Luiz Inácio Lula da Silva
Luiz Inácio Lula da Silva (* 27. Oktober 1945) ist ein brasilianischer Politiker, der 2002 zum Präsidenten Brasiliens gewählt wurde. Dieses Amt trat er offiziell am 1. Januar 2003 an.Ursprünglich als Luiz Inácio da Silva geboren, nahm er seinen Spitznamen "Lula" später offiziell in den Namen auf. Als "Lula" ist er auch bei der brasilianischen Bevölkerung bekannt.
Lula da Silva wurde in Garanhuns im Bundesstaat Pernambuco geboren, wuchs jedoch seit 1952 in São Paulo auf. Er war siebtes von acht Kindern von Aristides Inácio da Silva und Eurídice Ferreira de Mello. Aus armen Verhältnissen stammend, ging er nur wenige Jahre zur Schule und musste bereits mit 12 Jahren in verschiedenen Jobs (in einer Wäscherei, als Schuhputzer, als Botenjunge) einen Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie verdienen.
Später arbeitete er in einer Metallfabrik und konnte an der SENAI eine Ausbildung zum Metallfacharbeiter absolvieren. Seit 1966 arbeitete er in einem großen Unternehmen der Metallindustrie in São Bernardo do Campo in São Paulo
Über seinen Bruder kam Lula in Kontakt mit der Gewerkschaftsbewegung. Bereits 1969 wählte ihn die Gewerkschaft der Metallarbeiter als Stellvertreter in den Vorstand der Regionalgruppe São Bernardo do Campo und Diadema. In den Wahlen 1972 wurde er als Generalsekretär wieder in den Vorstand gewählt. Mit 92 % der Stimmen wählten in die Gewerkschaftsmitglieder 1975 zu ihrem Vorsitzenden. Lula vertrat etwa 100.000 Arbeiter.
Während der 70er Jahre beteiligte sich der heutige Präsident des Landes an der Organisation verschiedener Gewerkschaftsaktivitäten und großer Streiks. Dabei wurde er auch festgenommen und saß für einen Monat im Gefängnis. Mit den Ergebnissen der Streiks unzufrieden, gründete Lula gemeinsam mit anderen Gewerkschaftern, Intellektuellen und Vertetern verschiedener sozialer Gruppen am 10. Oktober 1980 die Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores). Die PT war schon 1982 in weiten Teilen des Landes vertreten und hatte ca. 400.000 Mitglieder.
Im Jahr 1986 wurde Luiz Inácio Lula da Silva mit einem Rekordergebnis als Vertreter des Bundesstaates São Paulo in den Kongress Brasiliens gewählt. Die PT beteiligte sich aktiv an der Entwicklung der neuen Verfassung Brasiliens, und konnte wichtige Rechte der Arbeiter darin verankern. In anderen Fragen, wie z.B. der Neugestaltung der Landbesitzverhältnisse, konnte sie sich hingegen nicht durchsetzen.
Bereits 1989 kämpfte Lula da Silva als Kandidat der PT um das Präsidentenamt. Obwohl er bei Teilen der Bevölkerung sehr beliebt war, wurde er nicht gewählt. Industrie und Finanzwesen fürchtete jedoch, dass ein Sozialist den wirtschaftlichen Interessen schaden könnte.
In allen folgenden Wahlen zum Präsident trat er erneut an. Erst in der Wahlkampagnen zu den Wahlen 2002 verzichtete er bewußt auf sein Arbeiterimage, und trat in Anzug und Krawatte auf. Außerdem betonte er nicht mehr seine Meinung, dass Brasilien seine Auslandsschulden nicht zurückzahlen solle. Statt dessen setzte er auf ein Programm gegen Hunger und Armut (fome zero) und für bessere Ausbildung. Mit der Industrie gelang es ihm ein vorsichtiges Vertrauensverhältnis aufzubauen. So überraschte es beispielsweise, als kurz vor den Wahlen ein Vertreter eines Automobilherstellers ankündigte, dass man eine neue Modellreihe in Brasilien produzieren werde und dafür auch neue Arbeitsplätze geschaffen würden. Diese Signale führten u.a. auch zu einem Vertrauensgewinn beim Internationalen Währungsfond (IWF), der schließlich die Wahl Lulas begrüßte.
Im zweiten Wahlgang am 27. Oktober 2002 gewann Lula da Silva gegen José Serra, den Kandidaten der Brasilianischen Sozialdemokratischen Partei PSDB (Partido da Social Democracia Brasileira). Er löste Fernando Henrique Cardoso, der seit 1995 Präsident Brasiliens gewesen war, im Amt ab.
Lula ist seit 1974 mit Marisa Letícia verheiratet und hat fünf Kinder.