Wissenschaftliche Mode
Eine wissenschaftliche Mode kann Themen, Methoden oder Schulen innerhalb einer Wissenschaft zu vorübergehend stark erhöhter Aufmerksamkeit verhelfen; sie kann auch ein ganzes Fach zu einer Modewissenschaft machen.Wissenschaftliche Moden entstehen durch soziale Interaktion mit positiver Rückkopplung, ähnlich wie Spekulationsblasen an der Börse und mit ähnlichen Folgen: wer eine Mode rechtzeitig wittert, profitiert von der Zunahme des allgemeinen Interesses; wer zu spät auf den fahrenden Zug aufspringt, findet die ergiebigsten Themen schon abgegrast und erzielt eigene Detailergebnisse erst, wenn das Interesse schon wieder erkaltet ist.
Wissenschaft umfasst ihrem Begriff nach die Fähigkeit zur Selbstkritik, die als negative Rückkopplung Übertreibungen grundsätzlich entgegenwirkt. Dass kritische Stimmen während einer Modewelle ausbleiben oder kein Gehör finden, ist mit ansteckender Euphorie und sozialem Konformitätsdruck zu erklären.
Politikern fehlt in der Regel jedes Verständnis dafür, dass wissenschaftliche Ergebnisse nicht planbar sind und die interessantesten Ergebnisse oft von Außenseitern erzielt werden; ihre Einmischung bewirkt fast immer positive Rückkopplung (Verstärkung herrschender Moden).
Beispiele für Moden in den Natur- und Ingenieurwissenschaften:
- Bioinformatik, um 2000/2001 in Deutschland mit einer absurd hohen Zahl neuer Lehrstühle staatlich gepusht,
- Nanotechnologie, von staatlichen Forschungsförderern als eine künftige Schlüsseltechnologie eingeschätzt.
- Evaluation, seit Mitte der 1980er Jahre im Bildungswesen, inzwischen in allen möglichen Politikfeldern.