Planungszelle
FUNKTIONDie "Planungszelle" (PZ) ist ursprünglich als Beratungsverfahren zurVerbesserung von Planungsentscheidungen von Professor Dr. Peter C. Dienel, Wuppertal entwickelt worden. Sie erwies sich aber später, und das dann vor allem, als ein gangbarer Weg zur Freigabe der Bürgerrolle für jederfrau und –man. Die aufgaben-orientierte, aber radikal befristete Mitarbeit, die dieser Partizipations-Baustein dem Einzelnen ermöglicht, macht die mitsteuernde Teilhabe am Staat, die der Bevölkerung mit dem griechischen Begriff "Demo-Kratie" ja zugesagt ist, für diese überraschend in der von den Vielen erhofften Breite erlebbar.Im Vordergrund steht heute allerdings zunächst noch der Einsatz der PZ zur Verbesserung, Beschleunigung und auch Verbilligung eines aktuellen Vorhabens der Planung. Hier werden dann jeweils mindestens vier dieser Zellen zur Erarbeitung eines Bürgergutachtens auf ein – mitunter als kaum lösbar geltendes – Problem angesetzt. Die Lösungsvorschläge des Bürgergutachtens werden, wie sich immer wieder zeigt, von den nicht teilnahmeberechtigten Bewohnern des Einzugsbereiches eines PZ-Projektes ("Mantelbevölkerung") als unvoreingenommen neutral akzeptiert. Sie werden dann auch von der Politik und der Verwaltung für ihre Planungen übernommen.
DEFINITION
Ausgehend von den Einsichten, dass Entscheidungsbeteiligung Informiertheit voraussetzt, dass Informieren Zeit erfordert und dass Zeit Geld ist, lassen sich für das Verfahren PZ (im Unterschied zu manchen anderen bürgerschaftlichen Beteiligungsformen) relativ exakt definierte Verfahrensmerkmale benennen: Die Planungszelle als Grundbaustein eines Beteiligungsprojektes gibt 25 im Zufall ausgewählten, für 4 Arbeitstage vergütet freigestellten Erwachsenen die Möglichkeit, sich über das Problem, das dem Projekt aufgegeben worden ist, so eingehend zu informieren, dass sie gemeinsam Lösungsvorschläge entwickeln können. Neben der Informationseingabe durch Expertendialog, Plenardiskussion oder Ortsbegehung ist das eigentliche Herz dieses Prozesses die kleine Gesprächsgruppe:
Bei jeweils wechselnder Zusammensetzung arbeitet man mehrfach im Laufe eines Tages mit 4 anderen Laienplanern in einer solchen quasi intimen Situation zusammen. Durchgehende Meinungsführerschaften werden durch den Wechsel ausgeschlossen. Die so erarbeiteten Bewertungen und Empfehlungen gehen in das Bürgergutachten ein, das dem öffentlichen Auftraggeber anschließend überreicht wird.
BASISTEXT
Der Bürger als Chance Nach einer ersten schriftförmigen Präsentation des Modells PZ im Jahr 1971 ("Wie können die Bürger an Planungsprozessen beteiligt werden? Planwahl und Planungszelle als Beteiligungsverfahren", in: Der Bürger im Staat, 21. Jahrg., Heft 3/1971) kam endlich, Herbst 1977, das Buch heraus, in dem dieses Verfahren eingehend beschrieben wurde. Derzeit ist es in der 5. Auflage greifbar als Buch "Die Planungszelle" Peter C. Dienel 5. Auflg., mit Statusreport 2002 erschienen im Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2002 (ISBN 3-531-33028-4)