Egon Schultz
Der Angehörige der Grenztruppen der DDR Unteroffizier Egon Schultz wurde 21-jährig am 5. Oktober 1964 bei einer Grenzkontrolle im Hausflur der Strelitzer Straße 55 in Berlin, wo ein Fluchttunnel gebaut worden war, während eines von Fluchthelfern begonnenen Schusswechsels erschossen. Durch diesen Fluchttunnel fand die größte Massenflucht aus der DDR statt.Von der DDR-Führung wurde nach dem Tod von Schulz behauptet, dieser sei von 'westlichen Agenten' erschossen worden. Tatsächlich war aber bereits zu dieser Zeit bekannt, dass Schultz bei dem Feuergefacht versehentlich durch seine eigenen Kollegen erschossen wurde. Öffentlich vertrat die Regierung der DDR aber stets ihre Version und stellte Schultz als Volkshelden dar. Dieses wurde durch Manipulation von Beweisen untermauert. So wurde unter anderem ein Foto der Jacke von Schulz so beschnitten, dass die Einschußlöcher der Maschinenpostolenkugeln nicht mehr zu sehen waren.
Er wurde am 4. Januar 1943 in der Familie einer Serviererin und eines Kraftfahrers geboren, war zuerst in Putbus Unterstufenlehrer und arbeitete dann Rostock von September 1962 bis November 1963 als Lehrer. Dann wurde er zum Wehrdienst einberufen. Nach seinem Tod wurden mehrere Schulen z.B. eine Berliner Schule (POS), eine Hönower Schule und eine Unteroffiziersschule nach ihm benannt, mehrere Brigaden, sowie ab 1966 eine Straße in Berlin-Mitte und andere Straßen, sowie Kasernen und Erholungsheime. Nach 1991 wurde amtlicherseits die Egon-Schultz-Straße in Stelitzer Straße zurückbenannt. Ein Kinderbuch wurde in der DDR über ihn verfaßt, fast jeder in der DDR kannte seinen Namen aus dem Schulunterricht und den Medien.
Auch in den Medien und der Öffentlichkeit der BRD erregte der Fall großes Aufsehen, da der Stern-Chefredakteur Henri Nannen durch den Vorabkauf der Exklusivrechte am Tunnelbau diesen mitfinanziert hatte und für die Spannungen mit der DDR mitverantlich gemacht wurde. Überdies wurde westdeutschen Politiker vorgeworfen wurde, durch ihre Unterstützung des Tunnels ein möglicherweise härteres Vorgehen der DDR gegen die Opposition verschuldet zu haben.
2001 wurde die Dokumentation "Heldentod - Der Tunnel und die Lüge" (Arte/ZDF) von Britta Wauer gedreht, in der die dem tödlichen Schusswechsel vorausgehende Fluchtaktion "Tunnel 57" im Oktober 1964 beleuchtet wurde. Der Dokumentarfilm, u.a. ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehpreis, lief erstmals am 8.8.2001 auf Arte unter dem Titel "Heldentod - Wer erschoss Egon Schultz?"
1995 wurde von die Hönower Egon-Schultz-Oberschule von der Schulkonferenz in Gebrüder-Grimm-Grundschule umbenannt. Der gleichfalls von der Schulkonferenz vorgelegte Antrag, den Gedenkstein mit der Inschrift "Unser Vermächtnis - Vorbild der Jugend" zu beseitigen, wurde von den Schülern, Lehrern und Gemeindevertretern abgelehnt, der Bürgermeister von Hönow erklärte gegenüber der Berliner Zeitung "Es gibt keinen Grund,darüber zu diskutieren. Wir müssen lernen, mit unseren Denkmälern zu leben.
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