Wilhelm Filchner
Wilhelm Filchner, (* 13. September 1877 in Bayreuth; † 7. Mai 1957 in Zürich) war ein deutscher Geophysiker und Forschungsreisender; er leitete die 2. Deutsche Südpolarexpedition (1911/12) in die Weddellsee und entdeckte dort das Filchner-Ronne-Schelfeis. Er war Autor von 27 vor allem populärwissenschaftlichen Büchern und Reiseberichten.Filchner wuchs in München bei wohlhabenden Verwandten auf und trat im Alter von 15 Jahren dem Kadettenkorps der bayrischen Armee bei.
Im Jahr 1900 nutzte er als Fähnrich einen dreimonatigen Urlaub, um auf eigene Faust und mit 300 Goldmark Reisebudget seine erste große Reise über Russland, den Kaukasus und Kirgistan zu unternehmen, auf der er schließlich auf dem Pferderücken den Pamir überquerte.
Die Reise machte ihn in Bayern bekannt, und 1903 übertrug man ihm die Expeditionsleitung für eine Forschungsreise nach Tibet. Als erster Forscher führte er in dem asiatischen Land erdmagnetische Messungen durch. Auf der Rückreise 1905 entstanden die ersten Ideen für eine neue deutsche Antarktisexpedition.
Mit dem wenig polarerprobten Forscherteam, das Filchner zusammenstellte, unternahm er im Frühjahr 1908 eine kleine "Probeexpedition" nach Spitzbergen.
Die konkreten Pläne für diese zweite deutsche Antarktisexpedition stellte Filchner im März 1910 in Berlin der Öffentlichkeit vor. Mithilfe einer Lotterie wurden recht schnell die finanziellen Mittel aufgebracht und ein Schiff gekauft.
Im Mai von Bremerhaven gestartet, fuhr das Expeditionsschiff Deutschland am 4. Oktober 1911 von Buenos Aires aus Richtung Südpol. Da damals noch nicht bekannt war, ob der Südpol aus einer zusammenhängenden Masse besteht, wollte man eine Passage quer durch die Eismasse finden oder sich auf dem Landweg mit einer zweiten Expeditionsgruppe treffen. Dieses Vorhaben scheiterte aufgrund schlechter Wetterbedingungen - eine gerade errichtete Überwinterungsstation auf einem Eisberg wurde vermutlich durch eine Springflut binnen kürzester Zeit vernichtet. Filchner machte jedoch einige wichtige Entdeckungen, darunter die des zweitgrößten Schelfeises der Antarktis, dem heutigen Filchner-Ronne-Schelfeis in der Wedellsee und des Prinzregent-Luitpold-Landes. Im März 1912 wurde das Schiff vom Packeis eingeschlossen und driftete neun Monate nach Norden; erst im Dezember kamen sie so in Südgeorgien wieder frei.
Nach seiner Antarktis-Erfahrung zog es Filchner wieder in sein bevorzugtes Forschungsgebiet Innerasien. Auf eigene Kosten erforschte er seit 1926 das tibetische Kloster Kumbum und das Land rund um den Qinghai-See. Obwohl seine finanziellen Mittel in Quinghai aufgebraucht waren (von der deutschen Botschaft in Peking kam keine Unterstützung) und er nur durch die Hilfe einer französischen und britischen Expeditionsgruppe weiterreisen konnte, kehrte er nicht nach Deutschland zurück, sondern blieb für Film- und Fotoaufnahmen in Quinghai und unternahm geophysikalische Messungen auf dem tibetischen Hochplateau. Am 24. Juni 1928 kehrte er, zuhause bereits totgeglaubt, von der Reise zurück.
1934 bis 1937 unternahm Filchner seine dritte Tibetexpedition, diesmal von der Regierung finanziert.
1938 erhielt der die Carus-Medaille (Geographie), die für bedeutende Forschungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften oder der Medizin vergeben wurde.
1939 bereiste er Nepal; die Zeit des Zweiten Weltkrieges verbrachte er in Indien. Erst 1948 (1951?) kehrte er nach Europa zurück; er nahm Wohnsitz in Zürich und starb dort 1957 im Alter von 79 Jahren.