Zweisprachiger Unterricht
Zweisprachiger Unterricht (auch bilingualer Unterricht) wird meist an neusprachlichen Gymnasien und an Auslandsschulen angeboten. Hierbei geht es um die Unterrichtssprache der Schulfächer.Es gibt leider noch keine ausreichend umfassenden Untersuchungen auf diesem Gebiet. Meistens wurden nur Teilbereiche wissenschaftlich überprüft, so dass es noch kein geschlossenes theoretisches Fundament für den zweisprachigen Unterricht gibt.
Primär wird die Sprachkompetenz der Schüler in der ersten oder auch zweiten Fremdsprache gefördert, da viel mehr gesprochen wird und nicht immer nur gelesen oder gehört. Die frühzeitige Förderung der sprachlichen Kompetenzen führt auch zu sekundären Erfolgen, wie beispielsweise Kreativität, Flexibilität oder ein erweiterter Wissenshorizont. Darüber hinaus vertieft der bilinguale Unterricht durch die praktische Anwendung auch das Verständnis der anderen Kultur und baut Sprachbarrieren ab.
Im bilingualen Unterricht wird das ganze Vokabular des jeweiligen Sachfachs benutzt. Außerdem prägen sich typische britische/amerikanische Satzstellungen und Wendungen ein, da eigentlich immer "echtes" Unterrichtsmaterial verwendet wird.
Inzwischen ist nachgewiesen worden, dass vor allem geistig schwächere Schüler den zusätzlichen Druck in einem zweiten fremdsprachigen Unterricht häufig nicht standhalten können und somit auch der Notenschnitt derjenigen Schüler fällt.
Frühzeitiger bilingualer Unterricht schon in der Grundschule sollte kritisch gesehen werden, da dadurch grundlegende Fähigkeiten wie Schreiben oder Lesen in der Muttersprache noch weniger Spielraum bekommen als zuvor, obwohl dies nach den letzten Erkenntnissen der PISA und OECD Studie notwendig wäre. Dem könnte aber durch eine Ausweitung und qualitative Verbesserung des Unterrichtfachs Deutsch keinen weiteren Vorschub geleistet werden.
Zusätzlich entwickelt sich häufig nur ein frontaler Unterricht, da der Lehrer als einziger die Fremdsprache einigermaßen sicher beherrscht. Andere Unterrichtsformen wie Gruppenarbeit sind nur schwer möglich, da die Schüler sonst wieder in die deutsche Sprache zurückfallen. Da der zweisprachige Unterricht viel mehr Zeit in der Vorbereitung als auch im Unterricht selbst beansprucht, kann es passieren, dass das Wissen auf einem tieferen Niveau vermittelt wird.
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2 Beispiel: Wilhelm-Raabe-Schule Hannover 3 Ein anderes Beispiel: Das Gymnasium Oberursel 4 Zweisprachiger Unterricht in Frankreich |
In dem ersten bilingualen Jahr wird noch manchmal auf die deutsche Sprache ausgewichen, um etwas zu erklären. Jedoch wird der Unterricht mehr und mehr nur noch auf Englisch abgehalten. In der 8. Klasse achten die Lehrer darauf, dass auch Fragen und Bemerkungen auf Englisch sind. Die Schüler helfen sich dabei untereinander mit Vokabeln und Wendungen.
Man kann an den meisten Schulen mit bilingualem Zug auch ein so genanntes "bilinguales Abitur" ablegen. Wenn das dritte Prüfungsfach Englisch ist, kann als viertes (mündliches) Prüfungsfach Biologie/Erdkunde gewählt werden.
Siehe auch: Liste politischer KonzepteZweisprachiger Unterricht in Deutschland
Die Ursprünge des BU in Deutschland begründen sich meist auf politische Gegebenheiten.
So wurde durch die Deutsch-Französischen Verträge eine Vertiefung der sprachlichen Kenntnisse vorgegeben, die dem zweisprachigen Unterricht den Weg eröffneten.Beispiel: Wilhelm-Raabe-Schule Hannover
So gibt es z. B. an der Wilhelm-Raabe-Schule Hannover wrs-hannover.de zweisprachigen Unterricht in den Fächern Biologie, Erdkunde, zeitweise Politik und Kunst und in der 7. Klasse Sport. Die zweite Unterrichtsprache ist hier Englisch. Die Schüler sprechen mit ihrer/m LehrerIn Englisch. Alle Arbeiten werden auf Englisch geschrieben. Im Unterricht kommt es nicht auf die grammatikalische Korrektheit, sondern auf die Sachkompetenz an. Jedoch verbessert eine bessere Ausdrucksweise auch die Note. Um den Schülern besser auf den bilingualen Unterricht vorzubereiten, gibt es in Klasse 7 und 8 zwei Wochenstunden mehr Englisch-Unterricht und im Jahr der Einführung des bilingualen Sachfachs eine Wochenstunde mehr. Das heißt, dass bilinguale Klassen in der Woche mehr Stunden haben als die monolingualen Klassen.
In dem bilingualen Zug wird nach dem normalen Lehrplan gearbeitet, obwohl es natürlich Unterschiede zwischen den Arbeitsmitteln gibt. Es werden englische Lehrbücher verwendet.Ein anderes Beispiel: Das Gymnasium Oberursel
Das Gymnasium Oberursel bietet ab der 7. Klasse Geschichte, ab der 8. Erdkunde und ab der 10. Sozialkunde auf Englisch an.
Dazu muss man in der 7. Klasse einen Test bestehen und nur die 30 Besten bekommen die Chance, den bilingualen Unterricht zu besuchen.
Außerdem hat der bilinguale Unterricht in der 8. Klasse noch das Privileg, eine Studienfahrt nach England machen zu können.Zweisprachiger Unterricht in Frankreich
In einigen Regionen dient der bilinguale Unterricht auch der Förderung von Minderheitensprachen. Beispiele sind hier die in privater Trägerschaft befindlichen okzitanisch-sprachigen Calandretas in Frankreich.