Knittelfelder
Knittelfelder ist ein geflügelter Begriff in der österreichischen Innenpolitik.Er nimmt Bezug auf eine Delegiertenversammlung der Freiheitlichen Partei Österreichs, die am 7. September 2002 im kleinen österreichischen Ort Knittelfeld stattfand. Dass es sich um Knittelfeld handelte, ist eher als Zufall zu werten und hat nichts mit dortigen politischen Verhältnissen zu tun. (Die Eisenbahnerstadt ist bei sämtlichen Wahlen traditionell von der SPÖ dominiert.) Grund für die Wahl des Ortes war eher die verkehrstechnisch günstige Lage.
Die Versammlung wurde aufgrund von politischen Differenzen innerhalb der Parteiführung einberufen, die sich bereits vorher abgezeichnet hatten. An der Versammlung nahm zwar Jörg Haider teil, nicht aber die eher als liberal geltende damalige Parteiobfrau Susanne Riess-Passer. Symbolischer Höhepunkt war das demonstrative Zerreißen eines Kompromißpapiers zwischen Riess-Passer und Haider am Rednerpult durch den Kärntner Abgeordneten Scheuch (es wird von Zeugen berichtet, Haider hätte ihn angewiesen, das Papier im übertragenen Sinne zu "zerreißen", was Scheuch aber wörtlich verstand). Am darauffolgenden Tag kam es aufgrund dieser Ereignisse zum Rücktritt von Riess-Passer (damals österreichische Vizekanzlerin), Finanzminister Karl-Heinz Grasser und anderer freiheitlicher Minister und Funktionäre. Darauf folgten Neuwahlen, bei der die FPÖ rund zwei Drittel ihrer Wähler von 1999 verlor und von 26,9 auf 10,0% fiel.
In den österreichischen Medien wird seither der Begriff "Knittelfelder" im speziellen für die "Parteirebellen" in der Freiheitlichen Partei verwendet. Man spricht oft aber auch einfach von "dem/das Knittelfeld" um auf dieses Ereignis hinzuweisen. Zum Teil nutzt man diesen Begriff aber auch, um allgemein eine Gruppe von Personen zu beschreiben, die in Opposition zur Führungsspitze der eigenen Interessensgemeinschaft stehen und einen solch großen Einfluss haben, dass es zu starken Spannungen kommt.