Vietnamesische Sprache
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Die Vietnamesische Sprache (Vietnamesisch) ist in ihrer Phonetik eine Tonsprache, das heißt, neben den Silben ist auch die Tonhöhe ein bedeutungstragendes Merkmal. Das Vietnamesische kennt 6 Tonhöhen. In seiner Grammatik ist es eine isolierende Sprache. Vietnamesisch ist in Vietnam Amtssprache.
Der Language Code ist vi bzw. vie (nach ISO 639). Vietnamesisch wird heute in lateinischer Schrift mit einigen Zusatzzeichen zur Kennzeichnung der Töne geschrieben. Früher wurde es in chinesischer Schrift geschrieben.
Vietnamesisch wird von etwa 75 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. In Vietnam selbst sprechen ca. 80 Millionen Menschen die Sprache, zudem sprechen schätzungsweise 3-4 Millionen Auslandsvietnamesen vietnamesisch (unter anderem 1,8 Millionen in den USA, 100.000 in Deutschland und 5.000 in Polen). Zudem sprechen ca. 9 Millionen Menschen Vietnamesisch, die als Angehörige von Minderheiten in Vietnam leben. Auch mehrere Hunderttausend Ausländer beherrschen diese Sprache.
=Allgemeine Einführung in die Sprache und Schrift= Die gegenwärtige vietnamesische Sprache wurde erstmals im September 1945 als die offizielle Verkehrs- und Nationalsprache des Landes eingeführt. Heute sprechen fast 81,7 Millionen [LE02] Menschen in Vietnam und fast 4 Millionen Auslandvietnamesen (überwiegend in USA und Australien) Vietnamesisch.
Nach der Statistik von SIL’s Ethnologue liegt Vietnamesisch hinter Französisch auf dem Platz 14 der 22 meistgesprochenen Sprachen der Welt.
Die Entwicklung der vietnamesischen Sprache und Schrift steht unter sehr großem Einfluss der wechselvollen Geschichte Vietnams, die durch zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen mit ausländischen Eindringlingen und deren Versuche der Einflussnahme gekennzeichnet ist.
Während einer mehr als 1000jährigen chinesischen Fremdherrschaft (111 v. Chr bis 968) mussten Vietnamesen Chinesisch als Amts- und Bildungssprache akzeptieren. Dies führte zur Übernahme zahlreicher chinesischer Wörter vor allem aus dem gesellschaftspolitischen und kulturellen Bereich in die vietnamesische Sprache.
Nach dem 10. Jahrhundert wurde Ðại Việt - so hieß Vietnam zu dieser Zeit - gegründet, dennoch spielte Chinesisch bis ins 13. Jahrhundert eine zentrale Rolle für die vietnamesische Kultur. Alle literarischen Werke wurden in der sogenannten „Chữ Hán“ verfasst.
„Chữ Hán“ bedeutet wörtlich "Schrift der Hán", damit war das Chinesische gemeint. „Chữ Hán“ unterscheidet sich vom Chinesischen vor allem in der Aussprache.
Nichtsdestotrotz konnte „Chữ Hán“ nicht die Identität der Vietnamesen ausdrücken. Viele vietnamesische Laute und Wörter ließen sich nicht mit „Chữ Hán“ auffassen. Daher entwickelten die vietnamesischen Gelehrten anfangs des 13. Jahrhunderts in Anlehnung an chinesische Hieroglyphen und auf der Grundlage der vietnamesischen Sprache eine eigene vietnamesische Schrift, die als „Chữ Nôm“ bezeichnet wurde.
Die Entstehung der „Chữ Nôm“ lässt sich in zwei Phasen unterteilen:
In der Anfangsphase „đồng hóa chữ Hán“ (Vereinheitlichung der „Chữ Hán“) wurde„Chữ Hán“ dazu genutzt, um systematisch die häufig genutzten vietnamesischen Wörter bzw. Begriffe wie Eigennamen, Sachen, Tiere etc., die in den Dokumenten vorkommen, zu vereinheitlichen. Diese Lehnwörter wurden dann als „Hán-Việt“ (sino-vietnamesische Wörter) bezeichnet.
In der nächsten Phase wurden neben der „đồng hóa chữ Hán“ auch systematisch neue eigene Wörter in die „Chữ Nôm“ eingeführt, die nach bestimmten Schreibregeln entstanden sind. Die neu entwickelten Schreibregeln und neue Wörter ermöglichten den Vietnamesen nun ihre Laute und Wörter genauer niederzuschreiben.
Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert erreichte „Chữ Nôm“ endlich ihren Höhepunkt. Sie hatte ihre Entwicklungsphasen endgültig hinter sich, war nun eine vollwertige Sprache (siehe Abbildung 1 auf der nächsten Seite). Viele Philosophen, Schriftsteller und Politiker veröffentlichten ihre Werke in dieser Schrift. Ein berühmter Schriftsteller unter ihnen war Nguyễn Du. Seine Werke unter anderem „Truyện Kiều“ haben ihren Bekanntheitsgrad wie die „Faust“ von Goethe. Seine Werke sind heute Pflichtlektüre in fast allen Schulen in Vietnam.
Dennoch konnte „Chữ Nôm“ nicht die breite Nutzung in der Bevölkerung finden, da zu dieser Zeit die politische Lage instabil war. Eine Dynastie ersetzte die andere. Ein zweiter Grund war, dass „Chữ Nôm“ schwieriger zu erlernen war als erwartet. Aus diesen Gründen wurden die beiden Schriftsysteme „Chữ Nôm“ und „Chữ Hán“ parallel bis zu Ende der 19. Jahrhundert genutzt.
Im 16. Jahrhundert begannen katholische Missionare aus Portugal, Spanien und Frankreich in Vietnam zu wirken. Da „Chữ Nôm“ und „Chữ Hán“ für ihre Zwecke ungeeignet waren, begannen sie mit Hilfe von vietnamesischen Gläubigen und Geistlichen an einer neuen Schrift zur Verbreitung der christlichen Lehre zu arbeiten. Diese Schrift heißt „Chữ Quốc Ngữ“ (Schrift der Nationalsprache). „Chữ Quốc Ngữ“ ist eine Schrift, die auf lateinischem Alphabet basiert und mit Zusatzzeichen für die 6 Töne und einige besondere Laute ausgestaltet ist. 1651 lag das Ergebnis ihrer Arbeit in Form eines Wörterbuchs (Từ điển An Nam - Bồ Đào Nha / Dictionnarium annamiticum, lustanum et latinum) von dem französischen Jesuiten Alexandre de Rhodes vor. Chữ Quốc Ngữ
Als die katholischen Missionare aus Europa mit ihrer Verbreitung der christlichen Lehre begannen, standen sie vor zwei großen Problemen. Einerseits müssten die Zusatzzeichen erfunden werden, damit die vietnamesische Laute richtig auf Basis des lateinischen Alphabets niedergeschrieben werden konnten. Andererseits sollte die Struktur der vietnamesischen Sprache erhalten bleiben, unter anderem die Einsilbigkeit der Sprache. (mehr dazu im nächsten Abschnitt)
Christofora Borri, Francisco de Pina, Francisco de Buzomi waren die großen Pioniere. Sie haben mit Hilfe von einigen vietnamesischen Gläubigen und Geistlichen systematisch alle vietnamesische Laute, die für ihre christliche Verbreitung notwendig waren, auf „Chữ Quốc Ngữ“. umgeschrieben (Transkription) und damit die ersten Grundsteine für die Struktur der vietnamesische Sprache gelegt. Dennoch gab es noch keine einheitliche Schreibweise für die Transkription. Einige Missionäre schrieben „Chữ Quốc Ngữ“ nur nach ihren Gefühlen. Das folgende Beispiel zeigt ein Wort, das unterschiedlich geschrieben ist: [LV03]
Omgne (Christoforo Borri 1618-1621)
Ungne (Jaõo Roig 20-11-1621)
Ongne, Unguè (Gaspar Luis 12-12-1621)
Unghe (Gaspar Luis 1-1-1626)
Onghe (Antonio de Fontes 1-1-1626)
Heute wird das Wort wie folgt geschrieben:
„Ông Nghè“ (der Doktor)
Ein weiteres interessantes Beispiel für die damalige „Chữ Quốc Ngữ“ ist:
„Con gno muon bau tlom laom Hoalaom chian” 1)
Heute wird der Satz wie folgt geschrieben:
Con nhỏ muốn vào trong lòng Hoa Lang chăng?
(Willst du in die katholische Kirche eintreten?)
Wenn wir uns nun die Beispiele laut vorsprechen, werden wir feststellen können, dass die Laute „unscharf“ klingen und da Vietnamesisch eine Tonsprache ist, müssen die Schreibweisen vereinheitlicht werden.
Das Problem hatten Gaspar d’Amaral, Antoine de Barbosa und Alexandre de Rhodes auch damals erkannt. Sie benutzten konsequent die 6 eingeführten Zusatzzeichen (mehr dazu im nächsten Abschnitt), um die Laute genauer aufzufassen. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist in Form von drei Wörterbüchern bekannt:
Der Inhalt des „Dictionarium Annamiticum Lusitinum et Latinum“ umfasst drei Kapiteln.
a. Teil I. Linguae Annamaticae seu Tunchinensis brevis declaratio (dieser Grammatikteil besteht aus 8 Kapiteln und hat 31 Seiten:
Kapitel I .- De literis et syllabis quibus hase lingue constat (Schrift und Silben in der Vietnamesischen Sprache)
Kapitel II.- De Accentibus et aliis signis in vocalibus (Tonhöhe)
Kapitel III.- De Nominibus (Nomen)
Kapitel IV.- De Pronominibus (Pronomen)
Kapitel V.- De Aliis Pronominibus (andere Pronomen)
Kapitel VI.- De Verbis (Verben)
Kapitel VII.- De Reliquis oratiomis indeclinabilibus ()
Kapitel VII.- Pracepta quacdam ad syntaxim pertinentia (Syntax)
b. Teil II. Dictionarium Annamiticum seu Tunchinense cum lusiatna, et latina declaratione.
Dieser Teil ist das eigentliche Wörterbuch. Er hat keine Seitennummerierung und umfasst ca. 900 Spalten (umgerechnet ca. 225 Seiten). Zu jeder „Chữ Quốc Ngữ“. stehen eine portugiesische und eine lateinische Übersetzung.
c. Teil III. Index Latini sermonis.
Dieser Teil listet alle „Chữ Quốc Ngữ“ mit Spaltennummer auf.
Entstehungsphasen
Die Entstehung der „Chữ Quốc Ngữ“ lässt sich in drei Phasen unterteilen: I. Giai Ðoạn Phôi Thai (Entstehungsphase): 16. - 17. Jahrhundert
Aus irgendeinem Grund sind die Originale der ersten beiden Wörterbücher verloren gegangen. Die Sprachhistoriker vermuten, dass sie bei der Transport von Macao nach Manila verloren gingen. Nur das Wörterbuch von Alexandre de Rhodes wurde am 05.02.1651 in Rom, Italien vom Priester Francisco Piccolomineus zum Druck freigegeben. Sein Wörterbuch markierte quasi die Geburtstunde der „Chữ Quốc Ngữ“.
Hier sind einige Beispiele, die uns Aufschluss drüber geben, wie ähnlich „Chữ Quốc Ngữ“. zu dieser Zeit der gegenwärtigen vietnamesischen Schrift geworden ist.
Damals | Heute | Deutsch |
cà | cà | Tomate |
cã | cả | alle |
cá | cá | Fisch |
tlẽ | trẻ | jung |
tle | tre | Bambus |
Vor der Modernisierung | Nach der Moderniserung | Deutsch |
blõ | trở | werden |
mlòy | lời | Stimme |
tlêi | trẩy | gehen |
oũ | ông | du/Sie(männlich) |
Vietnamesische Bezeichnung | Deutsche Bezeichnung | Zeichen | Charakter |
---|---|---|---|
1. Thanh không | Normalton | (kein) a | Mitte eben |
2. Thanh sắc | steigender Ton | ´ á | hoch steigend |
3. Thanh huyền | fallender Ton | ` à | tief eben |
4. Thanh hỏi | fallend steigender Ton | ả | fallend steigend |
5. Thanh ngã | unterbrochen steigender Ton | ~ ã | hoch gebrochen |
6. Thanh nạng | tiefer/steil fallender Ton | ạ | tief gebrochen |
Nur die Vokale a, ă, â, e, ê, i, o, ô, ơ, u, ư und y können als Silbenträger fungieren, da die Tonhöhen bei ihnen sich am deutlichsten vernehmbar hervorheben. Daher werden auch nur die Vokale mit dem jeweiligen Tonhöhenzeichen versehen. Alle Möglichkeiten der Wiedergabe eines mit einem Tonhöhenzeichen versehenen Vokals sind in Abbildung 3 auf der vorherigen Seite angeführt.
Trotzdem kommt nicht jede vietnamesische Silbe in allen sechs Tonhöhen vor. So hat beispielsweise „khuya“ (Mitternacht) nur in Verbindung mit dem Normalton einen Sinn. Mit anderen Tonhöhen gesprochen hat diese Silbe keinerlei Bedeutung.
=Aussprache= Es gibt drei wesentliche Dialektvarianten: Nord-, Zentral- und Süddialekt. Sie unterscheiden sich nur in der Aussprache und Wortwahl, nicht aber im Hinblick auf Rechtschreibung und Syntax.
Die Wörter setzen sich fast ausschließlich aus drei Bestandteilen zusammen: den Vokalen, den Konsonanten und den Tonhöhen. Ausnahmen gibt es nur wenige. Beherrschen wir die Sprechtechniken, so sind wir in der Lage unbekannte Texte phonetisch richtig zu lesen und können sich ganz auf das Erlernen des Wortschatzes konzentrieren.
Anfangslaute, die dem Deutschen ähneln: b c đ k g h l m n t th q, wobei c und k gleich ausgesprochen werden.
Anfangslaute, die vom Deutschen abweichen: ph v d gi s r x ch tr kh ng ngh nh, wobei ph dem deutschen f und v dem deutschen w entsprechen.
Endlaute, die dem Deutschen ähneln: m n p t, wobei sie weicher als die im Deutschen gesprochen werden.
Endlaute, die vom Deutschen abweichen: nh ng ch c
Auslauthalbvokale
Außer den oben genannten Endkonsonanten können auch sogenannten Halbvokale i/y und u/o die Silbe abschließen. Diese stehen jeweils hinter einem anderen Vokal.
i ưi ơi ai ôi oi
y ay ây
u au âu iu êu ưu
o ao eo
Die folgende Tabelle [LB02] listet alle möglichen Endsilben auf. Sie wird für das später vorgestellte „Kompositionsalgorithmus“ genutzt.
Töne:
Vietnamesisch richtig aussprechen bedeutet Vokale, Konsonanten und Tonhöhen richtig miteinander „komponieren“.
Abkürzungen, die in (I) und im Algorithmus verwendet werden:
A : Anfangskonsonant
ÜV : Übergangshalbvokal
HV : Halbvokal
V : Vokal
E : Endkonsonant
T : Tonhöhenzeichen
|| : oder
+ : und
S : Silbe bzw. Wort
Der Aufbau jeder vietnamesischen Silbe ist: (I)
S = V || (1)
= V + T || (2)
= HV || (3)
= HV+T || (4)
= A + V || (5)
= A + V +T || (6)
= A + HV || (7)
= A + HV + T || (8)
= A + ÜV+V || (9)
= A + ÜV+V+T || (10)
= [(1) || (2) ||(5) || (6) ||
(9) || (10) ] + E (11)
Input: eine beliebige vietnamesische Silbe (S)
=Weblinks=
Anfangskonsonanten
Endkonsonanten
Übergangshalbvokale
Falls Sie in einer Silbe auftreten, stehen sie meist zwischen Anfangskonsonant und Vokal.
uy uya uyê (uy wie ui in franz. lui)
u uê uâ oâ
o oe uơ oa (oa wie in oi in franz. toi)Endsilben
Die Endsilbe setzt sich aus dem Vokal bzw. Diphthonge und Endkonsonanten zusammen oder sie ist Auslauthalbvokal.
Normale Sprechtonlage
Kompositionsalgorithmus
Der Algorithmus sieht wie folgt aus: 1. Schritt:
Prüfen, ob S Tonhöhenzeichen hat.
Falls ja, einfach das Tonhöhenzeichen ignorieren.
Die Struktur der Silbe mit Hilfe von (I) analysieren.
Falls S == (1) || (2) || (3) || (4), identifiziere die Umschrift
der S in Tabelle 3,4 und der Auslauthalbvokale und versuche
ihn laut zu lesen. Fertig.
Sonst geht weiter mit Schritt 2.
2. Schritt:
HV in S finden.
Falls keinen HV gefunden, suchen V in S.
Identifiziere die Umschrift der HV bzw. V in Tabelle 3 bzw. 4
Versuche ihn laut zu lesen.
Falls es mit dem Artikulieren nicht klappt, üben. Sonst weiter.
Falls es sich um HV handelt, geht zum Schritt 5,
sonst weiter mit Schritt 3.
3. Schritt:
E in S finden.
Identifiziere die Umschrift der E in Tabelle 5,6,7
Versuche ihn laut zu lesen.
Falls es mit dem Artikulieren nicht klappt, üben.
Sonst weiter mit Schritt 4.
4. Schritt:
Bilde die Endsilbe, indem man den identifizierten Vokal V mit identifiziertem Endkonsonant E verknüpft.
Identifiziere die Umschrift der Endsilbe in der Tabelle 8-13
Falls es mit dem Artikulieren nicht klappt, üben.
Sonst weiter mit Schritt 5
5. Schritt:
Die Endsilbe zusammen mit A ohne Tonhöhenzeichen laut lesen.
Falls es mit dem Artikulieren nicht klappt, üben.
Falls S kein Tonzeichen hat, fertig.
Sonst weiter mit Schritt 6
6. Schritt:
Sich vergewissern, dass die Bedeutung des Tonhöhenzeichens verstanden wird. Falls nicht, den letzten Abschnitt „Töne“ nochmals anschauen, sonst die Silbe unter Berücksichtigung des Tonhöhenzeichens laut lesen. Fertig!