Vinland-Karte
Als Vinland-Karte wird eine berühmte und umstrittene Weltkarte bezeichnet.
Sie nennt Bjarni und Leif als Entdecker Vinlands, und damit Amerikas. Sie wäre die früheste Karte, die die Küste Nordamerikas kartiert. Sie zeigt neben Afrika, Asien und Europa drei Inseln im Nordatlantik mit den Namen "Isoland Ibernica" (Island), "Grouelanda" (Grönland) und Vinland mit dem Text "Vinilanda Insula a Byarno reperta et leipho sociis" (in etwa: "Die Insel Vinland, von den Gefährten Bjarni und Leif entdeckt") sowie einem weiteren Text, der ebenfalls einen "Leif" erwähnt, der aber nicht mit Leif Eriksson identisch ist, sondern mit einem späteren Bischof gleichen Namens. Beide Texte entsprechen dem Inhalt gesicherter isländischer Sagas und anderer Quellen.
Die Karte lässt sich nur bis in Jahr 1957 zu einem Buchhändler aus Barcelona zurückverfolgen, der sie, zusammengebunden mit der "Tartarenrelation" (Hystoria Tartarorum), zum Verkauf anbot. Die Tartarenrelation beschreibt die Missionsreise eines Franziskaners zu den Mongolen in den Jahren 1245-1247. Lawrence Witten, ein Antiquar aus Conneticut, erwirbt die Karte und das Buch für 3500 Dollar. Durch die Stiftung von 250.000 Dollar eines anonymer Mäzen, gelangt die Karte 1959 an die Yale Universität. Ihr Wert wird heute auf 18 Millionen US-Dollar geschätzt.
Dass die Wikinger Amerika, genauer Neufundland, erreichten ist zwischenzeitlich archäologisch gesichert. Davon zeugen die, 1978 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärten, Reste einer Wikingersiedlung auf Neufundland bei L'Anse aux Meadows. Das auf der Karte dargestellte Vinland könnte durchaus als Neufundland identifiziert werden.
Echt oder Fälschung
Das Pergament der Karte ist zweifelsfrei echt. Die
Radiokarbonuntersuchung datiert es auf
ca. 1434. Anhand der Wurmlöcher ließ es sich als Teil des
"Speculum historiale" des Vinzenz von Beauvais identifizieren. Damit
klärte sich auch ein zuvor unverständliches Textfragment auf dem
Pergament, der die Karte als "delineatio prima pars secunda pars
tertia partis speculum" bezeichnet, was etwa "eine Karte, erster,
zweiter, und dritter Teil des Speculum" heißen kann, ohne Kenntnis des
Ursprungs des Pergaments aber keinen Sinn ergibt. Weder die Echtheit
des "Speculum historiale" noch der "Tartarenrelation" wurden je in
Zweifel gezogen.
An den Zeichnungen auf der Karte bestehen jedoch Zweifel. Die chemischen Analysen der Tinte ergaben das Titandioxid Anatas als Bestandteil, das vor 1923 nicht verwendet wurde. Im Juli 2002 stellte man mit der Nutzung der Ramanspektroskopie erneut fest, dass die Zeichnungen auf der Karte nicht von vor 1923 stammen können. Andereseits scheint Anatas nach neuesten Ergebnissen in einzelnen Klöstern schon im 15. Jahrhundert benutzt worden zu sein, oder genauer: Es kann sich bei einer bestimmten Tintenrezeptur, der Eisengallustinte, bilden.
Auch die genaue Darstellung Vinlands und besonders Grönlands als Insel ist ungewöhnlich, andere Karten zeigen Grönland noch Jahrhunderte später als nach Norden unbegrenzt. Auch scheinen diese drei Inseln außerhalb der ansonsten durch die Küstenlinen vorgegebenen Kartengrenzen zu liegen.
Somit ist die Kontroverse um die Vinlandkarte wieder voll entbrannt, nachdem sie der Mehrheit der Fachwelt über Jahrzehnte als Fälschung galt.
Der pensionierte U-Boot-Kommandant Gavin Menzies geht sogar
soweit, dass er die geographische Information auf der Vinlandkarte
chinesischen Seefahrern zuschreibt, die nicht nur Amerikas
Ostküste entdeckten, sondern zumindest auf dem Heimweg Grönland und
Sibirien nördlich umsegelten, und dieses Wissen an einen Portugiesen weitergaben, der es nach Europa brachte. Angesichts zahlreicher noch zu
beweisender Annahmen, auf denen diese These basiert, erscheint sie
jedoch hoch spekulativ.Spekulationen