Vogesen
Die Vogesen (Wasgenwald, Wasgau; frz. Vosges [voːʒ]) sind ein Kammgebirge in Frankreich. Sie durchziehen die Regionen Elsass, Lothringen und die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté). Die Grenze zum Pfälzerwald bildet die Zaberner Steige. Geologisch werden auch die Buntsandsteinbereiche des südlichen Pfälzerwald noch zu den Vogesen gezählt, die Grenze wird hier vom Muschelkalk bestimmt.Höchste Erhebung ist der Große Belchen (frz. Grand Ballon) bei Gebweiler (frz. Guebwiller), daher auch Gebweiler Belchen, mit 1424 Metern Höhe. In der Nähe des Elsässer Belchens entspringt die Mosel.
In den Südvogesen herrschen rundliche Bergkuppen vor (Großer und Kleiner Belchen, Hohneck), in den niedrigeren Nordvogesen dagegen tafelartige Formen.
Entstanden ist das Mittelgebirge im Tertiär vor ca. 6 Millionen Jahren durch eine tektonisch bedingte Anhebung, aus der heraus zunächst ein mit dem Schwarzwald zusammenhängendes Gebirge resultierte. Dann senkte sich der Oberrheingraben ab, der die beiden Bergzüge bis heute räumlich trennt. Die Anhebung hatte auch die Entstehung des französischen bzw. süddeutschen Schichtstufenlandes zur Folge.
In vorrömischer Zeit war das Gebiet von Kelten, nach der römischen Zeit auch von Alemannen und Franken besiedelt. Später bildete dann der Kamm der Vogesen für mehr als tausend Jahre die Sprachgrenze zwischen dem deutschen und dem französischen Sprachraum (Straßburger Eid). Insbesondere nach dem letzten Wechsel der Landeszugehörigkeit der Regionen Elsaß und Lothringen hat der Gebrauch des in den Ostvogesen üblichen deutschen Dialektes nachgelassen - es gibt aber auch Bemühungen, diese Entwicklung aufzuhalten.
Die Vogesen sind in den unteren Regionen stark bewaldet. Auf den höher gelegnen (über 1000 mNN)Bergkuppen und dem die Vogesen von Norden nach Süden längs durchziehenden Vogesenkamm sind Bäume rar: Neben Buschwerk findet sich hier vor allem extensiver Bewuchs mit Heidelbeergesträuch u.a.
Während die Täler der Vogesen schon lange besiedelt sind und schon früh auch eine gewisse Industrialisierung aufzuweisen hatten (z.B. Textil, Bergwerke), finden sich auf mittleren Höhen verstreute "fermes" - Bauernhöfe aus Stein gebaut, mit weiten, flachen Dächern. In den mittleren Höhen wurden auch Steinbrüche betrieben, deren Weiterführung sich aber heute nur noch in wenigen Fällen lohnt. Auf den weitgehend unbewaldeten Höhen findet Almwirtschaft statt, anders als im etwa gleich hoch gelegenen Schwestergebirge Schwarzwald sind die höchsten Lagen oft nicht dauerhaft besiedelt. Die meisten dieser hochgelegenen Almhütten befinden sich entlang des Vogesenkammes und bieten als "ferme auberge" einfaches Essen an ("Roigabraggeldi" = Bratkartoffeln) und gelegentlich auch Unterkunft. Insgesamt ist die landwirtschaftliche Nutzung der oberen Regionen weniger intensiv, was dazu beiträgt, dass die Landschaft oft wild wirkt: Steine und Felsblöcke sind nicht beiseite geschaft, Sträucher und Ginster überwuchern die Hänge, auch der Wald ist weniger monokulturell, als die die für den Schwarzwald namensgebenden Fichten. Wirtschaftlich ist für die höheren Regionen damit vor allem die touristische Nutzung - überwiegend lokaler Tourismus bzw. attraktiv für die Beneluxländer, für die die Vogesen die nächstgelegene höhere Erhebung darstellen. Im Winter werden dafür Skigebiete angeboten, die für ein Mittelgebirge z.T. sehr große Dimensionen aufweisen (z.B.: La Bresse - Hoheneck und Gerardmer mit jeweils ca. 20 Liften) und die der nicht mehr gegebenen Schneesicherheit durch Schneekanonen entgegenzuwirken versuchen. Außerdem gibt es zahlreiche Langlaufloipen. Im Sommer eignen sich die Vogesen zu Wanderungen, Klettertouren (Rocher de Martinswand) Gleitschirmflüge u.ä. Die Ostabhänge der Vogesen mit ihren Weinhängen und pittoresken Dörfern profitieren von deutschen Touristen.
In der Gesichte gehörten die Vogesen die meiste Zeit zu Frankreich, ungeachtet des auf der Ostseite gesprochenen allemannischen (süddeutschen) Dialektes (Näheres siehe unter Elsass). Vor allem im ersten Weltkrieg waren die Vogesen Schauplatz fürchterlicher Kämpfe. Auf der Ostseite der Vogesen finden sich große Kriegsfriedhöfe und auch heute noch an vielen Stellen deutlich sichtbar sind die Verläufe von Schützengräben, in denen sich die feindlichen Heere oft nur wenige Meter voneinander entfernt gegenüber lagen. Auf der Westseite des Vogesenkammes verläuft kurz unterhalb der Gipfel die "Route des Crêtes" (Gratstraße), eine alte Militärstraße, die von den Franzosen als Versorgungsstraße ihres Militärs bei der Verteidigung gegen die von Osten anrückenden Deutschen gebaut wurde. Anders als die meisten anderen Straßen verbindet sie damit keine Orte untereinander. Heute ist diese Straße beliebte Touristenstrecke, vor allem für Motorräder. Im Winter wird die Straße, da nicht wirklich erforderlich, stellenweise nicht vom Schnee geräumt, z.T. gehen dann auch Skipisten darüber (Kastelberg).
Zwei Nationalparks liegen auf dem Gebiet der Vogesen: Parc des Ballons des Vosges und der Parc des Vosges du Nord. Der Nationalpark Vosges du Nord bildet zusammen mit dem auf deutscher Seite liegenden Pfälzerwald das grenzüberschreitende Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen.
Das 88. Departement in alphabetischer Reihenfolge (Vosges) ist nach dem Gebirge benannt. Die Vogesen erstrecken sich aber auch auf die Departements Haut Rhin (67) und Bas Rhin (68)