Zweite Türkenbelagerung
Die Zweite Türkenbelagerung Wiens fand von Juli bis September 1683 statt.
Schon 1529 im ersten österreichischen Türkenkrieg war es zu einer ähnlichen Situation gekommen, doch hatten sich die Österreicher gegen die knapp 100.000 Mann starke Heeresmacht mit etwas Glück selbst behaupten können. Diesmal jedoch war das Osmanische Reich mit über 300.000 Mann angerückt – so viele Soldaten gab es im gesamten Europa nicht, ganz abgesehen von seiner Uneinigkeit.
Die Reichs- und Residenzstadt Wien galt den Türken in mehrfacher Hinsicht als ideales Ziel des Heereszugs, der 1682 von Edirne nahe der heutigen Grenze Bulgariens begonnen hatte:
- Am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege – Donau und Bernsteinstraße
- Vom flachen Ungarn her nur schwer zu verteidigen
- Vom Norden – und damit wichtigen Teilen des Reichs – durch die breite Donau militärisch schwierig zu unterstützen; gleichzeitig aber
- durch die eigene große Donauflotte günstig für den eigenen Nachschub und den Transport der schweren Artillerie
- Als Symbol der Christenheit und Vorposten Richtung Passau und Salzburg von großer Bedeutung –
- Insgesamt also Wien als Tor nach Westeuropa.
Der militärische Ablauf in Kürze
- 3. Mai - Die türkische Armee erreicht Belgrad (200.000 Mann, 300 Geschütze) nach Überwinterung in Edirne. Sultan Mehmed IV überträgt den Oberbefehl seinem Großwesir Kara Mustafa Paşa. Später wird in Stuhlweißenburg (Székesfehérvár, Ungarn) als Ziel des Feldzuges Wien bekanntgegeben.
- 7. Juli - Von der Raab aus gelangt die tatarische "Vorhut" nach Petronell, 40 km östlich Wiens. Dieser Truppenteil ist mit 40.000 Mann 2x stärker als sämtliche Verteidiger im Land um Wien. Nach diesen Gefechten verläßt Kaiser Leopold I mit seiner Familie Wien und flüchtet nach Linz. Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg übernimmt die militärische Führung in der Hauptstadt.
- 15. Juli - Einen Tag nach Eintreffen der Hauptarmee (300.000 Mann) vor Wien lehnt Graf Starhemberg die Kapitulation ab. Er hofft mit 10.000 Verteidigern bis zum Entsatz durchzuhalten. Die Zweite Türkenbelagerung beginnt. Erst spät kommt eine Allianz des Kaisers mit Polen, Bayern und Sachsen zustande.
- 15. August - Polens König Jan III Sobieski startet mit seiner Armee von Krakau aus Richtung Wien.
- August - Karl von Lothringen schlägt Thökölys Truppen und ein türkisches Hilfskorps am Bisamberg nördlich Wiens. So kann die Donau vom Entsatzheer überquert werden; die Polen vereinen sich mit den Truppen Sachsens, den Kaiserlichen, den Bayern und den fränkisch-schwäbischen Reichstruppen bei Tulln, 30 km stromaufwärts von Wien.
- 13. September - das Entsatzheer (70.000 Mann unter Jan III Sobieski) schlägt die Türken durch eine militärische Neuheit: einen Angriff (der Husaren) von den Höhen des Wienerwaldes her (Kahlenberg). Viele Geschichten und Sagen ranken sich um diese Tage. Das Türkenheer flüchtet überstürzt und sammelt sich bei Győr/Raab, Ungarn.
- 25. Dezember - Der osmanische Feldherr, Großwesir Kara Mustafa wird, auf dem Rückzug in Belgrad angekommen, auf Befehl des Sultans erdrosselt. Er hatte die Schlacht um Wien trotz dreifacher Übermacht verloren.