Winfried Bonifatius
Dieser Artikel befasst sich mit Bonifatius, dem 'Apostel der Deutschen', andere Bedeutungen unter Bonifatius (Name).
Bonifatius, Winfried (Wynfreth) (* 672/673 in Crediton, Grafschaft Exeter, Wessex; heute Devonshire im Südwesten Englands - † 5. Juni 754 bei Dokkum in Friesland), wird "Apostel der Deutschen" genannt und war der wohl wichtigste Missionar und Kirchenorganisator von Germanien.
Er wurde in den Benediktinerklöstern Adescancastre (bei Exeter) und Kloster Nhutscelle (Nursling, bei Southampton Grafschaft Hampshire) erzogen und mit etwa 30 Jahren im Kloster Nhutscelle zum Priester geweiht. Er betätigte sich als Lehrer für Grammatik und Dichtung, bis er ab 716 im Frankenreich seine Missionstätigkeit aufnahm.
Wynfreth war nach Willibrord, dem Bischof von Utrecht, der zweite Missionar, der von den britischen Inseln kommend die heidnischen Sachsen zum Christentum bekehrte. Bonifatius war nicht nur ein Mönch, sondern auch ein hoher Adeliger und berühmter Gelehrter. Er war der Verfasser einer neuen lateinischen Grammatik und schon vierzig Jahre alt - nach den Maßstäben seiner Zeit also im Greisenalter -, als er seine Missionstätigkeit in den unerschlossenen Wäldern östlich des Frankenreichs aufnahm.
Die Missionsreisen des Bonifatius darf man sich als Expeditionen zu den Heiden vorstellen, auf die er sich mit Kriegern, Handwerkern und größerem Gefolge begab, um dort Niederlassungen und Klöster zu gründen. Ein besonderes Ereignis wird von Geismar an der Frieda berichtet, wo eine seit langem verehrte, dem Thor - in Deutschland Donar genannt - geweihte Eiche stand. Bonifatius entschloss sich, den Baum mit einer Axt zu fällen. Die anwesenden Wallfahrer und heidnischen Priester erwarteten gespannt die Reaktion ihres Gottes; dass diese ausblieb, beeindruckte sie tief. Aus dem Holz der "Donareiche" baute man eine Kapelle zum Hl.Petrus.
Seine besondere geschichtliche Bedeutung liegt in der zielgerichteten Ausrichtung der von ihm geschaffenen Kirchenstrukturen auf das Zentrum Rom und das Papsttum, ganz so wie er sie aus der englischen Kirche kannte und wie er sie im Gegensatz zu seinen iroschottischen Vorgängern dann auf dem Kontinent vertrat. Indem er sich nach einem zunächst etwas missglückten Beginn seiner Missionstätigkeit ausdrücklich durch den Papst beauftragen ließ, gelang es ihm schrittweise, die notwendige Anerkennung und Unterstützung durch den fränkischen Adel zu erringen und gleichzeitig das Papstum in die Entwicklungen in West- und Mitteleuropa einzubinden. Damit legte er einerseits die Grundlagen für seine erfolgreiche Missionstätigkeit, andererseits konnte er die Anfänge einer in ihren Informations- und Entscheidungswegen von der weltlichen Herrschaft unabhängigen Kirchenorganisation mit Zentrum in Rom entwickeln. Es gelang ihm zwar nicht, den Strukturwandel hin zu einer von Adelsinteressen freien Kirchenhierarchie im vollem Umfang durchzusetzen, dazu fehlte ihm nicht zuletzt auch die Unterstützung der weltlichen Herrscher, aber er ist derjenige, der mit der Neudefinition Roms als Mittelpunkt kirchlicher Organisation in Europa einen wichtigen Grundstein zur Werdung des christlichen Abendlandes legte. Bonifatius wusste Karl Martell und die Stammesführer von den Vorzügen - insbesondere von der politischen und kulturellen Einigungskraft - des Christentums zu überzeugen. In welch großen Maßstäben er dachte, ist an der Vielzahl der von ihm gegründeten Bistümer und Klöster noch heute erkennbar, darunter so bedeutende wie Salzburg, Regensburg, Würzburg oder Erfurt.
Warum der über 80jährige Bonifatius noch einmal zur Missionierung der heidnischen Friesen aufbrach, ist unbekannt. In Legenden heißt es, er habe als Märtyrer sterben wollen. Auch wenn sein Tod im engeren Sinne kein Martyrium war (nach den Quellen könnte es auch Raubmord gewesen sein), hatte seine rasche Heiligsprechung eine starke Bedeutung und wohl auch politische Gründe. Dass sein 1250-jähriger Todestag öffentlich eher zu wenig als zu viel Beachtung findet, könnte an der Pathetik des Wortes "Apostel der Deutschen" liegen, die im 19. Jahrhundert geprägt wurde. Im Jahr der EU-Erweiterung schätzt man eher die europäische Dimension von Bonifatius: ein Engländer, der als Abgesandter Roms und der fränkischen Christen in Deutschland missioniert und in den Niederlanden den Tod findet. Vielleicht sollte man ihn künftig "Apostel Europas" nennen.
An seiner Grabstätte in Fulda trifft sich alljährlich die Deutsche Bischofskonferenz.
Der 1250. Todestag des Märtyrers im Juni 2004 wird durch viele Veranstaltungen in Credition, Dokkum und Fulda begangen. Über die Veranstaltungen an den verschiedenen Orten kann man sich hier informieren.
Table of contents |
2 Literatur 3 Weblinks |
716 - Der angelsächsische Missionar Bonifatius erreicht den Kontinent.
Sein Nachfolger als Erzbischof von Mainz wurde Lullus.
Lebensdaten
719 - Bonifatius erhält in Rom von Papst Gregor II den Auftrag zur Mission in Germanien und wird auf den Namen Bonifatius getauft. Er reist durch Friesland, Thüringen, Sachsen, Hessen und Bayern und predigt.
722 - Papst Gregor II weiht Bonifatius zum Missionsbischof ohne festen Bischofssitz.
723 - Bonifatius fällt die dem heidnischen Gott Donar geweihte Eiche bei Geismar (bei Fritzlar).
724 - Bonifatius gründet Kirche und Kloster St.Peter auf dem Büraberg bei Fritzlar.
732 - Bonifatius wird von Gregor III zum Erzbischof des östlichen Frankenreiches geweiht.
738 - Bonifatius wird zum päpstlichen Legaten (vgl. Nuntius)für das gesamte Frankenreich ernannt.
742 - Würzburg, Büraburg und Erfurt werden durch Bonifatius als Bischofssitze eingerichtet. Burkard wird in Würzburg, Witta in Büraburg durch Bonifatius zum Bischof geweiht. Bonifatius bemüht sich, gemeinsam mit dem Karolinger Karlmann, um eine Neuordnung der fränkischen Kirche.
744 - Das Kloster Fulda wird im Auftrag von Bonifatius durch seinen Schüler Sturmius, einen Benediktinermönch, gegründet.
747 - Bonifatius wird Erzbischof von Mainz.
751 - Auf der Reichsversammlung zu Soissons wird Pippin der Jüngere von Bonifatius gesalbt. (Eine zweite Salbung wird am 7. Januar 754 vorgenommen.)
5. Juni 754 - Als Bonifatius bei einer Friesenmission ein Tauffest abhalten will, wird er gemeinsam mit 50 Begleitern von Einheimischen bei Dokkum erschlagen. Bonifatius wird nach Mainz überführt und im Dom zu Fulda beigesetzt.Literatur
Weblinks