunehmende ganzjährige Nutzung der Naturflächen. So wird die Skisaison auf Grund von Skikanonen weiter nach vorne und hinten ausgeweitet. Außerdem werden die Almen zunehmend für den Wandersport und das Mountainbiking genutzt.
Häufig stimmt auch die Zeit, in der bestimmte Sportarten ausgeübt werden, mit der Zeit besonders empfindlicher Lebensvorgänge überein. So stören Langlaufen am Ende des Winters die Auerhahnbalz und Kajak fahren zur Zeit der Schneeschmelze die Brutzeit der Wasservögel.
Große Probleme bereiten auch die verwendeten Stoffe beim Bau von Sportanlagen. So werden für die Kunststoffbeläge der verschiedenen Tartanbahnen zum Teil giftige synthetische Stoffe verwendet. Vor allem in Nordrhein-Westfalen wurden bis 1991 für den Bau von Sportstätten dioxinverseuchte Schlacke aus ehemaligen Kupferhütten benutzt.
Sportler benötigen für das Ausüben ihres Sports viele Ausrüstungsgegenstände. In Deutschland gibt es 26 Millionen Vereinssportler und noch mal 10 Millionen geschätzte nicht organisierte Sporttreibende. Diese 36 Millionen Sportler benötigen jeweils mehrere Ausrüstungsgegenstände, die gegebenenfalls jährlich ersetzt werden. So werden in Deutschland jährlich 20 Millionen Paar Sportschuhe verkauft, 25 Millionen Tennisbälle, 4,8 Millionen Golfbälle und 670.000 Paar Skier.
Die häufig versprühten Pestizide auf Golfplätzen gelangen über Insekten in die Nahrungskette. Um ein Eindringen der Pestizide und des Kunstdüngers ins Erdreich und damit Grundwasser zu verhindern, werden oft Folien unter die Wiese gelegt, was einer Landschaftsversiegelung gleichkommt.
Die knappen Naturräume müssen sinnvoll genutzt werden, und Flächen, in denen sich gefährdete Arten befinden, müssen eventuell komplett für den Sport gesperrt werden.
Es müssen Kompromisse geschlossen werden, zwischen Sportlern und Naturschützern. Denn auch vor dem Gesetz ist die Natur als natürliche Erholungsfläche für die Menschen geschützt.
Umweltpolitische Grundsätze des deutschen Sportbundes
Sport, Bewegung und Spiel sind wesentliche Elemente des menschlichen Daseins. Natur und Umwelt sind die Grundlagen des Lebens. Sie zu pflegen und zu erhalten liegt auch in der Verantwortung des Sports. Es nimmt sie wahr im Sinne der Agenda 21 der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 und gemäß der Verpflichtung, der sich das Internationale Olympische Komitee verschrieben hat.
...
Sport in Sportstätten und in der freien Natur ist eine wesentliche Voraussetzung körperlicher Leistungsfähigkeit, bietet Ausgleich für Bewegungsarmut, fördert gesellschaftliche und soziale Lebensfreude und ist besonders auch für Jugendliche ein Element erfüllter Freizeit.
Unsere Gesellschaft beansprucht heute die Lebensgrundlage Natur und Umwelt übermäßig. Die belastenden Faktoren gehen global weit über den Einfluss des Sports hinaus. Die Auswirkungen auf Luft, Wasser und Landschaft beeinträchtigen aber auch den Sport. Es hat somit ein ureigenes Interesse, zur allgemeinen Umweltvorsorge beizutragen.
Für den Deutschen Sportbund ist es ein wichtiges Ziel, die Lebensgrundlagen und damit die Vorraussetzungen für eine weit gefächerte Sportausübung in Natur und Landschaft dauerhaft zu sichern. Sportliche Ansprüche orientieren sich daran, dass die gleichen Möglichkeiten auch künftigen Generationen erhalten bleiben.Landschaftsverbrauch
Alle Sporteinrichtungen benötigen Fläche und verbrauchen somit Landschaft. 1921 kamen im Durchschnitt auf 80.000 Einwohner nur je ein Sportplatz. 1929 legte Karl Diem ein Sportplatz-Gesetz vor, in dem jedem Einwohner eine 3m² große Sportfläche zur Verfügung gestellt werden sollte. Dieser Wert lag weit unter den Berechnungen anderer Wissenschaftler, die bis zu 5m² pro Kopf forderten. Jedoch wurde Diems Gesetzesentwurf zur dieser Zeit nicht angenommen.
Erst mit dem wirtschaftlichen Aufstieg nach dem 2. Weltkrieg kamen zunehmend Zivilisationserkrankungen auf Grund von Bewegungsmangel auf, und das machte auf das Fehlen geeigneter Sportflächen aufmerksam. 1960 verabschiedete dann schließlich das Deutsche Olympische Komitee einen Plan, der auf Basis Diems geforderter 3m² pro Kopf entstanden war. Von da an gaben Bund und Länder bis 1975 17,4Mrd Mark aus.
Heute gibt es in der Bundesrepublik ca. 80.000 Sportplätze und Sporthallen. Ihre Gesamtfläche beträgt etwa 23.000 Hektar. Die Fläche, die von Natursportarten beansprucht wird, lässt sich nur schwer beziffern, die Fläche der Skipisten liegt jedoch in etwa im Umfang von 5000 Hektar. 1985 machten Golfplätze 8000 Hektar aus. Hinzu kommen noch die für die Infrastruktur benötigten Flächen wie Parkplätze etc.
Diese Flächen sind für die Dauer der Nutzung dauerhaft beansprucht und lassen keinerlei natürliche Entwicklung mehr zu, im Gegensatz zu anderen Sportarten, die vorhandene Gegebenheiten nutzen, wie z.B. die verschiedenen Wassersportarten wie segeln oder surfen.Beeinträchtigungen von Lebensräumen und Lebensgemeinschaften
Durch den Bau von Sportanlagen werden Natur und Landschaft verändert. Unterscheiden muss man naturgebundene und anlagengebundene Sportarten.
Kritisch sind Anlagen einzustufen, die tief in die Natur eingreifen, so z.B. Aufstiegshilben beim Skilaufen oder Planierungsarbeiten beim Pistenbau. Großflächig werden Bäume für Sesselbahnen und Lifte gefällt. Diese Eingriffe hinterlassen weiträumige Steinwüsten und vegetationsarme Strecken. Die ohnehin schon empfindlichen Höhenlagen sind der Erosion schutzlos ausgeliefert.
Wassersportler können Uferbereiche stören, in denen empfindliche Lebensvorgänge wie Brut und Jungenaufzucht von Vögeln oder das Laichen von Fischen abspielen, was sich bestandsgefährdend für bestimmte Tierarten auswirken kann.
Ähnliche Probleme treten auch bei harmlos erscheinenden Sportarten wie Orientierungslauf, Drachensteigen oder Bergsteigen auf. Denn auch diese können Lebensbereiche von Tieren sehr stören.Umweltverschmutzung
Die wohl größte Belastung für die Natur ist nicht das eigentliche Benutzen der natürlichen Ressourcen, sondern die Anreise dorthin. Die Besucher reisen mit verschiedensten Transportmitteln wie PKW oder Motorrad an und benötigen dafür eine gewisse Infrastruktur. Dies schafft Verkehrsprobleme, und Schadstoffe werden emittiert. Da viele sportliche Wettkämpfe Massenveranstaltungen sind, ist auch die Last, die durch den Abfall entsteht, nicht außer Acht zu lassen. Diese Probleme sind jedoch nicht sportspezifisch.Ursachen
Sport hat sich über die Jahre zu einer immer interessanteren Beschäftigung für die breite Schicht hin entwickelt. Waren es früher nur die reicheren Schichten, die sich Sport bzw. Sporturlaube leisten konnten, so fahren heute sehr viel mehr Leute in einen Sporturlaub. Dafür werden immer größere Anlagen gebaut und immer größere Flächen benötigt.
In der heutigen Arbeitswelt haben sich immer kürzere Arbeitszeiten durchgesetzt. Damit übertrifft heutzutage die Freizeit die Arbeitszeit, und es herrscht eine kaum vorstellbare Mobilität. Die körperlich leichter gewordene Arbeit hat auch einen Mangel an ausreichender Bewegung zur Folge.Lösungsansätze
Das Problem ist, dass sich Sportflächen zumeist außerhalb von großen Ballungszentren befinden. Und wie schon gesagt, die eigentliche Nutzung der Ressourcen ist nicht Hauptursache für die Zerstörung der Natur, sondern die durch die Anfahrt verursachten Emissionen. Deshalb brauchen Städter nahe, attraktive Erholungsmöglichkeiten, um die Fahrten ins Umland zu vermeiden.
Bei alldem darf nicht vergessen werden, dass ganze Regionen vom Tourismus leben. In Österreich gibt es zum Beispiel in vielen Gebieten kaum einen Arbeitsplatz, der nicht in der einen oder anderen Form von Touristen, die zum Skifahren kommen, abhängt.
Oftmals ist es aber weniger die Tatsache, dass man eine bestimmte Sportart ausübt, die der Natur schadet, als vielmehr die Art, wie man das tut. So macht es etwa einen Riesenunterschied, ob man sich als Skifahrer an die markierten Pisten hält oder diese verlässt.Literatur
Weblinks