Xiangqi
Xiangqi, das chinesische Schach, wird seit über 700 Jahren unverändert nach auch heute noch gültigen Regeln gespielt, also länger als das bei uns geläufige Schach. Der Name des Spiels bedeutet übersetzt "Elefantenschach" (chines. xianqi 象棋, hierbei xìang 象=Elefant, qí 棋=Schach).
Da alle Schachspiele einen gemeinsamen Urahn haben und somit miteinander verwandt sind, ähneln sich Schach und Xiangqi in vielen Punkten.
Es gibt allerdings auch wichtige Unterschiede, die Xiangqi zu einem (auch für eingefleischte Schachspieler) interessanten Spiel machen:
Auch beim Xiangqi treten zwei Spieler mit identischen Figurensätzen gegeneinander an. Dass Ziel ist es den gegnerischen König (eigentlich "Feldherrn") matt zu setzen oder den Gegner patt zu setzen.
Gespielt wird auf den Schnittpunkten eines Spielbrettes mit 10 waagrechten Reihen und 9 senkrechten Linien.
Das Spielbrett (das in China häufig auch einfach ein ausfaltbarer Spielplan aus Seidenpapier sein kann) ist in besondere Bereiche eingeteilt. Zwischen der 5. und 6. Reihe liegt ein "Fluss", der das Spielfeld in zwei Reiche (Nord und Süd) einteilt. Dieser Fluss hat Auswirkungen auf die Zugweise mancher Figuren.
Auch der König (Feldherr) selber und seine Begleiter, die Mandarine sind in ihrer Bewegung eingeschränkt. Sie können den Palast (oder auch die Festung, ein Gebiet von 3 mal 3 Feldern (Schnittpunkten) in der Mitte der Grundreihe) nicht verlassen. Nicht selten passiert es, dass einer der oder sogar beide Mandarine zum "Verräter" an ihrem Feldherrn werden, da sie ihn so in der Bewegung einschränken, dass ihm kein Fluchtfeld mehr bleibt.
Die Spielsteine sind keine dreidimensionalen Figuren, sondern flache runde Scheiben, die sich durch das aufgedruckte oder eingeprägte chinesische Schriftzeichen unterscheiden. Am Anfang mag das verwirrend sein, man gewöhnt sich allerdings recht schnell an die Symbole.
Ein Spieler führt die roten Steine, der andere die schwarzen.
Die Spielsteine im Einzelnen:
Der Feldherr (manchmal auch König oder General genannt) zieht immer nur einen Schritt waagrecht oder senkrecht auf ein unmittelbar benachbartes Feld. Er darf den Palast (die Festung) nie verlassen, hat insgesamt also nur 9 Felder, die er überhaupt betreten kann.
Die beiden gegnerischen Feldherren dürfen sich niemals ohne zwischenliegenden Stein auf einer Linie frei gegenüberstehen. Der "Todesblick" der Feldherrn verbietet dies und führt so eine interessante (aber zweischneidige) Fernwirkung des reiseunlustigen Feldherrn ein.
Die Leibwächter (oder Mandarine) ziehen immer nur einen Schritt diagonal auf ein unmittelbar benachbartes Feld und dürfen den Palast ebenfalls nicht verlassen. Das bedeutet, beide Mandarine zusammen haben gemeinsam nur 5 Felder, auf denen sie sich überhaupt aufhalten können. Da kann es schon ganz schön eng werden.
Die Elefanten (die dem Spiel seinen Namen geben, xiang=Elefant) sind mit unseren Läufern verwandt, aber in ihrer Zugkraft ebenfalls stark eingeschränkt. Die Elefanten ziehen immer zwei Schritte in diagonaler Richtung, aber nur, wenn das zwischenliegende (übersprungene) Feld frei ist. Befindet sich auf diesem Feld eine eigene oder fremde Figur, so bleibt dieser Zug verwehrt. Darüber hinaus dürfen die Elefanten niemals den Fluss, also die Grenze der beiden Reiche zwischen der 5. und 6. Reihe überschreiten. Sie haben also gemeinsam 7 Felder, alle in der eigenen Hälfte des Spielfelds, auf denen sie sich überhaupt aufhalten dürfen. Mit Ausnahme der starken mittleren Position haben sie auf allen anderen Feldern höchstens zwei Züge zur Auswahl, sofern eben nicht auch noch einer oder beide durch benachbarte Steine blockiert sind. Die Elefanten sind reine Verteidigungsfiguren und als solche wesentlich wichtiger, als man jetzt vielleicht annehmen könnte.
Die Pferde weisen einige Gemeinsamkeiten mit den Springern des europäischen Schaches auf. Der wichtigste Unterschied vorab: Die Pferde können nicht springen!
Ein Pferd bewegt sich also ein Feld orthogonal in beliebiger Richtung und anschließend ein Feld diagonal, wird jedoch blockiert, wenn ein anderer Stein auf dem zuerst zu betretenen Feld steht.
Die Zugweise der (Streit-)Wagen entspricht der der Türme des europäischen Schachs -- sie ziehen also beliebig viele Felder in waagrechter oder senkrechter Richtung.
Die Kanonen bewegen sich genauso wie die Wagen. Allerdings weisen sie eine Besonderheit beim Schlagen auf:
Zwischen dem Stein, der geschlagen werden soll und der Kanone muss sich ein anderer Stein befinden (so genannter "Schanzenstein"), der beim Schlagen übersprungen wird. Ist dies der Fall, ist eine Schlagbewegung über beliebige Entfernungen und in jede orthogonale Richtung möglich.
Diese zunächst etwas merkwürdig anmutende Zugwiese der Kanone ist ermöglicht viele verschiedene interessante Konstellationen. Vor allem die Doppelkanone (eine Kanone eines Spielers, die die andere Kanone als Schanzenstein verwendet) ist eine mächtige Waffe im Spiel.
Die Soldaten (oder Bauern) kennen nur eine Zugrichtung: Nach vorne! -- zumindest so lange, bis sie den Fluss überschritten haben. Sind sie auf der gegnerischen Flussseite angelangt, werden sie befördert und können von nun an auch nach links oder rechts zur Seite gehen.
Im Gegensatz zum westlichen Schach schlagen die Soldaten genauso wie sie auch sonst ziehen!
Eine Umwandlung auf der Grundreihe findet nicht statt.
Auch wenn die Bauern durch ihre im Gegensatz zum europäischen Schach gelockertere und vorgezogene Aufstellung keine besonders große Rolle als Defensiv-Figuren mehr spielen, so sind sie doch durchaus wichtige Offensiv-Figuren. Auch als Schanzensteine für die Kanonen sind sie mächtige Waffen.Unterschiede zum Schach
Das Spiel
Das Spielbrett
Die Spielsteine
Der Feldherr
Die Leibwächter
Die Elefanten
Die Pferde
Die Wagen
Die Kanonen
Die Soldaten
Soldat: | 1 Einheit |
Soldat auf der Mittellinie: | 2 Einheiten |
Soldat nach dem Überschreiten des Flusses: | 2 Einheiten |
Leibwächter: | 2 Einheiten |
Elefant: | 2 Einheiten |
Pferd: | 4 Einheiten |
Kanone: | 4,5 Einheiten |
Wagen: | 9 Einheiten |
Dies sind Vergleichswerte, damit kann man die Auswirkungen eines Abtausches oder eine Stellung bewerten. Der Wert einer Figur ist sehr stark von der Spielsituation abhängig, man sollte sich also nicht zu sehr auf die Zahlen verlassen.
Aufstellung der Figuren
Von links nach rechts auf der Grundreihe: Wagen, Pferd, Elefant, Leibwächter, Feldherr, Leibwächter, Elefant, Pferd, Wagen. 2 Reihen davor: 2 Kanonen, noch eine Reihe davor: 5 Soldaten.Weblinks