Yverdon-les-Bains
Yverdon-les-Bains (dt. Bad Iferten, lat. Eburodunum), meistens nur kurz Yverdon genannt, ist eine Gemeinde und Hauptort des gleichnamigen Bezirks des Kantons Waadt in der Schweiz.Yverdon liegt am südwestlichen Ende des Neuenburgersees und an der Mündung des Zihlkanals. Die Stadt beherbergt 28'200 Einwohner. Sie befindet sich an der Stelle der keltischen Siedlung und des späteren Römerlagers Eburodunum.
Das Schloss der Herzöge von Savoyen (13. und 19. Jahrhundert) war 1805 bis 1825 eine von J. H. Pestalozzi geleitete Erziehungsanstalt, jetzt ist es ein Museum.
In Yverdon hat die regional bedeutende Metall-, Maschinen- und Zigarrenindustrie ihren Sitz. Die Stadt ist ausserdem bekannt für ihre bereits von den Römern benutzten Thermalbäder, die ihr auch den Namen gegeben haben.
Ungefähr um 4000 v. Chr. errichteten neolithische Siedler der Megalithkultur die bekannten Menhire von Champs-Pittet an der damaligen Mündung des Flusses Orbe.
In der Eisenzeit, umgefähr um 800 v. Chr. leben auf dem Gebiet des heutigen Yverdon und seiner Umgebung keltische Stämme, von denen die Helvetier wohl die Bekanntesten sind. Unter den Helvetiern wurde Eburodunum dank seiner Lage zu einem Handelszentrum: Einerseits lag es an der Römerstrasse von Lausanne nach Avenches (die die Rhône mit dem Rhein verband), andererseits an der Hauptverbindungsachse von Gallien nach Italien.
Von den Römern wurde überliefert, dass die Helvetier das alte Eburodunum zerstörten und den Flammen übergaben, als sie nach Gallien emigrierten. Nachdem das alte Helvetien im Jahr 58 v. Chr von den Römern erobert wurde, bauten diese in Yverdon einen Vicus, eine Militärbasis mit Soldaten, Handwerkern, Schiffern und Schiffbauern, aber auch Beamten und Magistraten. Das Römerlager befand sich dort, wo heute der städtische Friedhof liegt.
Die Römer kannten die Heilwirkung der vor der Stadt gelegenen Thermalquellen und leiteten deren Wasser mit Rohren in ihre Stadt.
Die Römerstadt selbst war nicht befestigt. Um das Jahr 260 herum wurde sie deshalb von alemannischen Horden überfallen und zerstört. Erst 370 wurde Yverdon wieder aufgebaut - diesmal als stark befestigtes Fort (Castrum). Es wurde zu Beginn des 5. Jahrhunderts von den Römern aufgegeben, als diese die Provinz Helvetien den anstürmenden Barbaren überliessen.
Ab dem Jahr 443 stand Yverdon unter dem Schutz der Burgund, die es auch christianisierten. Danach verschwand die Stadt für einige Jahrhunderte aus den Geschichtsbüchern.
Im 9 und 10. Jahrhundert gehörte Yverdon zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Aufgrund der ständigen Fehden und Kriege zwischen den lokalen Feudalherren herrschte jedoch in der gesamten Region dieser Zeit praktisch Anarchie.
In Jahr 1251 erbte Peter von Savoyen die Ländereien und Güter von Yverdon von seinem Schwiegervater Aymon de Faucigny. Der Petit Charlemagne ("der kleine Karl der Grosse") wusste nichts Besseres zu tun, als die Menschen und die Stadt an ihren heutigen Standort zwischen dem See und den beiden Flüssen umzusiedeln. Peter von Savoyen befestigte die neue Stadt und liess zwischen 1260 und 1272 eine Stadtmauer sowie das Schloss Yverdon bauen.
Zu Ende des 14 und Beginn des 15. Jahrhunderts wurden die ersten Häuser ausserhalb der Befestigungsmauern gebaut: der Faubourg de la Pleine, Faubourg de l'Hôpital und Faubourg des Moulins entstanden.
Die Stadt bekam eine Charte de Franchise (???) und damit das Recht, einen Wochenmarkt (immer Donnerstags) und einen dreitägigen Jahrmarkt im Herbst abzuhalten. Yverdon lag an der wichtigen Handelsroute auf der Achse zwischen Léman und Neuchâtel und den Hochebenen des Juras. Auch die Schifffahrt auf der Thielle und dem Neuenburgersee war zu jener Zeit für die Stadt wichtig und sie hatte gleich zwei Häfen: Gleyre und La Pleine.
Der Frieden und Wohlstand, den Yverdon im Königreich Savoyen während mehreren Jahrhunderten erlebte, hatte ein Ende, als eine neue politische Kraft auftauchte: die Schweizer. 1475 musste die Stadt Yverdon vor den eidgenössischen Truppen kapitulieren und stand danach unter deren Besatzung. Der Frieden nach den Schlachten von Grandson und Murten, dauerte nur kurze Zeit, bis die Berner Streitkräfte das Waadtland eroberten. Im Februar 1536, als alle anderen wichtigen waadtländer Städte bereits erobert waren, leistete Yverdon noch Widerstand, muss aber in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar kapitulieren.
Die Berner Herren brachten neben anderen Veränderungen den Protestantismus in die bisher katholische Stadt. Sie zerstörten die alte Kirche, die Peter von Savoyen an der Stelle des alten römischen Castrum errichtet hatte.
Unter der strengen Berner Herrschaft herrschte in Yverdon Recht und Ordnung. Die alten Stadtmauern wurden wieder aufgebaut und mit Wehrtürmen versehen. Die Berner reparierten ausserdem den Glocketurm und förderten aktiv die Wirtschaft und den Handel durch den Bau von Geschäftshäusern und Markthallen. Ab Ende des 16. Jahrhunderts erlebte die Stadt durch die Ankunft hugenottischer Flüchtlinge einen weiteren Aufschwung.
So hatte die Besatzung durch die Berner doch einige positive Aspekte: Neben der Wirtschaftsförderung wurde das Schulsystem ausgebaut, neue Strassen gebaut und alte verbessert, eine Post und ein Postkutschendienst eingerichtet. Ausserdem wurde der Entreroches-Kanal angelegt. Yverdon wurde zur zweitwichtigsten Stadt im Waadtland.
Schon vor dem 18. Jahrhundert war Yverdon bekannt, Wissenschaftern, Philosophen, Schriftstellern und Reisenden gegenüber offen zu sein und diese herzlich zu empfangen. Menschen aus ganz Europa reisten nach Yverdon, um sich im schwefelhaltigen Wasser der in den 1730er Jahren ausgebauten Thermalquellen ihre diversen Gebrechen wegzubaden.
Yverdon verfügte im 18. Jahrhundert über nicht weniger als sieben Druckereien.
Jean Jacques Rousseau flüchtete aus Frankreich nach Yverdon, zu seinem Freund Rougin.
Yverdon hatte ab 1730 sogar eine direkte Schiffahrtslinie vom Hafen Gleyre nach London!
Aus dieser Epoche, der so genannten Belle Epoque stammen folgende Gebäude: das Ratshaus (Hôtel de Ville von 1769), der Temple National (1757), die Gebäude rund um La Place und die Villa d'Entremonts (1778).
Am 25. Januar 1798 wurde Yverdon - als letzte Stadt des Waadtlandes - dem Kanton Waadt zugesprochen.
Im 19. Jahrhundert wurde Yverdon endgültig von der Industriellen Revolution und ihren Folgen eingeholt. Die Stadtmauern wurden geöffnet und teilweise niedergerissen.
Die Stadtverwaltung kaufte das Schloss und richteten darin eine Schule ein, in der der bekannte Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi unterrichtete. Seine revolutionären Methoden machten Yverdon weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. 1890 wurde ihm zu Ehren eine Statue errichtet.
In den 1830er Jahren wurde der Schiffahrtsbetrieb auf dem Entreroches-Kanal eingestellt und durch eine Eisenbahnlinie zwischen Yverdon und Lausanne ersetzt, die am 7. Mai 1855 eröffnet wurde.
In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Stadtbeleuchtung von Öl auf Petrol und anschliessend auf Gas umgestellt. Daneben schossen neue Industrien aus dem Boden und neue Quartiere wurden gebaut.
Als besonders sehenswert gelten:
Hôtel de Ville (Rathaus): Hier finden das ganze Jahr über Ausstellungen zu verschiedenen Themen statt.
Im Schloss befindet sich das 1763 gegründete Stadtmuseum. Hier werden keltische Kunstgegenstände, römische Boote und ein Sarkophag mit der potlemäischen Mumie von Nesshou ausgestellt. Im Musée Suisse de la Mode, das sich ebenfalls im Schloss befindet, werden textile Schätze aus der Epoche von 1850 bis 1960 gezeigt.
Die "Maison d'Ailleurs" (Haus von Anderswo) gilt als einziges Museum für Science-Fiction, Utopie und aussergewöhnliche Reisen der Welt. Es wurde 1976 vom Schriftsteller Pierre Versins ins Leben gerufen. Die Sammlungen der Maison d'Ailleurs bestehen aus Zehntausenden von Büchern, Comics, Spielzeugen und Kunstwerken.
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