Boßeln
Boßeln ist eine Sportart.Mit Schwerpunkt in den norddeutschen Küstenregionen (Ostfriesland, Oldenburg, Dithmarschen, Nordfriesland, Emsland, Grafschaft Bentheim) wird es weltweit gespielt. Andere Verbreitungsgebiete sind die Niederlande oder bestimmte Gebiete der USA, in die es durch deutsche Auswanderer eingeführt wurde.
Beim Boßeln geht es für zwei oder mehr Mannschaften darum, durch abwechselndes Werfen einer schweren Kugel möglichst weit auf der Straße voranzukommen.
Schwung geholt wird durch die Drehung um die eigene Körperachse (ähnlich dem Diskuswurf).
Die Kugel wiegt mindestens 500 Gramm, ist ursprünglich aus Holz und hat einen Bleikern. Mittlerweile wird auch mit Gummi und Kunststoffkugeln mit einem Gewicht von über einem Kilo gespielt. In der Grafschaft Bentheim und Teilen des Emslandes wird statt der Boßelkugel, der klassische Kloot aus Buchenholz verwendet, ansonsten gelten die selben Regeln wie beim Boßeln.
Im klassischem Boßeln spielen zwei Mannschaften gegeneinander. Dabei gibt es keine feste Wurfbahn, sondern jeder Werfer setzt an dem Landepunkt des Vorwerfers an. Daneben gibt die Einzelvariante mit festen Wurfbahnen. Die übliche Saison für das Boßeln liegt im Winter und am Beginn des Frühjahrs.
Wer das erste Mal in Ostfriesland mit dem Auto unterwegs ist, wird mit Sicherheit irgendwann auf ein unbekanntes dreieckiges Warnschild mit der Aufschrift "Achtung! Boßeln!" treffen. Auf der Straße finden sich dann Markierungen, die die (zu werfende) Länge anzeigen. Und wenig später kommen sie dann schon: ein oder zwei Dutzend Ostfriesen, manche mit langen Stangen in der Hand, alle konzentriert den Flug einer Hartholzkugel verfolgend, die gefährlich schnell über die Fahrbahn saust.
Geschichtlich jünger als das Klootschießen entwickelte sich das Boßeln erst mit dem Ausbau befestigter Straßen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Ursprünge liegen sicherlich im Kegelsport, der in Ostfriesland mangels geeigneter Anlagen damals in jedem Ort vor den Wirtshäusern auf der Straße betrieben wurde. Das dabei mehr und mehr ausufernde Wetten und Trinken erweckte schnell das Missfallen der (kirchlichen) Obrigkeit, und so wurde trotz Verbots das liebgewonnene Spiel kurzerhand auf die Straßen außerhalb der Ortschaften verlegt. Das schnell ausufernde Trinken wurde allerdings in den allermeisten Fällen beibehalten. Seit der Gründung des "Friesischen Klootschießerverbandes" 1902 wurde Boßeln zu einem echten Breitensport, der heutzutage in Landesverbänden und Meisterschaften ausgetragen wird. Zusammen mit Sportlern aus den Niederlanden, Irland und Italien gibt es sogar eine Europameisterschaft im Boßeln. Die letzte Europameisterschaft fand 2004 in Westerstede/Ammerland statt.