Westliche Han-Dynastie
In der chinesischen Geschichte wird die Han-Dynastie in zwei Perioden aufgeteilt, die Periode von 207 v. Chr bis 8 n. Chr. mit der Hauptstadt Changan wird die Westliche Han-Dynastie genannt, die Periode von 25 bis 189 wird die Östliche Han-Dynastie genannt. Die Hauptstadt der Östlichen Han-Dynastie lag in Luoyang. Unterbrochen wurde die Dynastie von einer Interimsperiode der Xin-Dynastie von dem Usurpator Wang Mang.Die Westliche Han-Dynastie gilt zu Recht als ein Höherpunkt der chinesischen Kaiserzeit. Durch eine Serie sehr weise Politik von den ersten Kaiser der Dynastie erlangte China sowohl innere Stabilität und Erholung wie auch äußere Stärke, die ihr befähigte, die ständige Bedrohung von den Nomaden aus dem Norden für mehreren hundert Jahren abzuschotten und den Weg nach Westen über die Seidenstraße zu öften. Aus der Westliche Han-Dynastie existiert auch die früheste anerkannte Dokumentation von Sonnenflecken.
Geschichtliche Zusammenfassung
Nach dem Sturz der Qin-Dynastie ging Liu Bang als Sieger im Kampf um den Kaisertitel hervor. Nach der Gewaltherrschaft der Qin und der langjährigem Bürgerkrieg war China zu diese Zeit völlig zerstört. Die Städten hatten bis zu 4/5 ihrer Bevölkerung verloren, große Teile des Landes lagen brach. Zudem sah sich der Kaiser ein großes Heer vor sich, das ihn zur Macht verholfen hatte und das er befriedigen musste. Dabei griff Liu Bang auf die Methode der Zhou-Dynastie zurück und belehnte das Land an seinen Getreuen. Den einfachsen Soldaten und Offizieren wurden Land nach Rang zugeteilt, auch versuchte Liu Bang, sonstige Bevölkerung (Wanderbevölkerung, Stadtbewohner) aufs Land zu besiedeln um das Land zu bearbeiten. Die nach diesem Aufruf freiwillig angesiedelten Bauern wurden Steuer und Fronarbeit bis zu 12 Jahre ausgesetzt. Zudem ließ Liu Bang das Gesetzbuch stark vereinfachen. Viele in der Qin-Zeit grausam verfolgte Taten wurden nun straffrei, andere unmenschliche Peinigungsmethoden abgeschafft. Sippenhaft wurde stark eingeschränkt.
Seine Nachfolger Kaiser Wen von Han und Kaiser Jin von Han führten diese Politik fort, sie ließen den Steuer drastisch senken, so dass die Wirtschaft und Produktivität stark wuchs. Auch die Strafmaßen wurden abermals gesenkt, Sippenhaft wurde ganz abgeschafft. Nach lediglich 50 Jahren konnte bereits die Bevölkerungszahl verdoppeln. Die Städten wie Changan, Luoyang wuchsen bis zu ungesehene Größe an.
Obwohl die Anfangszeit der Han-Dynastie in China immer wieder als Beispiel guter Regierung genannt wird, war die Dynastie ständig von innen und von außen bedroht. Bereits Liu Bang sah sich gezwungen, in seine spätere Regierungszeit die Macht der von ihm belehnten Königen wieder zu beschneiden. Vor allem mistraute er jene Königen, die nicht sein direkter Verwandten waren. Kaiser Wen und Kaiser Jin mussten gegen rebellierenden Königen aus eigene Familie kämpfen. Die Machtbeschneidung dieser lokalen Mächten wurde vordringliches Ziel der Kaiser. Zugleich war das chinesische Reich von den Hunnen aus dem Norden bedroht. Fast jährlich fielen die Hunnen ins Land ein. China war zu diese Zeit zu schwach, um Kriege an seine Grenze zu führen. So versuchten die Kaiser, durch Beschwichtigungspolitik die Gefahr eines Krieges zu meiden. Das Verheiraten der Prinzessinnen mit den Hunnenkönige löste das Problem jedoch nicht.
Die Regierungszeit Kaiser Wus von Han gilt als der Gipfelpunkt der Han-Dynastie. Die innere Gefahr wurde durch langwierige Bemühung gebannt, den Königen wurden fast alle Macht genommen. Auch fühlte Kaiser Wu stark genug, um gegen die Hunnen zu kämfen. In drei Expeditionen, die seine Armee tief in die Wüsten und Steppen der heutigen Mongolei führten, konnte er die Hunnen vernichtend schlagen. Doch Kaiser Wu überspannte sein Bogen, im Rausch des Sieges führte er weitere Expeditionen gegen Korea und nach Süden Richtung Vietnam, diese endeten nicht so günstig. Um seine Militärunternehmen zu finanzieren, musste er den Steuer wieder hochsetzen, was zu Unmut im Land führte. Zu Ende seiner Regierungszeit ereignete mehrere Aufständen, die den Kaiser dazu nötigte, in einem beispiellosen Schritt öffentlich Selbstkritik zu üben.
Kaiser Wu war es auch, der Konfuzianismus zur alleinige Staatsideologie erhob. Davor war Taoismus vorherrschende philosophische Strömung in der chinesischen Gesellschaft.
Seine Nachfolger kehrten zur Politik seiner Vorgänger zurück, so dass es eine erneute Stärkung und Befriedung des Landes eintrat. Auch konnten sie auf Kaiser Wus militärische Erfolge ruhen und gute Beziehung zu den Nachbarstaaten pflegen, so dass eine langjährige Friedensphase eintreten konnte.
Die letzten Westliche Han-Kaiser waren sehr schwache Figuren. Sie waren nicht nur nicht in der Lage, das Land zu regieren, sie waren nicht einmal daran interessiert, das Land zu regieren. Kaiser Cheng von Han zum Beispiel überließ das Regierungsgeschäft seinen Unkeln und beschäftigte sich lieber mit Jagd und Spielen. So war es nicht verwunderlich, dass bald ein ehrgeiziger Minister die Macht an sich riss, den Kaiser absetzte und sich selbst zum Kaiser ausrufen ließ.
Beziehung zu angrenzenden Ländern
Die Westliche Han-Dynastie ist eine der offensten Zeiten in der chinesischen Geschichte. Obwohl das Land ständig Kriege mit umliegenden Stämmen und Länder geführt hatte, hatte es auch rege Austausch zwischen den Völker gegeben. Besonders zur zweiten Hälfte hin waren die Konflikte zwischen Han und den Hunnen auch weitestgehend beigelegt. Die Öffnung nach Westen ermöglichte die Errichtung der Seidenstraße, die über den Zwischenstationen China sogar mit Rom verband. Über diesem Weg kam auch der Buddhismus zum Ende der Westlichen Han-Dynastie nach China.
Aus der Westlichen Han-Zeit gibt es auch die früheste Dokumentation über Austausch mit Japan.
Kultur
Zum Anfang der Westlichen Han-Dynastie war der Taoismus sehr in Mode, vor allem unter den Beamter und Herrschern war die Idee des Regierens durch Nichtstun (无为而治) sehr beliebt. Dabei ist das damalige Verständnis des Taoismus durchaus ein anderes als das der heutigen, so wurden auch anderen philosophischen Strömungen eingemischt, die Achtung vor Gesetz der Fa-Strömung (法家) ist ein sehr gutes Beispiel. Kaiser Wu änderte diese Staatsphilosophie, indem er Konfuzianismus zur Staatsideologie erhob. Dazu werden die konfuzianischen Kanones und Bücher editiert. Die heutige Fassung dieser Bücher stammen überwiegend aus jene Zeit. Diese neue staatsideologische Festlegung soll für den nächsten 2000 Jahren Bestand haben. Über China hinaus sind Staaten wie Japan, Korea, Vietnam lange Zeit von dieser Philosophie beeinflusst worden. Selbst heute ist die konfuzianische Denkweise in diesem Gebiet bedeutend.
Gegen dem Enden der Westlichen Han-Dynastie kam Buddhismus über die Seidenstraße nach China und begann sich rasant zu verbreiten. Dokumentiert war das Eintreffen eines Gesandten eines buddhisnischen Staates aus dem heutigen Zentralasien, der buddhistische Kanones mitbrachte und sie in Chinesisch übersetzen ließ.
Das Buch der Geschichte (史记) von Sima Qian (135 v. Chr - 93 v. Chr) ist das erste zusammenfassende Geschichtsbuch, das die chinesische Geschichte von der vorschriftlichen Zeit bis zu Kaiser Wu von Han dokumentiert. Auch wenn vieles, was er über die Zeiten vor der Zhou-Dynastie berichtet, aus der Sagenwelt stammt, so hat sich immer wieder spätere Ausgrabungen seine Schilderungen als zuverlässig bewiesen. Das Buch der Geschichte wird in China allgemein als Vorbild spätere Dynastien gesehen, ein Geschichtsbuch für die vorige Dynastie zu schreiben. Auch in Form und Kapitelgliederung nehmen die spätere Geschichtsbücher das Buch der Geschichte als Vorbild, das bis zur Zeit der Republik China. Sima Qian selbst wird von späteren Geschichtsschreiber oft als der Fürst der Geschichte (史公) bezeichnet. Das Bucht der Geschichte besitzt auch hohes literarisches Wert, das von vielen seinen Nachfolgern nicht erreicht werden können. Viele Kapitel aus diesem Buch wird heute noch in den Schulbüchern für klassische Chinesisch an den chinesischen Schulen als Unterrichtsstoff genommen.
Von der Han-Zeit sind zahlreichen Prosa überliefert worden. Die meisten davon diskutieren politischen Themen oder geben den Herrschenden Ratschläger. Zum Beispiel die Essay Über die Fehler von Qin (过秦论) von Jia Yi analysiert detailliert und Schicht von Schicht immer wieder vertiefend die Fehler der Qin-Dynastie, die zu ihrem Untergang geführt hat.
In der Lyrik gibt es in der Westliche Han-Dynastie zwei unterschiedlichen Entwicklungen. Die Han-Herrscher haben organisiert Volkslieder zusammengetragen und aufgearbeitet. Diese aufgearbeiteten Lieder folgen die Tradition aus dem Buch der Lieder und haben eine feste Anzahl von Schriftzeichen pro Zeile und sind meist relativ kurz gehalten. Besonders unter den Literaten erlebten diese Form der Gedichte große Beliebtheit, davon besonders die Gedichte mit fünf Schriftzeichen pro Zeile. Die andere Entwicklungslinie folgt das Vorbild von Qu Yuan. Sie sind freie und lange gereimte Gedichte. Auch in Themen folgen sie ihr Vorbild. Es handelt sich meistens um Trauer oder Unmut. Das Gedicht Gedanken an Qu Yuan (吊屈原赋) ebenfalls von Jia Yi kann als Beispiel für diese emotional sehr bewegenden Gedichte gelten. Später übernehmen auch andere Literaten diese Form der Gedichte, sie werden aber immer freier, manchmal auch ganz ungereimt, und ähneln immer mehr den Prosa.
Ein besonderes Problem der chinesischen Kalendar war, dass im chinesischen Kalendar die Monate und die Jahre eigentlich nach der Mondperiode berechnet werden. Die Länge eines Jahres, die daraus berechnet wird, deckt aber mit dem tatsächlichen Sonnenjahr nicht überein. Das Problem wurde erst in der Westlichen Han-Dynastie gelöst, indem man nach einem festen Regel in eine Periode von 19 Jahren jeweils 7 Schaltmonate eingeführt hatte. Dadurch gleichten das Kalendarjahr mit dem Sonnenjahr wieder weitestgehend aus.
Die wichtigste Erfindung während der Westlichen Han-Zeit war wahrscheinlich Papier. In den Provinzen Shaanxi und Gansu wurden Papier ausgegraben. Allerdings war zu jene Zeit Papier noch nicht verbreitet, denn, die meisten Bücher und Bilder der damaligen Zeit, die man bislang gefunden hat, sind immer noch auf Holz, Bambus oder Tuch geschrieben.Wissenschaft und Technik
Aus der Westlichen Han-Zeit wurde im Jahre 28 v. Chr. darüber berichtet, dass in der Sonne eine große Flecke zu sehen war, als sie aufging. Dies wird heute allgemein als die erste Dokumentation von Sonnenflecken angesehen. Es handelte sich wahrscheinlich um eine ungewöhnlich große Sonnenfleckengruppe.
Tempelname 1 | Ehrenname 2 | Name 3 | Regierungszeit |
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Ahnen Gao (高祖)* | Kaiser Gao von Han (高皇帝) | Liu Bang (刘邦) | 202 v. Chr - 195 v. Chr |
Kaiser Hui von Han (汉惠帝) | Liu Yin (刘盈) | 195 v. Chr. - 188 v. Chr | |
Kaiserinwitwe Gao (高皇后) | Lü Zhi (吕雉) | 188 v. Chr. - 180 v. Chr | |
Ahnen Tai (太宗) | Kaiser Wen von Han (汉文帝) | Liu Hen (刘恒) | 180 v. Chr. - 157 v. Chr |
Kaiser Jing von Han (汉景帝) | Liu Qi (刘启) | 156 v. Chr. - 140 v. Chr | |
Ahnen Shi (世宗) | Kaiser Wu von Han (汉武帝) | Liu Ce (刘彻) | 140 v. Chr. - 86 v. Chr |
Kaiser Zhao von Han (汉昭帝) | Liu Fuling (刘弗陵) | 86 v. Chr. - 74 v. Chr | |
Ahnen Zhong (中宗) | Kaiser Xuan von Han (汉宣帝) | Liu Xun (刘询) | 74 v. Chr. - 48 v. Chr |
Kaiser Zuan von Han (汉元帝) | Liu Che (刘轼) | 48 v. Chr. - 33 v. Chr | |
Kaiser Cheng von Han (汉成帝) | Liu Yian (刘骜) | 33 v. Chr. - 7 v. Chr | |
Kaiser Ai von Han (汉哀帝) | Liu Xin (刘欣) | 7 v. Chr. - 1 | |
Kaiser Ping von Han (汉平帝) | Liu Xin (刘欣) | 1 - 5 | |
Liu Yin (刘婴) | 5 - 8 |
- 1: Der Tempelname ist der Name des Kaisers, der in der Ahnentempel angenommen hat. Nicht alle Han-Kaiser besitzen einen Tempelnamen
- 2: Der Ehrenname ist der Name des Kaisers, den er nach seinem Tod zur Ehrung erhalten hat. Das ist auch der geläufiger Name des Kaisers, den die meisten Chinesen kennen
- ''3: Der richtige Name (sozusagen bürgerlicher Name) des Kaisers. Dieser Name kennt man relativ selten. Nach chinesische Tradition steht hier der Familienname an der ersten Stelle, gefolgt vom Vorname
- *: Eigentlich ist der Tempelname von dem ersten Kaiser der Han Ahnen Tai (太祖). Sima Qian benutzte in seinem Buch der Geschichte jedoch den Namen Ahnen Gao. Das wird dann für die spätere Generationen den geläufigeren Tempelnamen des Kaisers.
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