Wissenskluft
Die Hypothese der Wissenskluft von Phillip Tichenor, Heinz Bonfadelli und anderen Wissenschaftlern besagt, dass informierte Menschen ihr Wissen steigern, während uninformierte Menschen nur wenig hinzulernen. Daraus entsteht als Verschärfung eine Wissenskluft zwischen informierten und gebildeten auf der einen und uninformierten und ungebildeten Menschen auf der anderen Seite. Diese Kluft stellt das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft in Frage.Die Wissenskluft ist eng mit der Digitalen Kluft verwandt, bei der eine Spaltung zwischen Personen mit und ohne Zugang zu digitalen Informations- und Kommunikationsmedien befürchtet wird. Ebenso wie dort werden zur Überwindung der Wissenskluft Forderungen an die Öffentliche Hand erhoben. Insbesondere Aufgaben des Bildung sollen gesteigert werden.
Wissenschaftlich gilt die Wissenklufthypothese als weitgehend überholt.
Begründungen und Reaktionen
In der Regel wird von den Anhängern der Hypothese der Wissenskluft eine negativistische Haltung bezüglich der Potenziale einer Wissensgesellschaft eingenommen. Es wird bezweifelt, dass die technische Entwicklung einer Vertiefung der Wissenskluft entgegenwirken kann. Anhänger der Wissensklufthypothese in der Wissenschaft stammen vor allem aus dem pädagogischen und sozialwissenschaftlichen Lager und haben ein kritisches Verständnis über die Folgen neuer Medien auf die Gesellschaft.
Kritiker der Wissensklufthypothese bestreiten die politische Redlichkeit der Wissenskluftargumentation. Sie stammen vor allem aus dem techno-liberalen Lager (André Rebentisch und andere) und werfen der Hypothese vor, eine Adaption der gescheiterten marxistischen Ideologie zu sein, und deren Irrtümern zu unterliegen. Im Unterschied werde lediglich statt Kapital Wissen akkumuliert. Mit der Wissensklufthypothese würden die Verfechter lediglich ihre Eigeninteressen vertreten (beispielsweise nützen erhöhte Bildungsausgaben den Pädagogen). Statt über strukturelle Fragen zu sprechen und technologische Rahmen zu schaffen, folgen teure Programme die am Einzelnen ansetzen, als Lösungsansätze. Aus Sicht der Kritiker sein das Ressourcenverschwendung. Ferner sehen die Kritiker die Wissensklufthypothese in der Kontinuität eines aristokratischen Verständnisses, mit welchem "dem Pöbel" demokratische Rechte bis ins 19. Jahrhundert verweigert werden konnten. Zwar werde von Verfechtern der Wissensklufthypothese die Überwindung angestrebt, aber es bleibe ein immanentes Werturteil, dass die Hypothese unwissenschaftlich mache.
Von politischer Seite wurde die Wissenskluft durch die Technologieinitiative D21 der sozialdemokratischen Bundesregierung aufgegriffen.