Wachszylinder
Der Wachszylinder auch Wachswalze (gebräuchtlichste Bezeichnung) oder Wachsrolle genannt, ist ein altes Medium zur Tonaufzeichnung.Die Walzen waren im Standardformat ca. 10,5 cm lang und maßen etwa 5,1 cm im Durchmesser. Es gab hiervon viele Abweichungen und Sonderformate. Sie hatten eine Materialstärke von etwa 5 mm und waren hohl. Hergestellt wurden diese Zylinder zunächst aus einem bräunlichen Wachs, dessen Bestandteile sich immer wieder leicht unterschieden. Es wurden hierfür verschiedene Wachssorten oder auch Harze, sowie Natronseife verwendet. Ab 1902 wurde das Wachs durch ein härteres ersetzt und die Walzen nicht mehr direkt bespielt sondern gegossen.
Die Aufnahme erfolgt über einen Trichter, der den Schall auf eine Membran leitet, die mit einem Stift auf die rotierende Walze "schreibt".
Zur Wiedergabe wurde die rotierende Wachswalze mit einen abgerundeten Diamanten oder Glasball abgetastet. Dieser Glasball leitete die Schwingungen an eine Membran, die wiederum den Schall erzeugte. Über den Trichter wurde der Schall an die Umgebung geleitet.
Je nachdem ob Sprache oder Musik aufgezeichnet war lag die Abspielgeschwindigkeit zwischen 80 und 144 U/min. Erst ab 1902 gab es einheitlich genormte Geschwindigkeit (160 U/min) für Wachswalzen.
Mitte 1886 wurde die erste Wachswalze mit einem Diktiersystem von Alexander Graham Bell (1847-1922) & Charles Sumner Tainter (1854-1940) vorgestellt. Diese hatte noch ein völlig anderes Format und bestand aus einem Pappkern mit überzogenem Wachs.
1888 "übernahm" Edison die Idee des Materials Wachs als Aufnahmemedium und stellte sein eigenes Format vor, welches sich als Standard durchsetzte. Eine Kooperation mit Bell und Tainter hatte er kurz vorher energisch abgelehnt. Die Edison-Walzen bestanden vollständig aus Wachs und besaßen keinen Pappkern.
1902 stellte Edison die schwarze Wachswalze ("Gold Moulded Record") vor. Diese Walzen waren herstellungsbedingt wesentlich härter und hatten einen klareren und lauteren Klang als ihre (braunen) Vorgänger. Sie bestanden ebenfalls aus einer Mischung aus Wachs und Seife. Durch den erhöhten Härtegrad konnte man die Walzen mit einem höheren Auflagegewicht (12g) abspielen, was zu einer lauteren Wiedergabe führte. Jedoch waren diese sog. Hartguß-, auch Goldguß-Walzen genannt, noch zerbrechlicher als ihre Vorgänger. Die Rillendichte betrug 150 tpi (Tracks per Inch), was bei einer Abspielgeschwindigkeit von 160 U/min zu einer Spielzeit von guten 2 Minuten führte. 1908 wurden die ersten Wachswalzen mit 4-minütiger Spielzeit hergestellt. Die Rillen lagen hier doppelt so eng beisammen (300 tpi). Diese Wachswalzen und die 2-minütigen Variante wurden von Edison bis 1912 produziert, die britische Firma Clarion stellte diese sogar noch bis in die 20er Jahre her.
Durch die Entwicklung der haltbaren und reproduzierbaren Schallplatte (Schellackplatte) des deutschen Erfinders Emil Berliner hatte die Wachswalze keine Zukunft mehr. Der Hauptvorteil der Schallplatte bestand in der ab 1902 verwendeten zweiten Seite. Im Sommer 1929 lieferte Edison die letzten seit 1912 aus Zelluloid gefertigten Walzen aus.
Edison hatte ab 1912 mit einem eigenen Schallplattenformat (Diamond Disc) aufgewartet und in den 20ern sogar Schallplatten mit einer Spieldauer von 20 Minuten (bei 80 U/min!) produziert. 1929 stellte die Edison Phonograph Company ihr Geschäft mit Tonträgern und Geräten ein, einen Tag vor dem großen Börsencrash.