Vlad Draculea III.
Vlad (* 1431; † 1477), genannt Draculea (kleiner Teufel) und Tepes (der Pfähler) ist das historische Vorbild von Bram Stokers Dracula. Der spätere Fürst der Walachei (er herrschte niemals über Transsilvanien) war bekannt für seine Grausamkeiten, daher rühren auch seine beiden Beinamen.Über die historische Vorlage des Grafen Dracula Vlad Draculea III. gibt es viele Geschichten, Märchen und Halbwahrheiten. Zumeist heißt er in Historien Vlad "Tepes" Dracul und wird als grausamer Graf und Tyrann Transsilvaniens beschrieben, der aus sadistischer Freude Tausende foltern und pfählen ließ.
Das historische Interesse an der legendären Figur basiert auf dem Buch von Bram Stoker und auf den zahlreichen Dracula-Filmen. So verwundert es nicht, dass viele "Dracula Biographien" historische Fehler enthalten, weil die Vorgaben Stokers ungeprüft übernommen wurden. Ziel dieser Biographie ist es, den historischen Lebensweg der Legende Dracula so aufzuzeigen, wie er als realistisch erscheint und tatsächlich gewesen sein könnte.
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2 Bewertung der Historie |
Biographie des historischen Dracula
Da die bestehenden Machtverhältnisse in der Walachei die Besteigung des Fürstenthrones unmöglich machen, verbleibt Vlad Dracul mit den Seinen, während der Rückreise vom Reichstag, in Schäßburg3. In dieser Zeit wird ihm ein Sohn geboren, den er Vlad Draculea4 nennt.
- 1436 Thronbesteigung
- 1442 Türkische Gefangenschaft
- 1444 Geiselhaft
- 1447 Tod Vlad II. Draculs
- 1448 Erste Thronbesteigung Vlad "Tepes" Draculeas
- 1451 Flucht
Mit Hilfe des ungarischen Königs kann sich Vlad "Tepes" Draculea gegen den Polen Ladislaus II durchsetzen und wird erneut Woiwode der Walachei. Um Unabhängigkeit zu erlangen, lässt er einen Großteil des Adels hinrichten, erhebt walachische Bauern zu Wehrbauern und beginnt einen Handelskrieg mit reichen Sachsenstädten Siebenbürgens.
- 1458 Tod Johann Hunyadis
- 1458 Sieg über die Türken
- 1459 Ostermassaker
Vlad "Tepes" Draculea läßt Gesandte Sultan Suleimans hinrichten (pfählen), die Tribut von ihm forderten.
- 1460 Türkischer Angriff
- 1461 Rückzug
- 1462 Flucht
- 1475 Ende der Gefangenschaft
- 1476 Dritte Thronbesteigung Vlad "Tepes" Draculeas
Ob auf dem Schlachtfeld gegen die Türken oder in Snagov ermordet, bleibt unklar, fest steht, dass Draculea eines gewaltsamen Todes stirbt und sein Kopf dem türkischen Sultan Mehmet überbracht und in Konstantinopel aufgespießt wird. Sein Körper wird in Snagov auf einer Halbinsel bestattet.
siehe auch:
Vlad "Tepes" Draculeas Biographie war bereits zu seinen eigenen Lebzeiten Legende. Der Balkan, seit dem Einfall der Türken der Übergang von Okzident zu Orient, war schon damals ein überregionaler (internationaler) Konfliktherd. Die Mächtigen versuchten ihren Einfluss auf die Region auszuüben, ohne selbst zwischen die Fronten zu geraten. Der Balkan selbst war sowohl für die Herrscher in Europa als auch für die Osmanen Bollwerk.
Ein Fürst der Walachei musste sich in alle Richtungen behaupten und mehr noch als andere Herrscher seiner Zeit gefürchtet sein, um überhaupt herrschen zu können. Ob Vlad "Tepes" Draculea, während seiner Kindheit in türkischer Gefangenschaft gefoltert wurde oder nicht, ob er tatsächlich Zehntausende pfählen ließ und Menschenfleisch verspeiste oder nicht, ist völlig irrelevant, da man davon ausgehen kann, dass er selbst diese Erzählungen bewusst unterstützte. So obige Biographie stimmt, war er nur elf Jahre Woiwode der Walachei, verbrachte aber 18 Jahre seines kurzen Lebens in Gefangenschaft. Er hat seinen Thron drei Mal erobern müssen und musste ihn stets gegen Ost und West verteidigen. Ein grausamer Ruf war also notwendig, um das überhaupt bewerkstelligen zu können. Nur so ist auch zu erklären, dass Basarab vor Draculea flieht, als dessen ungarische Gefangenschaft endet.
Aber nicht nur er selbst hatte Gründe dafür, sich als grausam und teuflisch darzustellen. Es sind die Mächtigen in Österreich-Ungarn, die einen unbeugsamen und unkontrollierbaren Herrscher im Bollwerk gegen die Türken zu Friedenszeiten nicht gebrauchen können. Einen, der seinen Machtbereich ausdehnen könnte, und die Vormachtstellung Österreich-Ungarns nicht anerkennt. Ihm also Paktierung mit den Muslimen vorzuwerfen, um ihm noch vor einer möglichen Auseinandersetzung kaiserliche Unterstützung zu entziehen, ist gar nicht so abwegig. Die Walachei war im 15. Jhd eine politisch und wirtschaftlich abhängige Region mit abhängigen Herrschern. Dem scheint sich der Woiwode Vlad III "Tepes" Draculea stets widersetzt zu haben.
Es sind aber vor allem die Kaufleute Siebenbürgens10, die für seinen Ruf verantwortlich waren. Sie waren sein wirtschaftlicher Hauptfeind. Um sich der Unterstützung der walachischen Kleinbauern, welche sein Heer stellten, sicher zu sein, bekämpfte er die reichen Sachsen Siebenbürgens. Diese schrieben und verbreiteten die Horrorgeschichten über den Fürsten der Walachei, die auch teilweise heute noch erhalten sind.11 In ihnen speist er Menschenfleisch und zwingt Gesandte, dies ebenfalls zu tun.
Die Sachsen Siebenbürgens hatten natürlich ein persönliches und politisches Interesse, den Fürsten Vlad am deutschen Kaiserhof in Misskredit zu bringen. Wer weiß, in wieweit er Raubzüge nach Siebenbürgen unternahm, um Händler, die auf seinem Grund vermeintlich Unrecht begangen, auf fremdem zu richten?
Fakt ist, dass er vor allem in der deutschen Literatur seit seinen Lebzeiten als unbarmherziger Teufel dargestellt wird, der Freunde verrät und mit den Türken paktiert. In der russischen und rumänischen Geschichte gilt er bis heute als Nationalheld und Befreier, der das christliche Abendland gegen die Türken verteidigte.
1931 wurde das Grab Vlad "Tepes" Draculeas in Snagov geöffnet. Die Hälfte der Quellen berichtet, das Grab sei bei der Öffnung leer gewesen, die andere Hälfte behauptet das Gegenteil. Für die rumänischen Nationalisten hat der Bezwinger der Türken, Vlad "Tepes", eine ähnliche Bedeutung wie das Amselfeld für die christlichen Serben. Es verwundert nicht, dass Ceausescu sich als strenger, aber gerechter Herrscher gerne in eine Reihe mit Draculea stellte.
1 Der Drachenorden war ein christlicher Ritterbund gegen die Türken.
Bewertung der Historie
Anekdote
Anmerkungen
2 Angelehnt an das lateinische draco (Drache), vermutlich unwissend, dass dracu im rumänischen Teufel bedeutet.
3 (Sighisoara) in Transsylvanien Siebenbürgen.
4 Draculea ist der Diminutiv von Dracul und bedeutet folglich kleiner Drache oder auch kleiner Teufel (Teufelchen).
5 Woiwode ist ein rumänischer Adelstitel, der soviel bedeutet wie Fürst, Prinz aber auch Kriegsherr.
6 Mehmet der Eroberer, er eroberte 1453 Konstantinopel.
7 Rumänisch: der Pfähler. Die Türken nannten ihn "Kaziklu Bey", was ebenfalls der Pfähler bedeutet.
8 Die Beweise sind möglicherweise (vermutlich?) von den Sachsenstädten Siebenbürgens in Deutschland gefälscht worden.
9 Teil der heutigen ungarischen Hauptstadt Budapest.
10 Siebenbürgen ist erst seit 1919 rumänisch. Im 15. Jhd war es vorwiegend von deutschen Händlern besiedelt.
11 Epos über den Blutfürsten Vlad (ab 1500 gedruckt) und Die histori von dem posen Dracol (ab 1488 gedruckt).