Wiederbewaffnung
Wiederbewaffnung bezeichnet die erneute Einführung militärischer Strukturen in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen etwa 1949 und 1955.Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die Alliierten Siegermächte USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion unter anderem die vollständige Entmilitarisierung Deutschlands. 50 bis 60 Millionen Tote des 2. Weltkrieges lehrten die politisch Verantwortlichen: Von deutschem Boden sollte nie wieder Krieg ausgehen. Dies war zunächst auch ein Grundsatz der Gründungsväter der neuen Bundesrepublik Deutschland, die 1949 das Grundgesetz ausarbeiteten.
Durch den Aufbau bewaffneter Polizeieinheiten in beiden Teilen des geteilten Deutschland und die zunehmenden Spannungen des beginnenden Kalten Krieges wurde die Vereinbarung der Potsdamer Konferenz jedoch schnell hinfällig. Schon Anfang der 1950er Jahre gab es Geheimverhandlungen zwischen der Regierung Adenauer (CDU) und der US-Regierung über die Wiedereinführung eines (west)deutschen Heeres.
1951 wurde der Bundesgrenzschutz in der Bundesrepublik, 1952 offiziell die kasernierte Volkspolizei in der DDR mit 70.000 Mann aufgebaut, wobei hier vorher schon bewaffnete Strukturen eingeführt worden waren.
Unter dem Einfluss des Koreakrieges gewann die politische Diskussion um eine Neugründung militärischer Einheiten neuen Auftrieb. Diese Auseinandersetzung führte zu massiven Protesten und Demonstrationen der ersten westdeutschen Friedensbewegung (Ohne mich-Bewegung). Diese konnte die Gründung der Bundeswehr am 2. Januar 1956 und der Nationalen Volksarmee am 18. Januar 1956 jedoch nicht verhindern.
In der Bundesrepublik wurden schnell Zweifel am demokratisch gedachten Prinzip vom Soldaten als "Staatsbürger in Uniform" laut, zumal ein wesentlicher Teil der neuen Bundeswehrführung sich aus ehemaligen Offizieren der Wehrmacht rekrutierte, die teilweise überzeugte Anhänger des NS-Regimes gewesen waren. Neben grundsätzlichen pazifistischen und antimilitaristischen Erwägungen wurde auch deswegen die demokratische Legitimation der Bundeswehr von einer kritischen Öffentlichkeit in Frage gestellt.
In der NVA wurde diese personelle Kontinuität des Übergangs der Wehrmacht zur neuen Armee vermieden. Die NVA wurde in der DDR definiert als eine Art Speerspitze gegen den Faschismus und Kapitalismus des Westens. Jedoch wurden in der NVA manche Rituale der Wehrmacht, die schon in der vordemokratischen preussischen Armee üblich waren, übernommen; so etwa der Stechschritt bei Paraden.