Klootschießen
Das Klootschießen der Ostfriesen wurde zwar erst im 18. Jahrhundert zum ersten Mal urkundlich erwähnt, aber sicher ist, dass seine Geschichte viel weiter zurück reicht. Es heißt, dass der aus Lehm oder Klei gebrannte "Kloot" (Klumpen) in seinem Ursprung eine Verteidigungswaffe war. So soll schon der Römer Tacitus berichtet haben, dass die Friesen mit Wurfgeschossen aus sonnengebrannten Lehmkugeln Eindringlinge aus ihrem Land vertrieben.Später entwickelte sich daraus ein Sport, in dessen Umfeld das Wetten, Trinken und Feiern der begeisterten Zuschauer dermaßen Überhand nahm, dass er sogar eine zeitlang (wie auch das Boßeln) verboten wurde. Nicht dass das die Ostfriesen davon abgehalten hätte...
Heutzutage besteht der Kloot aus einer Buchholzkugel, die in drei Richtungen kreuzweise durchbohrt und mit Blei gefüllt ist, 58 mm im Durchmesser und gut ein halbes Kilo schwer.
Klootschießen wird zwar von deutlich weniger Sportlern als das Boßeln ausgeübt, dennoch sind Klootschießer in der Bevölkerung höher angesehen. Und das liegt vor allem an der nicht ganz so einfach zu erlernenden Wurftechnik: Nach einem 25 Meter langen Anlauf folgt eine komplizierte Kombination aus Bein- und Armbewegungen, in deren Verlauf der Werfer eine Rampe hinaufspringt, den Wurfarm weit nach hinten reißt und den Kloot in einer fast 360° weiten Wurfbewegung von unten nach Vorne schmeißt und dabei die volle Wucht der Sprungbewegung mitnimmt.
Gute Werfer erreichen damit beachtliche Weiten. Der Ostfriese Geerd Geerdes stellte 1934 einen legendären Rekord von 101,50 Metern auf, der erst 1995 durch den Auricher Harm Henkel gebrochen wurde. Heute liegt der Weltrekord bei 106,20 m, geworfen von dem Norder Stefan Albarus am 30. Juni 1996. Albarus gewann auch bei den letzten beiden Boßel-Europameisterschaften (2000 und 2004) den Titel im Klootschießen (=Standkampf).
Mit dem Klootschießen verwandt, aber nicht damit zu verwechseln, ist das Kloatsheeten.