Vita
Eine Vita (lateinisch vita = "Leben, Lebenszeit, Lebensweise") ist im Allgemeinen die literarische Beschreibung des Lebens einer bekannten Persönlichkeit und zählt zur literarischen Gattung der Biographie. Traditionell werden bevorzugt antike und mittelalterliche Biographien "Viten" (oder "Vitae") genannt. Eine Sonderform stellen die Heiligenlegenden dar.Während im neueren Sprachgebrauch eine Vita sich auf den schlicht dokumentierten Lebenslauf beschränken kann, lag früher die Hauptfunktion der meisten Viten eher nach Art einer Laudatio in der Hervorhebung der Tugenden ihrer Helden und weniger in einer historisch zuverlässigen Lebensschilderung. Sie sollten den Lesern oder Zuhörern moralische Anleitungen für ihr eigenes Leben geben oder gewisse Wertvorstellungen untermauern.
In der Antike gab es zunächst Viten von Philosophen und Schriftstellern, später schilderten die Viten vor allem das Leben von Feldherren und Staatsmännern. Das Wort "Vita" taucht zum ersten Mal im Werk De viris illustribus von Cornelius Nepos auf. Einen wichtigen Einfluss auf die Herausbildung der literarischen Form hatten u.a. die Darstellungen griechischer und römischer Staatsmänner von Plutarch oder De vita Caesarum von Sueton.
Auf dem antiken Schema bauen im Mittelalter einerseits Fürstenviten wie etwa die Vita Caroli Magni von Einhard (um 830) oder eine Vita Kaiser Karls IV auf, andererseits Heiligen- und Märtyrerviten wie die Vita Sancti Martini von Sulpicius Severus oder die Vita Benedicti von Gregor dem Großen.
Im Spätmittelalter entstehen auch wieder Künstlerviten, wie etwa Das Leben Dantes von Giovanni Boccaccio (um 1360).
Eine späte Blüte erlebte die Vita im 15 und 16. Jahrhundert im orthodoxen osteuropäischen Raum, wo sie u. a. die Aufgabe hatte, hohen Vertretern von Kirche und Staat eine Aura von Heiligkeit und Gottesgnadentum zu verleihen und so deren Machtstellung im Staat zu festigen. (siehe auch Moskovitische Periode der altrussischen Literatur)
Siehe auch: Vita activa, Vita contemplativa, Curriculum vitae, Biografie, Biografieforschung