Welser
Die Welser waren im Mittelalter hinter den Fuggern das an Bedeutung zweitgrößte Patriziergeschlecht in Augsburg. Aufgrund ihrer wachsenden Handelsstellung zu Reichtum gekommen, finanzierten diese oberdeutschen Kaufleute Herrscher verschiedener europäischer Staaten. Faktoreien unterhielten die Welser unter anderem in Antwerpen, Lyon, Madrid, Sevilla, Lissabon, Venedig und Rom sowie Santo Domingo.In der Reichsstadt Augsburg sind Welser seit 1246 nachweisbar. Im Handel mit Baumwolle und Barchent wird erstes Geld verdient. Handels- und Bergbauunternehmen sind sodann weiteres Rückgrat ihres kommerziellen Erfolgs.
Anton Welser der Ältere (* 1451, † 1518) steigt auch in den Waren- und Seehandel mit eigener Flotte, das Reedereigeschäft und den Geldverleih ein.
Im Jahr 1505 finanzieren die Welser mit 20.000 Cruzados, dem mit Abstand größten Anteil mehrerer geldgebender Kaufleute aus Italien und dem deutschen Reich, eine Indienfahrt der Portugiesen auf die Molukken, wo Gewürzquellen aufzuspüren seien. Im Gewürzhandel winken damals horrende Verdienstchancen.
Kaiser Karl V überlässt Bartholomäus Welser (* 25. Juni 1484 in Memmingen, † 28. März 1561 in Amberg im Unterallgäu), der von 1518-1552 die Geschicke der Welser-Gesellschaft steuert, im März 1528 im Gegenzug für eine ihm gewährte Anleihe das Recht der Kolonisation für ganz Venezuela. Zuvor, im Vertrag vom 12. Februar 1528 mit dem spanischen Hof, erhalten die Welser für eine Lizenzgebühr von 20.000 Dukaten das Monopol, in der Vertragslaufzeit von vier Jahren 4.000 Negersklaven in die spanischen Kolonien nach Südamerika zu liefern.
Außer Sklaven sind im Südamerikahandel Gold, Perlen, Farbstoffe wie Indigo, Edelhölzer, Drogen und Medikamente äußerst gewinnträchtig. Das gegen die aus der Neuen Welt eingeschleppte Syphilis wirkende Guajakholz ist ein Importschlager für die Welser.
Auch Anton Welser der Jüngere (* 1486, † 1557) betreibt gemeinsam mit seinem Bruder Bartholomäus den Handel mit Spanisch-Amerika. Zucker-Plantagen betreiben die Welser auf Hispaniola und auf Madeira.
Bis 1554 beuten die Welser die Bodenschätze an der venezolanischen Küste aus. Mit dem Rücktritt von Kaiser Karl V. im Jahr 1556 gehen die Handelsrechte verloren.
Philippine Welser (* 1527 in Augsburg, † 24. April 1580 auf Schloss Ambras), die Nichte von Bartholomäus Welser, wird von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol im Jahr 1557 geheiratet. Die Ehe wird lange Zeit verheimlicht. Philippine lebt auf Schloss Ambras bei Innsbruck. Sie sammelt Heilkräuter und schreibt ein Arzneibuch mit vielen Rezepten. Außerdem verfasst sie ein exquisites Kochbuch über Gerichte in ihrer Zeit.
Am 1. Juli 1614 ist die Handelsgesellschaft der Welser pleite (sog. Falliterklärung). Die bisherigen Handelsströme aus der Levante über Italien und die Alpen nach dem Norden haben sich verlagert. Die Edelmetalle aus Amerika führen zu einer Geld- und Absatzkrise. Die großen Schuldner der Welser – Spanien, Frankreich und die Niederlande – treiben mit Staatsbankrotten die Gesellschaft in den Ruin.
Häberlein, Mark; Burkhardt, Johannes: Die Welser, Berlin, 2002, ISBN 3-05-003412-2Literatur