Wissenschaft zur Zeit Karl des Großen
Karl der Große beschäftigt sich näher mit den „Künsten“ der Grammatik und Rhetorik. Unter seiner Herrschaft versucht er die Errichtung von Klosterschulen in die Wege zu leiten, an denen nicht nur die eigenen Mönche, sondern auch Laien und Kleriker fortbilden können. Karl versucht ein allgemeines Schulwesen (für den Klerus) zu etablieren, geleitet durch das Reich einerseits und ausgeführt durch die Klöster andererseits.Um das Wissen der damaligen Zeit gut verbreiten zu können, bedurfte es einer Vereinheitlichung und Vereinfachung der Schrift. Anstelle der in nachantiker Zeit in den verschiedenen europäischen Kulturräumen entstandenen unterschiedlichen Buchstabenformen, den Nationalschriften, trat im 8 Jh. eine klare und gut lesbare Schrift, die karolingische Minuskel. Sie breitete sich bis ins 12. Jh. über ganz Europa aus, wo sie dann jedoch von gotischen Schriftformen verdrängt wurde. Im Zuge der Bestrebung den Klerus weiter zu schulen und fortzubilden, brach eine Ära der Erneuerungsbewegung an, die alle Bereiche des sozialen und politischen Lebens erfassten und so auch zu einer, wenn auch zeitlich begrenzten, Vereinheitlichung des fränkischen Großreichs führte. Das erzieherische, wissenschaftliche und kulturelle Bemühen um Bildung gehörte unverkennbar auf das Engste in den größeren Zusammenhang der herrscherlichen Sorge für die kirchliche Reform, die Wiedereinführung der untergegangenen Metropolitanverfassung als Strukturelement der fränkischen Kirche, für die Reorganisation der königlichen Güterverwaltung, für die ebenfalls lange nachwirkende Festlegung von Maß, Gewicht und Münzfuß.
Mancher Erfolg blieb aus, trotzdem schufen die bildungsbegeisterten Impulse der Zeit um 800 eine solide Basis für die abendländische Geistesgeschichte, ein Fundament in dem das kulturelle Erbe vergangener Epochen ebenso wie die intellektuellen Leistungen unterschiedlicher Kulturkreise einflossen. Wie bunt und vielfältig die Einflüsse waren, zeigt der Kreis der Gelehrten, die Kaiser Karl um sich zu versammeln wusste und verdeutlicht wie sehr dieser Kreis und nicht zuletzt Kaiser Karl selber Anteil an der Verwirklichung des ehrgeizigen Bildungsprojektes hatten.
Die wichtigste Bildungseinrichtung bei Hofe war die Kapelle und deren Geistliche. Karl verstärkte dieses Bildungselement, indem er eine Hofbibliothek aufbaute, die Hofschule ausgestalten ließ und dafür bedeutende Gelehrte, unter anderen Alkuin, anwarb. Hieran zeigt sich besonders, dass Karl selber die treibende Kraft um die Korrektur des Wissens und der Verbesserung der Bildung gewesen ist. An dem hier stattfindenden literarische und wissenschaftlichen Austausch konnte der ganze Hofstaat lehrend und lernend teilnehmen. Dieser unter Freunden stattfindende Kreis , die „Akademie“, die sich offenkundig in besonderem Maße als Tafelrunde verwirklichte, bildete eine internationale Gesellschaft, der Angelsachsen, Langobarden, Irenn, Westgoten und natürlich Franken angehörten.