Kalte Fusion
Der Begriff Kalte Fusion geht auf einen Vorschlag von Andrej Saccharov von 1948 zurück und beschreibt ursprünglich die (funktionierende aber ineffiziente) Myonen-katalysierte Kernfusion, bei der ein Myon das Elektron eines Tritiumatoms ersetzt und aufgrund der drastisch geringeren Orbitalgröße damit nahe genug an ein Deuteriumatom gelangen kann, um zu fusionieren. Das Myon wird anschließend wieder freigesetzt und kann weitere Fusionen einleiten. Allerdings werden pro eingesetztem Myon nur etwa 2 GeV frei, da es nur eine Lebensdauer von 2.2 Mikrosekunden hat, während die Herstellung in Teilchenbeschleunigern über 3 GeV pro Myon erfordert, so dass auf diese Weise bisher kein Fusionsreaktor zur Energieerzeugung möglich ist.Heute wird unter dem Begriff Kalte Fusion allerdings meist das 1989 von den umstrittenenen Physikern Pons und Fleischmann vorgestellte Experiment und verwandte Methoden verstanden. In diesem Experiment soll die Verschmelzung von Wasserstoff (Protium), Deuterium oder Tritium während der Elektrolyse einer leitfähigen Flüssigkeit an der Oberfläche einer von zwei Palladium-Elektroden stattfinden. (Unter allen Elementen besitzt Palladium die höchste Absortionsfähigkeit für Wasserstoff, bei Raumtemperatur kann es das 900-fache Volumen binden, Palladiummohre das 1200-fache und kolloidale Palladiumlösungen das 3000-fache. Formal wird die Bildung eines Palladiumhydrids angenommen. (bestehend aus 2 Palladiumatomen und einem Wasserstoffatom). In heißem Palladium besitzt Wasserstoff außerdem ein hohes Diffusionsvermögen.)
Die Experimente von Pons und Fleischmann werden von der Mehrheit der Wissenschaftler nicht anerkannt, weil es keine erfolgreichen Wiederholungen ihrer Experimente von unabhängiger Seite gibt.
Später soll bei ähnlichen Versuchen Neutronenabstrahlung bestimmter Energie, Gammastrahlung und zuvor nicht enthaltene Elemente in der Elekrolytflüssigkeit nachgewiesen worden sein - solche, die man bei einer Kernfusion erwarten würde.
1927 wurde vom schwedischen Wissenschaftler J. Tandberg ein Patent angemeldet, in dem die preiswerte Erzeugung großer Mengen Helium in Elektrolysezellen mit Palladium-Elektroden beschrieben wurde.
Ein weiteres Ergebnis der Forschungen im Bereich der Tieftemperaturfusion oder Kalten Fusion ist der Farnsworth-Hirsch-Fusor (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Farnsworth-Hirsch_Fusor ) aus dem Jahr 1930, welcher zwar bisher keine Netto-Energie liefert, aber kommerziell als billige Neutronenquelle genutzt wird, und z.B. von DaimlerChrysler gebaut wird (u.a. für radiologische Untersuchungen).
Weblinks
siehe auch: Kernfusion, Bubble-Fusion, pathologische Wissenschaft