Wiederaufarbeitungsanlage
Eine
Wiederaufarbeitungsanlage (WAA), gelegentlich auch "Wiederaufbereitungsanlage" genannt, ist eine großtechnische Anlage, in der abgebrannte Brennelemente aus Kernkraftwerken auf chemischem Wege wiederaufgearbeitet, d. h. in
radioaktive Abfallstoffe (Atommüll) und wiederverwendbares spaltbares Material (insbesondere
Uran,
Plutonium) getrennt werden. Als Verfahren hat sich dabei das
PUREX-Verfahren durchgesetzt. Die Wiederaufarbeitungsanlagen stellen somit den Versuch dar, einen atomaren Wiederverwertungs-Kreislauf aufzubauen. Die bei der Wiederaufarbeitung anfallenden radioaktiven Abfälle werden an Ort und Stelle weiterverarbeitet (konditioniert) und später an die jeweiligen Kunden zurückgeliefert.
Kritikpunkte
Ein bedeutender Kritikpunkt der Wiederaufarbeitungsgegner lautet, dass bei der Wiederaufarbeitung waffenfähiges Material (Plutonium) separiert und damit leichter zugänglich gemacht werde. Dagegen wird argumentiert, dass Plutonium aus den relativ hoch abgebrannten Brennelementen von Leistungsreaktoren sich kaum für eine Nuklearwaffe eigne. Umstritten sind auch die radioaktiven Ableitungen ins Meer, insbesondere aus den europäischen Anlagen Sellafield und La Hague. Während nach Aussage von Umweltschützern wie beispielsweise Greenpeace die Ableitungen zu einer unzulässigen Verschmutzung der Meere und über den Nahrungspfad zu einer Strahlenbelastung der Bevölkerung führen, verweisen die Betreiber auf die Einhaltung der Grenzwerte und die geringen radiologischen Auswirkungen für den Menschen.
Für die Anlieferung der Brennelemente und den Rücktransport der Reststoffe und Abfälle sind zahlreiche Transporte von und zu den Wiederaufarbeitungsanlagen nötig. Die Castor-Transporte zwischen den Wiederaufarbeitungsanlagen und Deutschland wurden in der vergangenheit immer wieder blockiert.
In Betrieb befindliche Anlagen
- Großbritannien: In Sellafield, früher "Windscale" genannt, sind zwei Anlagen in Betrieb. Die ältere Anlage B205 dient dazu, abgebrannte metallische Brennelemente aus den britischen Magnox-Reaktoren aufzuarbeiten. Die neuere THORP-Anlage (Thermal Oxide Reprocessing Plant) ist für die Wiederaufarbeitung von oxidischen Brennstoffen ausgelegt, die sowohl aus den britischen AGR-Reaktoren als auch aus Leichtwasserreaktoren im Ausland stammen.
- Frankreich: In La Hague gibt es ebenfalls zwei Wiederaufarbeitungsanlagen. Die Anlage UP2 ist für französische Brennelemente vorgesehen. Die relativ ähnliche Anlage UP3 dient der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente ausländischer Kunden.
- Indien: In Indien wurde 1964 die erste kleine Anlage zur Wiederaufarbeitung von Forschungsreaktorbrennstoff in Betrieb genommen (Trombay). Eine größere Anlage für Brennelemente aus Leistungsreaktoren befindet sich in Tarapur. Mit der Inbetriebnahme einer weiteren Anlage bei Kalpakkam wurde Anfang 1997 begonnen.
- Japan: Seit 1977 ist eine Anlage in Tokai-mura in Betrieb. Nach einem Brand mit anschließender Explosion in der Abfallbituminierungsanlage im März 1997 wurde der Betrieb eingestellt und erst im November 2000 wieder aufgenommen.
- Russland: Zwei Wiederaufarbeitungsanlagen sind in Betrieb (RT-1/Tscheljabinsk, Tomsk).
- USA: Die ursprünglich zu vornehmlich militärischen Zwecken errichtete Anlage in Savannah River dient heute noch der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus Forschungsreaktoren, auch aus dem Ausland.
Stillgelegte Anlagen
- Frankreich: Die Anlage UP1 in Marcoule, die ursprünglich militärischen Zwecken diente und in der später Magnox-Brennelemente wiederaufgearbeitet wurden, wurde 1997 endgültig abgeschaltet, nachdem in Frankreich inzwischen keine Magnox-Reaktoren mehr in Betrieb sind.
- Belgien: Von 1967 bis 1974 wurde in Mol die Wiederaufarbeitungsanlage EUROCHEMIC, ein Gemeinschaftsprojekt von 13 Mitgliedsstaaten der OECD, betrieben. In dieser Anlage wurden insgesamt etwa 210 t Brennstoff aufgearbeitet. Mit der Zerlegung der Einrichtungen wurde 1991 begonnen.
- USA: In den Nachkriegsjahren wurden mehrere Wiederaufarbeitungsanlagen für militärische Zwecke errichtet (Hanford, Savannah River, Idaho). Idaho (1992) und Hanford (1990) wurden vor einigen Jahren stillgelegt. Eine kommerzielle Anlage in West Valley war von 1966-1971 in Betrieb. Zwei weitere Anlagen (Barnwell, Morris) wurden zwar fertig gestellt, aus unterschiedlichen Gründen aber nicht in Betrieb genommen.
- Deutschland: Von 1971 bis 1990 war die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) in Betrieb. Als Pilotanlage hatte sie den Zweck, Betriebserfahrungen für den Betrieb einer großen Anlage, wie in Wackersdorf geplant, zu gewinnen. In ihrer Betriebszeit wurden in der WAK etwas mehr als 200 t Kernbrennstoff wiederaufgearbeitet.
Geplante Anlagen
- Japan: Eine größere Anlage in Rokkasho-mura ist im Bau. Die Bauarbeiten liegen jedoch um mehrere Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Die Inbetriebnahme ist für 2005 geplant.
- Deutschland: Die in den 80er Jahren geplante Wiederaufarbeitungsanlage im bayerischen Wackersdorf wurde nie fertig gestellt. Damals kam es zu größeren Protestaktionen von Atomkraftgegnern gegen diese WAA (beispielsweise das WAAhnsinn-Festival von 1986 in Burglengenfeld).
Weblinks