Wahlkampf
Als Wahlkampf wird im engeren Sinne das direkte Werben von Parteien oder Kandidaten um Stimmen kurz vor einer Wahl bezeichnet. Im weiteren Sinne lässt sich der größte Teil des Verhaltens von Parteien oder Kandidaten vor einer Wahl dem Wahlkampf zurechnen.Der Wahlkampf erfüllt im Wesentlichen zwei Funktionen. Zum einen soll er die Unterstützer einer Partei noch einmal motivieren, zum anderen soll er dazu dienen, die noch unentschlossenen Wähler zur Stimmabgabe zu bewegen. Er kann vielfältige Formen annehmen. Von Diskussionsveranstaltungen und Infoständen über Flugblätter, Plakate bis hin zu Werbung in Fernsehen oder Radio. In einer Zeit, in der traditionelle Parteibindungen im Abnehmen begriffen sind, gewinnt der Wahlkampf zunehmend an Bedeutung.
Ebenfalls in den letzten Jahren wird oft eine Veränderung der Wahlkampfführung konstatiert. Während der traditionelle Wahlkampf, besonders in Deutschland von einfachen Parteimitglieder betrieben wurde und sich auf die Werbung vor Ort konzentrierte, nimmt die Bedeutung der Medien zu. Gleichzeitig wird konstatiert, dass der Wahlkampf sich immer mehr professionalisiert, das heißt von professionellen Werbeagenturen betreut wird und sich in Form der Personalisierung auf einzelne Spitzenkandidaten beschränkt. Als exemplarische Beispiele werden der Wahlkampf von Bill Clinton 1992, der von Tony Blair 1997 genannt. In Deutschland wurde der von der Wahlkampfzentrale KAMPA betreute Wahlkampf der SPD vor der Bundestagswahl 1998 als bedeutender Wechsel in der Wahlkampfführung bezeichnet. Inwieweit diese Tendenzen wirklich stattfinden und inwieweit sie das Wahlverhalten ändern, ist in der politikwissenschaftlichen Literatur hoch umstritten.
Die Funktion von Wahlkämpfen innerhalb der repräsentativen Demokratie ist ebenfalls umstritten. Zum einen werden Wahlkämpfe als Hochzeit der Demokratie bezeichnet. Die Bedeutung politischer Themen in der Öffentlichkeit nimmt zu, die Politikverdrossenheit nimmt ab. Gleichzeitig aber wird warnend darauf hingewiesen, dass der Wahlkampf längerfristige, sachorientierte Politik verhindert, da jedes Verhalten von Politikern sich auf den nächsten Wahlgewinn orientiert und nicht mehr auf anstehende Probleme. In der Bundesrepublik Deutschland mit relativ kurzen Wahlperioden und einer vielzahl von Landtagswahlen wird dauernder Wahlkampf oft als Grund für den Reformstau genannt.
Um den Parteien die Kosten eines Wahlkampfes zu erstatten existiert in Deutschland eine Wahlkampfkostenerstattung, die sich nach dem erreichten Wahlergebnis richtet.