Virgil Grissom
Virgil Ivan "Gus" Grissom (* 3. April 1926 in Mitchell/Indiana; † 27. Januar 1967 in Cape Canaveral/Florida) war ein US-amerikanischer Astronaut.
Grissom war nach Alan Shepard der zweite US-Amerikaner im All und war der erste Astronaut, der den Weltraum zweimal besuchen durfte.
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Gus Grissom wuchs mit seinen zwei Brüdern Norman und Lowell, sowie seiner Schwester Wilma bei seinen Eltern Dennis und Cecile Grissom auf.
Während des Besuchs der Mitchell High School lernte er seine zukünftige Frau Betty Moore kennen, die er im Juli 1945 heiratete. Zu dieser Teit war er Flugschüler bei der U.S. Air Force. Nach Kriegsende bekam er allerdings einen Schreibtischjob, so dass er sich entschloss, aus der Air Force auszutreten.
Im Jahr 1950 machte Grisssom seinen Bachelor of Science in Mechanical Engineering an der Purdue University [1] in West Lafayette, Indiana. Diese Studium finanzierten er und seine Frau, indem Grissom nach dem Unterricht in einem Restaurant Burger zubereitete und seine Frau Betty als Vermittlerin für Ferngespräche arbeitete.
Da Gus Grissom aber immer Testpilot werden wollte, trat er nach seinem Studium wieder in die Air Force ein und machte seinen Pilotenabschluss. Ein knappes Jahr später wurde er nach Korea abkommandiert und flog dort in einem halben Jahr hundert Kampfeinsätze.
Nach dieser Zeit arbeitete er als Flugausbilder und beendete 1957 seine Testpilotenausbildung an der Edwards Air Force Base. An der Wright-Patterson Air Force Base testete er nun neue Kampfjets.
Kurz darauf erhielt Gus Grissom eine Top-Secret-Mitteilung, in der er aufgefordert wurde, in Zivilkleidung zu einer bestimmten Adresse in Washington zu kommen. Dort wurde ihm eröffnet, daß er zu den einhundertzehn Testpiloten gehöre, deren Auszeichnungen sie dazu befähige, mehr über das amerikanische Weltraumprogramm und im Besonderen über das Mercury-Projekt zu erfahren.
Nach Grissom's eigener Einschätzung hätte er nie damit gerechnet, für das Programm ausgewählt zu werden, aber er entschloss sich trotzdem, ein Paar der NASA-Tests mitzumachen. Nachdem ein Ärzteteam festgestellt hatte, dass Gus Grissom an Heuschnupfen litt, schied er fast aus dem Programm aus. Er konnte allerdings die Ärzte überzeugen, indem er ihnen klar sagte, daß es im All keine Pollen gäbe.
Am 13. April 1959 wurde die erste amerikanische Astronautengruppe, unter ihnen Gus Grissom, ausgewählt. Die anderen sechs Astronauten waren: Scott Carpenter, Gordon Cooper, John Glenn, Walter Schirra, Alan B. Shepard und Deke Slayton.
Gus Grissom zog nun mit seiner Familie (er hatte mittlerweile zwei Söhne) auf die Langley Air Force Base nach Virginia um. Die nächsten Jahre waren ausgefüllt mit weltweiten Trainingsflügen, Überlebenstraining, Planungsarbeiten und viel Pressearbeit. Ein 16-Stundentag war an der Tagesordnung.
Als der Konkurrenzkampf mit der Sowjetunion durch Gagarinss erstem Weltraumflug am 12. April 1961 begann, wurde Grissom für den zweiten bemannten Mercury-Flug ausgesucht. Da die Raumkapsel wie eine Glocke aussah, taufte sie Gus Grissom Liberty Bell 7. Im Gegensatz zur ersten Mercury-Mission von Alan Shepard wurde die Kapsel etwas modifiziert. Ein größeres Fenster wurde eingebaut und eine Sprengluke installiert, die es dem Astronauten erleichtern sollte, die Kapsel schneller und einfacher zu öffnen.
Am 21. Juli 1961, nach zwei Countdown-Stops, startete Gus Grissom in seine erste Weltraummission. Der Start mit der Redstone-Rakete verlief problemlos. Nach einem ballistischen Flug öffnete sich der Landefallschirm und die Liberty Bell 7 landete im Atlantik.
Gus Grissom bereitete den Ausstieg aus der Kapsel vor, indem er seinen Helm öffnete, den Sauerstoffschlauch und die Gurte entfernte. Danach schaltete er den Absprengmechanismus der Luke scharf. Nach Absprache mit dem Rettungshubschrauber Hunt Club wartete Grissom darauf, daß dieser die Kapsel bergen würde.
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Plötzlich detonierte der Lukensprengsatz und sofort drang Wasser in das Innere der Liberty Bell 7. Instinktiv setzte Grissom wieder seinen Helm auf und verließ die Kapsel. Da diese durch das eindringende Wasser immer schwerer wurde, mußte der Helikopter das Rettungsseil kappen und die Liberty Bell 7 versank im Meer.
Grissom's Raumanzug füllte sich immer mehr mit Wasser, da er das Anschlußloch für den Sauerstoffschlauch nicht verschlossen hatte. Zusätzliches Gewicht hatte er auch dabei, da er etliche Souvenirs mit auf seinen Flug genommen hatte. Ein zusätzlicher Rettungshubschrauber bewahrte ihn dann vor dem Ertrinken und zog ihn an Bord.
Nach Grissom's eigener Aussage und Aussagen der NASA-Techniker lag ein Defekt im System vor, so dass die Luke vorzeitig abgesprengt wurde.
Erst 1999 wurde die Liberty Bell 7 aus dem Atlantik geboregn.
Als Weiterführung des Mercury-Projekts war von der NASA ein Programm geplant, dass mit einer Titan II Rakete eine mit zwei Astronauten besetzte Kapsel in den Weltraum bringen würde. Es sollten zudem Weltraumspaziergänge und Andockmanöver für die zukünftige Mondlandung geübt werden. Dies war das Gemini-Projekt.
Da die NASA ein neues Weltraumzentrum in der texanischen Stadt Houston plante, zog die Familie Grissom in die Nähe nach Timber Cove.
Gus Grissom ging als gelernter Testpilot völlig im Gemini-Projekt auf, da die Gemini im Gegensatz zur Mercury-Kapsel von einem Piloten geflogen werden musste. Für den ersten bemannten Gemini-Flug wurde Alan Shepard ausgesucht. Grissom war der Ersatzmann. Als Shepard aber erkrankte, wurde Gus Grissom die Ehre zuteil, Kommandant der Gemini 3 zu sein. Sein Pilot wurde John W. Young, ein Astronaut der zweiten Auswahlgruppe von 1962.
Am 23. März 1965 hob die Titan II mit der Molly Brown an der Spitze zu einem erfolgreichen Flug ab. Die Hauptaufgabe der Astronauten war es, das Raumschiff auf seine Weltraumtauglichkeit und Steuereigenschaften zu testen. Da die nächsten Missionen auf mehrere Tage ausgelegt waren, gehörte zu Grissoms und Youngs Aufgaben auch das Testen der neuen Weltraumverpflegung in Plastikbeuteln. Grissom, der das Essen schon in der Bodenstation gesehen hatte, sagte vor dem Flug, daß er es nur zu sich nehmen würde, wenn nichts anderes an Bord wäre.
Young hatte dies mitbekommen und als die Zeit gekommen war den Test durchzuführen, fragte er Grissom: "Wie wär's mit einem Corned Beef Sandwich?". Dabei holte er ein Sandwich der Lieblingsmarke von Grissom aus dem Raumanzug und reichte es ihm. Grissom biß genüßlich hinein, was die NASA-Offiziellen etwas aufbrachte, da die Sandwich-Krümel sich überall in der Molly Brown verteilten.
Nach drei kompletten Erdumkreisungen landete die Molly Brown.
Gus Grissom war auch weiterhin im Gemini-Programm beschäftigt. Unter anderem war er als Ersatzmann für die Gemini 6-Mission vorgesehen.
Während des Gemini-Projekts gingen die Arbeiten hin zu einer erfolgreichen Mondlandung weiter. Gus Grissom wurde auch im Nachfolgeprojekt berücksichtigt und sollte dort die erste bemannte Apollo-Mission leiten.
Das Apollo-Raumschiff war aber bei weitem noch nicht so ausgereift wie das Gemini-Vorgängermodell, so dass die Techniker und Astronauten unter Hochdruck an der Fertigstellung der ersten Apollo-Kapsel (012) arbeiteten. Als Apollo-Saturn 204 (AS 204) sollte die Mission im Frühjahr 1967 stattfinden.
Gus Grissom wurde später posthum die Space Medal of Honor des Kongresseses der U.S.A verliehen.
Wie später bekannt wurde, war Gus Grissom einer der Kandidaten, die vorgesehen waren, als erster Mensch den Mond zu betreten. Er hätte eine große Chance gehabt, ausgewählt zu werden.
Siehe auch: Liste der Raumfahrer
Biographie
Von der High School zum Testpiloten
Das Mercury-Programm
Mercury 4 - Liberty Bell 7
Das Gemini-Projekt
Gemini 3 - Molly Brown
Den Namen Molly Brown für die Gemini 3 Kapsel leitete Gus Grissom vom Broadway Musical "The Unsinkable Molly Brown" ab, um so humorvoll sein Trauma mit der gesunkenen Liberty Bell 7 aufzuarbeiten.Das Apollo-Projekt
Apollo 012 (Apollo 1)
Einer der wichtigsten Test fand am 27. Januar 1967 auf der Startrampe in Cape Canaveral statt. Die komplette Besatzung, Edward H. White, Roger B. Chaffee und Gus Grissom nahmen in der Kapsel Platz, um einen Drucktest auszuführen. Dabei wurde die Apollo-Kapsel mit reinem Sauerstoff befüllt. Während des Tests fing jedoch (wahrscheinlich durch einen Kurzschluss) das Innere der Kapsel Feuer. Alle drei Astronauten kamen dabei ums Leben.