Wissenschaftssoziologie
Die Wissenschaftssoziologie ist ein Teilgebiet der Soziologie (Spezielle Soziologie).Grundsätzlich lässt sich die Wissenschaftssoziologie als Ableger und Anwendungsgebiet der Wissenssoziologie begreifen. Wissenschaftliches Wissen erscheint dann als Teilmenge von Wissen überhaupt. Neben diesem bestehen gleichberechtigt Alltagswissen, Religion, Ideologien, Utopien, Mystik etc.
Doch kann das Verhältnis auch in der anderen Richtung betrachtet werden: Angesichts der Rationalisierung und Verwissenschaftlichung von Lebenswelt, Institutionen und Gesellschaft erscheinen wissenschaftliche Standards und Denkstile derart dominant, dass der Wissenssoziologie nur noch randständige Forschungsgebiete verbleiben würden, wenn sie nicht primär Wissenschaftssoziologie betreibt.
Wissenschaftssoziologinnen und -soziologen beschäftigen sich mit den sozialen Bedingungen des naturwissenschaftlich-technischen Fortschritts, mit den impliziten oder expliziten, wissenschaftsinternen oder weltanschaulichen sozialen Normen, die die Wissenschaftler in ihrer Praxis befolgen sowie mit den Mechanismen der Zuteilung von Reputation auf wissenschaftliche Leistungen.
Als Teildisziplin der Soziologie beleuchtet die Wissenschaftssoziologie die Auswirkungen politischer Entscheidungen, ökonomischer Vorgaben sowie massenmedial vermittelter Kommunikation auf das Handeln und Erwarten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Aus dem Zusammenspiel wissenschaftsinterner und -externer Dynamiken ergeben sich Auswirkungen auch auf die Erkenntnistheorie: Forschung erscheint, folgt man dem "radikalen" Programm (strong programme) der Wissenschaftssoziologie, als ein genuin sozialer Prozess; auch die Produktion "harter" naturwissenschaftlicher Erkenntnis (Naturwissenschaft), von den Forschenden im Handlungszusammenhang "Labor" konstruiert, ist auf ihre sozialen Konstitutionsbedingungen, also auf ihre Einbettung in Praxiszusammenhänge hin zu untersuchen.
Das Feld wissenschaftssoziologischer Forschung
Literatur