Wettrüsten
Unter Wettrüsten oder Rüstungswettlauf versteht man die schrittweise militärische Aufrüstung zweier gegnerischer Parteien.Zu Zeiten des kalten Krieges fand kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Wettrüsten zwischen den technologisch entwickelten westlichen Ländern rund um die Nato und den sozialistischen Ländern rund um den Warschauer Pakt statt, das bis zum Zusammenbruch der UdSSR weiter geführt wurde. Zunächst wurde vor allem die Vernichtungskraft atomarer Erstschlagswaffen erhöht. Kamen am Ende des Zweiten Weltkriegs die ersten beide Atombomben mit einer Sprengkrakft von 20 Kilotonnen TNT zum Einsatz, die bereits genügten, um einige Millionen Todesopfer zu fordern, waren in den 1960er Jahren Wasserstoffbomben ca. 20 Megatonnen Sprengkraft einsatzbereit, wobei mit nur einer Bombe eine Großstadt eingeäschert werden konnte.
Das Wettrüsten setzte sich in Trägersystemen fort. Langstreckenbomber, die noch durch Jagdflugzeuge abgefangen werden konnten, wurden durch Interkontinentalraketenn ergänzt, für die es keine Abwehrmöglichkeit gab. Das Wettrüsten gipfelte schließlich darin, dass beide Seiten die Welt mehrfach vernichten konnten. Neben den Begriffen Rüstungsspirale war auch nuklearer Holocaust ein gängiger Begriff. Hinzu kamen noch biologische und chemische Massenvernichtungswaffen.
Dieses massive Zerstörungspotential basierte auf der Drohung, dass jeder Angriff mit der vollständigen Zerstörung des Angreifers beantwortet würde. Der strategische Grundsatz dahinter wurde in dem Satz zusammen gefasst: Wer zuerst schiesst, stirbt als zweiter. Es zeigte sich jedoch, dass dieses Prinzip nicht grundsätzlich anwendbar war, sondern lediglich dann eine wirksame Drohung darstellen konnte, wenn die unmittelbaren Interessen eines Landes betroffen waren, im Extremfall der Angriff auf ein Staatsgebiet. In der Folge wurde das Prinzip der flexible response propagiert, also die Möglichkeit, auf einen Angriff flexibel reagieren zu können, sodass die vollständige Vernichtung des Feindes nicht mehr notwendig war.
1972 wurde mit dem ABM-Vertrag die Grundlage geschaffen, das gewaltige Vernichtungspotential zu reduzieren. Die "rohe Kraft" wurde in den nächsten Jahrzehnten zunehmend durch ausgeklügelte Technologien ersetzt. Das Spektrum reicht dabei von Spionagesatelliten und Tarntechnologien bis hin zu Präzisionswaffen, die metergenau Ziele zerstören können.
Die übliche Rechtfertigung für das Wettrüsten bzw. die Rüstungsprirale bestand in der Unterstellung, dass die eine Seite jeweils weiter aufrüsten müsse, da dies die andere Seite auch tat. Ronald Reagan betrieb das Wettrüsten mit der Begründung, auf diese Weise die kommunistischen Länder wirtschaftlich in die Knie zu zwingen. Es ist heute fraglich, ob der Zusammenbruch des Ostblocks eine unmittelbare Folge des Wettrüstens war, oder ob die Wirtschaften der Länder ohnehin bereits vor Reagans Amtsperiode zum scheitern verurteilt waren.
Mit dem Ende des kalten Krieges wurde auch das Wettrüsten zwischen Nato und Warschauer Pakt bzw. den USA und der UdSSR beendet. Heute findet lediglich noch ein hochtechnologisches defensives Wettrüsten zwischen den USA und den sog. Schurkenstaaten statt, ohne dass der Begriff selbst noch benutzt wird. Dabei wird postuliert, dass auch ein unterentwickeltes Land mit wenigen interkontinental einsetzbaren Massenvernichtungswaffen ein hoch entwickeltes Land wirksam bedrohen kann. Einerseits wird nun versucht, diese Bedrohung im Ansatz zu unterbinden, indem diesen Staaten Kontrollen bzgl. der Herstellung von ABC-Waffen aufgezwungen werden. Andererseits versuchen die USA Abwehrsysteme zu entwickeln, die interkontinental einsetzbare Waffen im Anflug zerstören können.
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