Virtuelle Geschichte
Die Virtuelle Geschichte, oder kontrafaktische Geschichte, auch Alternativ-Geschichte oder Uchronie (lateinisches Kunstwort aus chronos = Zeit -, ou = kein bzw. eu = gut -> Nicht-Zeit im literarischen/philosophischen Sinn) ist eine neuere Strömung der Geschichtswissenschaft, die in letzter Zeit zunehmend Anerkennung findet. Bei ihr geht es um Überlegungen, wie historische Abschnitte und Entwicklungen anders hätten verlaufen können, wenn man bestimme Voraussetzungen ändert. Typische Fragestellungen sind also z.B.: "Was wäre passiert, wenn Bismarck Deutschland nicht geeinigt hätte?", "was wäre gewesen, wenn Hitler den 2. Weltkrieg gewonnen hätte" oder "Alexander der Große nicht so früh gestorben wäre?". Es werden also Alternativszenarien entworfen. Generell gilt: je weiter ein Ereignis zurückliegt, desto hypothetischer werden die Aussagen für seine Auswirkungen. Virtuelle Geschichte ist jedoch mehr als nur Gedankenspielerei. So kann sie beispielsweise ein nützliches Instrument sein, um die Ursachen von historischen Geschehnissen besser zu verstehen, was Historiker (wie A. Toynbee, A. Demandt) verwendeten.Zudem wird Virtuelle Geschichte als Uchronie und Alternativwelt-Szenarien in der Literatur (Science Fiction) verwendet.
siehe Alternativwelt, Parallelwelt, Utopie
Literatur
J. C. Squire: Wenn Napoleon bei Waterloo gewonnen hätte und andere abwegige Geschichten. ISBN 3453149114
Erik Simon: Alexanders langes Leben, Stalins früher Tod. ISBN 3453149122
Kai Brodersen: Virtuelle Antike. ISBN 3896782215
Niall Ferguson: Virtuelle Geschichte. ISBN 3896782010
Alexander Demandt: Ungeschehene Geschichte