Carl Reinecke
Carl Reinecke (* 23. Juni 1824 in Altona, † 10. Mai 1910 in Leipzig) ist deutscher Komponist und PianistCarl Reinecke erhielt seinen ersten Musikunterricht mit sechs Jahren bei seinem Vater Johann Rudolf Reinecke. Die hohen Anforderungen, die der Vater an den Sohn stellte, machte sich Carl später selbst als Maßstab zu eigen. Und als er Clara Wieck und Franz Liszt konzertieren hörte, stand für ihn seine pianistische Laufbahn fest.
Ein Stipendium des dänischen Königs Christian VIII ermöglichte Carl Reinecke das Klavier- und Kompositions-Studium am Konservatorium in Leipzig von 1843 bis 1846. Der damalige Gewandhaus-Kapellmeister Felix Mendelssohn-Bartholdy gestattete ihm öffentliche Auftritte, und während dieser Zeit lernte Reinecke auch Robert Schumann kennen und schätzen.
Im Jahre 1847 rief ihn der dänische Hof und ernannte ihn zum Hofpianisten, aber schon 1848 zog es ihn zurück nach Leipzig. Finanzielle Gründe zwangen ihn jedoch, schon 1849 nach Bremen zu gehen. Hier betätigte er sich als Orchesterkomponist und Dirigent.
Aber in Paris saß Franz Liszt, der Reineckes pianistische Kunst erkannt hatte. Er drängte und empfahl Hector Berlioz, Reinecke nach Paris zu holen. Hier traf Reinecke Ferdinand Hiller, den er noch aus Leipzig kannte. Dieser war zu der Zeit Direktor des Konservatoriums in Köln und berief Reinecke sofort nach Köln. Dadurch erhielt Reinecke 1851 seine erste offizielle Anstellung als Musikpädagoge. Während seiner Kölner Zeit pflegte er das freundschaftliche Verhältnis zu Robert Schumann im nahe gelegenen Düsseldorf und traf hier auch den jungen Johannes Brahms.
1854 übernahm Reinecke in Barmen den Kapellmeisterposten und im Jahre 1859 wurde er Musikdirektor in Breslau. Doch schon im selben Jahr bot ihm das Gewandhausorchester in Leipzig die Leitung an. Dieses Angebot konnte und wollte er nicht ausschlagen und trat das Amt im Jahre 1860 an.
Bevor Reinecke in Leipzig seinen Abschied nahm, nahm er 1885 noch an der Stimmtonkonferenz in Wien teil und war somit maßgeblich an der Festsetzung eines einheitlichen Stimmtones beteiligt. 1884 wurde Reinecke zum Ehrendoktor der Universität Leipzig ernannt, 1885 zum Königlich-Sächsischen Professor. Schließlich wurde er Träger der Herzoglich-Sächsischen Medaille für Kunst und Wissenschaft.
Über Carl Reinecke schrieb der Musikforscher und Sänger Hans Joachim Moser, dass dieser zum Kreis der Schumanianer gehörte. Zu den Komponisten also, die in dieser Zeit des romantischen Klassizismus, Robert Schumanns künstlerischen Ziele in ihrer Art abzuwandeln versuchten. Und tatsächlich ist Reinecke als Klavierkomponist überwiegend ein Nachfolger Schumanns, besonders in seinen Sonatinen. Seine Kompositionen verkörpern aber auch gleichzeitig ein nachzüglerisches romantisierendens Biedermeiertum, das im wesentlichen längst verklungen ist.
Beachtung verdienen heute noch seine vielen Kinderkompositionen, allen voran die Klavierwerke "Von der Wiege bis zum Grabe"; die "Sonatinen"; das "Notenbuch für kleine Leute"; die "Kinderlieder" sowie sechs Märchendichtungen (darunter Schneewittchen und Dornröschen) für Frauenchor, Soli und Klavierbegleitung.