Achsformel
Die Achsfolge oder auch Achsformel dient zur Bauart-Klassifizierung von Lokomotiven und Triebwagen. Sie steht für die Reihenfolge angetriebener und nicht angetriebener Radsätze am Fahrzeug und lässt so z.B. Aussagen zu, ob ein Fahrzeug ein "übliches" oder eher exotisches Fahrgestell hat.International gibt es verschiedene Systeme, die Reihenfolge der Radsätze in einer Buchstaben/Zahlenkombination auszudrücken, für den deutschsprachigen Raum ist jedoch allein die erstmals 1908 vom Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen (VDEV) definierte Richtlinie von Bedeutung. Das System sieht wie folgt aus:
- Die Anzahl und Reihenfolge der Achsen wird von vorn nach hinten angegeben
- Nicht angetriebene Achsen (Laufachsen) werden durch arabische Ziffern bezeichnet, angetriebene Achsen erhalten lateinische Großbuchstaben. Es werden jeweils die aufeinander folgenden Achsen einer Art durchgezählt. Daher ergibt sich:
- 1: Eine Laufachse
- 2: Zwei aufeinander folgende Laufachsen
- 3: Drei Laufachsen usw.
- A: Eine angetriebene Achse
- B: Zwei aufeiander folgende und gekuppelte angetriebene Achsen usw.
Wenn eine Lokomotive Drehgestelle oder Laufachsen in Gestellen hat, wird das Ende eines Gestells durch einen kleinen Beistrich kenntlich gemacht. Dazu ein Beispiel aus der Praxis:
Die Elektrolok Baureihe 103 hat die Achsfolge Co'Co'
- Sie hat also zwei Drehgestelle (in der Formel die beiden Beistriche)...
- ...mit je drei angetriebenen Achsen (die beiden C)...
- ...die jeweils einen eigenen Fahrmotor haben (die beiden o)
Hierzu wieder ein Beispiel: Die Achsfolge des Neigetechnik-Triebwagens Baureihe 610 ist 2'(A1)'+(1A)'(A1)'
- Der Triebwagen besteht aus zwei Teilen (das Pluszeichen)
- Im ersten Wagenteil gibt es ein Drehgestell mit zwei Laufachsen...
- ...und ein Drehgestell mit einer angetriebenen und einer nicht angetriebenen Achse.
- Im zweiten Wagenteil finden wir zwei Drehgestelle mit je einer angetriebenen und einer nicht angetriebenen Achse.
Bei Dampflokomotiven ist es üblich, an ihre Achsfolge noch ein kleines h oder n zu hängen, um kenntlich zu machen, ob die Lok mit Heißdampf oder Naßdampf betrieben wird, und im Anschluss daran eine Zahl, die für die Zahl der Antriebszylinder steht. Ein möglicherweise mitgeführter Schlepptender zählt streng genommen nicht mehr zur Lokomotive, man kann aber noch zusätzlich Angaben über ihn machen: Die Herkunft des Tenders (z.B. "pr" für Preußen) wird in diesem Fall angegeben, die Achsfolge des Tenders, ein kleines t für "Tender" und manchmal eine Zahl für die Angabe des Wasservorrats im Tender in Kubikmeter.
Im französischen Achsformel-System würde eine Lokomotive mit der deutschen Achsfolge 2'C1' die Achsfolge „231“ tragen, hier wird also die Zahl der Achsen in arabischen Zahlen angegeben. Im britisch-amerikanischen System werden statt der Achsen die Räder gezählt, dort ist es eine „4-6-2“-Type.