Wertewandel
Der Begriff Wertewandel beschreibt den Prozess der Veränderung der Wertvorstellungen im Laufe der Zeit.Häufig wird unterstellt, dass der Wertewandel erst in neuerer Zeit, z.B. seit den 70er Jahren, wirken würde. Dies ist falsch, da sich die Wertvorstellungen der Menschheit im Laufe der historischen Entwicklung zu allen Zeiten verändert haben. Diese Veränderungen sind so stark, dass bestimmte historische Wertvorstellungen, wie sie beispielsweise im alten Testament in 2.Mose 21 ff festgehalten sind, heutzutage als menschenverachtend und völlig inakzeptabel angesehen werden:
- Zulässigkeit der Sklaverei
- Todesstrafe für viele relativ geringe Vergehen (z.B. Fluchen, zaubern)
- Straffreiheit für Totschlag an Sklaven, sofern der Tod erst nach einem Tag eintritt
- Vergeltungsprinzip bei Körperverletzungen ("Auge um Auge")
- Zulässigkeit des Verkaufs von Töchtern
- Sippenbestrafung
- Gutheißen von Massenvertreibungen (Völker der Hiwiter, Kanaaniter und Hetiter)
- Todestrafe für abweichende Religionsansichten
Bei der wissenschaaftlichen Untersuchung des Wertewandles in der heutigen Zeit werden unter anderem zwei Extrempositionen vertreten:
Nach Ronald Inglehart findet eine Zuwendung von materiellen zu imateriellen Werten statt. Als zukünftiges Ergebnis wird eine hohe Engagementbereitschaft und höhere Freiheit angenommen.
Nach Elisabeth Noelle-Neumann gibt es hingegen seit 1968 einen kontinuierlichen Werteverfall. Als Symptome werden Bedeutungsverluste von Kirche und Religion, Autoritätsverluste, Erosion der Sekundärtugenden, abnehmender Gemeinsinn und sinkendes politisches Engagement genannt.
Eine differenzierte Position bezieht Helmut Klage.