Zingst
Die Halbinsel Zingst ist der östliche Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die zwischen den Städten Rostock und Stralsund an der südlichen Ostseeküste liegt. Sie schließt sich in einer Länge von knapp 20 km und einer Breite von 2-4 km von Westen nach Osten östlich an die Halbinsel Darß an und wird nördlich von der Ostsee und südlich von Barther Bodden und Grabow begrenzt, die zur Darß-Zingster Boddenkette gehören.Die Verbindung zum Darß im Westen ist eine nur etwa 100 m breite Landbrücke direkt an der Ostsee. An dieser Stelle wurde nach einer großen Sturmflut 1874 der Prerowstrom künstlich geschlossen, der vorher Bodden und Ostsee verband. Erst seit dieser Zeit ist Zingst keine Insel mehr. Im sumpfigen Umland des Prerowstroms befinden sich auf Zingster Seite Reste eines slawischen Burgwalls, die Hertesburg.
Östlich des Prerowstrom-Umlandes und des Freesenbruchs liegt die einzige Ortschaft der Halbinsel, das Ostseeheilbad Zingst, das erst 1823 durch Zusammenschluss der drei Ansiedlungen Pahlen, Hanshagen und Rothem Haus entstand. Die Siedlungen Hanshagen und Pahlen wurden als deutsch-slawische Siedlungen bereits im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Zwischen Prerowstrom und Ostseeheilbad Zingst verbindet die Meiningenbrücke die Halbinsel mit dem Festland bei Barth.
Östlich des Ostseeheilbads Zingst liegt ein größeres sehr wildreiches Waldgebiet, der Osterwald. Daran schließen sich östlich die Sundischen Wiesen an. Der Name rührt daher, dass diese früher einmal der Stadt Stralsund gehört hatten. Dieser sich östlich an das Ostseebad Zingst anschließende größere Teil der Halbinsel sowie die umliegenden Ostsee- und Bodden-Gewässer und die südlich der Ortschaft Zingst gelegenen für den Besucherverkehr gesperrten Vogelinseln Große Kirr und Barther Oie gehören zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, die Sundischen Wiesen ganz im Osten sogar zu dessen Schutzzone I. Am Beginn der Sundischen Wiesen steht eine Station des Nationalparkamtes mit einer kleinen Ausstellung. Von dieser Stelle an sind die letzten etwa 7 km der Halbinsel für den Autoverkehr gesperrt und nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich.
Östlich der Halbinsel liegt einer der größten Rastplätze für Kraniche, die hier im Frühjahr und vor allem im Herbst auf ihrem Zug von Skandinavien und Nordrussland nach Spanien bis zu einigen Wochen Rast machen. In Pramort an der Ostspitze der Halbinsel befindet sich ein Beobachtungspunkt, von dem aus sich die Kraniche vor allem morgens, wenn sie sich von den Schlafplätzen im seichten Wasser zur Nahrungsaufnahme auf die umliegenden Felder aufmachen, gut beobachten lassen.
Der östliche Teil der Halbinsel war zu DDR-Zeiten militärisches Sperrgebiet.
Auf dem früheren NVA-Übungsplatz in den Sundischen Wiesen wurden zwischen 1970 und 1992 diverse Experimente mit Höhenforschungsraketen durchgeführt. Zu Beginn der 70er Jahre starteten hier 5 Raketen des polnischen Typs Meteor 1E.
Ab den 21. Oktober 1988 wurden hier russische Raketen des Typs MMR06-M gestartet. Da diese Raketen bis zu 80 Kilometer hoch fliegen konnten und das Seesperrgebiet vor der Küste des Truppenübungsplatzes nur 23,6 Kilometer tief und 25,5 Kilometer breit war, musste durch ausgeklügelte Verfahren der Abschusswinkel dieser Raketen auf 2 Grad genau eingestellt werden, um einen Niedergang außerhalb des abgesperrten Gebietes zu verhindern.
Während die ersten Starts von MMR06-M Raketen wegen diverser technischer Probleme nicht von Erfolg gekrönt waren, gelang am 12. April 1989 der erste erfolgreiche Aufstieg mit Durchführung wissenschaftlicher Messungen.
Auch nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurden die Raketenstarts zunächst weitergeführt. Allerdings stellte man am 19. Dezember 1990 den Start von Raketen in Zingst ein, da man aus Sicherheitsgründen ein neues Verfahren zur Festlegung des Startwinkels ausarbeitete.
Zwischen den 14. Februar 1992 und den 10. April1992 wurden in Zingst noch einmal 19 russische Raketen des Typs MMR06-M gestartet. Von diesen Flugkörpern waren 6 erfolgreich.
Obwohl noch weitere Raketen verfügbar waren, musste der Start von MMR06-M Raketen im April 1992 in Zingst eingestellt werden, da die zur Absicherung des Sperrgebiets benötigte Bundeswehr den Platz räumte.
Ostseeheilbad Zingst
Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
Militärische Vergangenheit und Raketenexperimente
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