Deutsches Wörterbuch
Die Herausgabe des Deutschen Wörterbuchs (DWB) war das ehrgeizigste sprachwissenschaftliche Arbeitsvorhaben, dem sich die Brüder Grimm, die deutschen Philologen Jacob und Wilhelm Grimm, stellten.Das Wörterbuch sollte in aller Gründlichkeit die Herkunft jedes deutschen Wortes und seinen Gebrauch erläutern. Das Ziel des DWB sollte es sein, dass sich der einfache Bürger der Gemeinsamkeit in der deutschen Sprache vergewissern konnte, wo es doch noch kein vereinigtes Deutschland, sondern nur viele Herzogtümer und Königshäuser gab.
So sollte der Lesende den älteren deutschen Wortgebrauch genauso kennenlernen wie den modernen, unabhängig davon, ob es sich um literarische oder umgangssprachliche Ausdrucksweise handelt.
Jacob Grimm sagt selbst:
- Das wörterbuch ist kein sittenbuch, sondern ein wissenschaftliches, allen zwecken gerechtes unternehmen. selbst in der bibel gebricht es nicht an wörtern, die bei der feinen gesellschaft verpönt sind. wer an nackten bildseulen ein ärgernis nimmt oder an den nichts auslassenden wachspraeparaten der anatomie, gehe auch in diesem sal den misfälligen wörtern vorüber und betrachte die weit überwiegende mehrzahl der andern. (Vorwort 1. Band, S. XXXIV, Leipzig 1854)
Die Brüder hatten die gewaltige Aufgabe, die vor ihnen lag, unterschätzt; das Werk war ursprünglich auf sieben bis zehn Bände und wenige Jahre Arbeit veranschlagt. Sie nahmen die Arbeit 1838 in Angriff. Mehr als 80 Mitarbeiter beschafften über 600.000 Belege, der 1. Band erschien 1854, doch sie konnten zu ihren Lebzeiten nur einen kleinen Teil bearbeiten: Wilhelm Grimm, der den Buchstaben D verfaßte, starb 1859; Jacob, der die Buchstaben A, B, C und E abschließen konnte, starb 1863 über der Bearbeitung des Stichworts Frucht.
Nachfolgende Generationen von Sprachwissenschaftlern setzten die Arbeit fort. Anfang des 20. Jahrhunderts übernahm die Preußische Akademie der Wissenschaften die Weiterentwicklung des Wörterbuches, in Göttingen wurde eine Zentralsammelstelle zum Systematisieren der Belegstellen eingerichtet; 1930 wurde eine feste Arbeitstelle bei der Berliner Akademie eingerichtet. 123 Jahre nach Beginn der Arbeit erschien am 4. Januar 1961 mit der 380. Lieferung der 32. und letzte Band diese Wörterbuches (Gesamtumfang: 67.744 Textspalten, 350.000 Stichwörter, Gesamtgewicht 84 kg). Das DWB ist vollständig in kleinbuchstaben in lateinischer Schrift gesetzt. Die ursprüngliche Auflage beträgt nur wenige 100 Exemplare.
Ein Reprint der gebundenen Ausgabe kostet rund 5.000 Euro; diese Ausgabe ist vergriffen.
1984 erschien das DWB erstmals in einer Taschenbuchauflage, die mittlerweile ebenfalls vergriffen ist. Seit 1999 ist allerdings wieder eine klebegebundene Taschenbuch-Ausgabe in 33 Bänden für rund 500 Euro (Gewicht 30 kg) aus dem dtv-Verlag erhältlich.
1957 wurde eine Neubearbeitung dieses gewaltigen Wörterbuches beschlossen, um den ältesten Teil, die Buchstaben A - F, auf den neuesten Stand zu bringen. Geplant war eine deutsch-deutsche Kooperation: In Ost-Berlin (DDR) sollten die Buchstaben A-C, in Göttingen D-F neu bearbeitet werden. Die erste Lieferung konnte schon 1965 erscheinen, jedoch ist diese Neubearbeitung noch nicht beendet. Nach der aktuellen Zeitplanung soll die Arbeit in Göttingen 2005 abgeschlossen werden. In Berlin wurden die Arbeiten an dem ohnehin etwas umfangreicheren Abschnitt aus politischen Gründen zum Teil massiv behindert, weil das DWB als Projekt einer "bürgerlichen" Lexikographie angesehen wurde; so wurden im Laufe der sechziger Jahre die meisten Mitarbeiter ab- und für andere Aufgaben herangezogen. Aus diesem Grund wird sich der Abschluss der Neubearbeitung in Berlin verzögern: Nach 2005, dem Termin, bis zu dem die Finanzierung des Projekts z.Zt. zugesagt ist, werden voraussichtlich noch 12 Lieferungen zu erstellen sein.
Das "Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier" digitalisierte unter Leitung des Germanisten Kurt Gärtner und gefördert durch die DFG die gesamten 300 Millionen gedruckten Zeichen nach der Methode der doppelten Eingabe: In China wurde der gesamte Textkörper manuell zweimal eingegeben, um durch die Redundanz Fehler zu vermeiden; ein Scannen war aufgrund der Schriftgröße von nur 7 Punkt bzw. 6 Punkt für die Zitate nicht möglich.
Reprints und Neuauflagen